
Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist zuversichtlich, dass der Start um 20 Uhr MESZ reibungslos verläuft. Bei einem Probelauf im Juni konnten letzte Probleme behoben werden. Das Vorgängermodell Ariane 5 war vor einem Jahr zum letzten Mal nach 27 Jahren im Einsatz gestartet. Seither konnten die Europäer nicht mehr eigenständig Satelliten in die Umlaufbahn bringen: Seit Moskaus Invasion in der Ukraine haben sie keinen Zugang mehr zur russischen Trägerrakete Sojus, die zehn Jahre lang von Französisch-Guayana aus gestartet war. Und die Vega C-Rakete ist nach einem Unfall seit Ende 2022 am Boden. Die Verzögerung des eigentlich für 2020 geplanten Jungfernflugs der Ariane 6 verschärfte die Krise.
Deshalb sei die Ariane 6 entscheidend für Europa, das unbedingt einen unabhängigen Zugang zum Weltraum haben müsse, sagte ESA-Chef Aschbacher. Ähnlich äußerte sich die Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrt, Christmann. Das Projekt Ariane 6 war 2014 beschlossen worden und kostete 4,5 Milliarden Euro. Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Beitragszahler des Ariane-6-Programms der ESA.
Bei ihrem ersten Start wird die neue Trägerrakete 18 "Passagiere" an Bord haben: Mikrosatelliten von Universitäten und wissenschaftliche Experimente, darunter auch einige aus Deutschland. Ariane 6 wird Satelliten in einige hundert Kilometer Höhe bringen, aber auch in eine geostationäre Umlaufbahn in 36.000 Kilometern Höhe. In dieser Höhe entspricht die Geschwindigkeit des Satelliten der Rotationsgeschwindigkeit der Erde, sodass Beobachter am Boden den Eindruck haben, er bewege sich nicht. Das Vinci-Triebwerk der Rakete kann wiederholt gezündet werden, um mehrere Satelliten an verschiedenen Punkten im All absetzen zu können.
Der erste kommerzielle Flug von Ariane 6 soll Ende des Jahres stattfinden. In der ersten Phase sind neun Flüge pro Jahr geplant. Damit ist Ariane weit entfernt vom US-Unternehmen SpaceX, das den Wettbewerb dominiert und allein im Mai 14 Starts der Rakete Falcon 9 absolvierte.
Diese Nachricht wurde am 07.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.