Das ist, kurz gefasst, auch Handlung und Botschaft von "Ariane et Barbe-Bleue". Das Weitere ist Musik - gestützt auf eine großartig ausdifferenzierte Partitur, die der Pariser Bankierssohn Paul Dukas zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem skrupulösen Arbeitsprozess hervorbrachte.
Der reich instrumentierte Tonsatz des Paul Dukas erscheint als Schatzhaus mit verschiedenen Kammern und doch zugleich ein architektonischer Wurf - wie aus einem Guss. Für die einzelnen Truhen wurden eher Perlen französischer Provenienz gesammelt und veredelt. Der Anteil an Rheingold und anderen deutschen Wagner-Notierungen hält sich sehr in Grenzen, was Dukas nach der Uraufführung 1907 an der Opéra-comique nicht nur von national gesonnenen Landsmännern hoch angerechnet wurde, sondern was sich auch ein Jahrhundert später noch als musikalischer Gewinn erweist: Dukas wies damals im Richtungsstreit des Opernkomponierens einen der bedenkenswertesten Wege.
Die neue Züricher Produktion des symbolistischen Werks wurde von einigem Gedankenaufwand begleitet und viel Regisseursgerede um die als letzte Partnerin des notorischen Freiers Blaubart und als blauäugige Frauenbefreierin auf den Plan tretende Ariadne. Maurice Maeterlincks mythologische Burg der Ge- und Verborgenheit wie der lähmenden Schrecken wird radikal entzaubert. Sie schrumpft: Der legendäre Herzog wohnt in einer ruhigen Siedlungsstraße und sperrt dort seine fünf früheren Frauen im Souterrain in Lattenverschläge - Einfamilienhaus freistehend mit Vorgarten, frühe Siebzigerjahre.
Dass dort am Ende ein Bauernaufstand und der heftigste Schwerterkampf zwischen aufgebrachten Untertanen und Blaubarts "Mohren" (also: afrikanischen Legionären) ausbricht, erscheint in der Tat als höchst unwahrscheinlich. Und so bringen denn in der Züricher Modernisierung konsequenterweise unbestimmt Uniformierte, jedenfalls Angehörige offizieller Sicherheitsdienste, nicht einige Anführer der Aufrührer den verletzten Feudalherrn als Schlachtopfer auf die Szene. Die weite Landschaft der Maeterlinckschen Mythologie, in die sich gewiss auf fulminante Regietheaterweise Einblick nehmen lässt, wird ödes und schnödes Milieu eines mittleren Bürgertums. Aktueller erscheinen die Fragen nach Freiheit und Unterwerfung beziehungsweise freiwilliger Unterordnung dadurch kaum.
Für die Mäßigung von Regisseur Claus Guth entschädigt die Spitzenleistung des Orchesters unter den wachen Augen und milden Händen von John Eliot Gardiner.
Die Bodenhaltung und Bodenhaftung des Orchesters zahlt sich aus: Die Balance mit der Bühne erscheint stimmig, ja beglückend sowohl in den Momenten der zaghaft-zarten Klage der fünf Frauen wie dort, wo sich Yvonne Naef mit gebändigten Kräften zu großen Erwägungen im Namen der Freiheit und hohem Verstand für eines der grundsätzlichsten Probleme der Menschheit aufschwingt - für das, was in der Tiefe zwischen dem Mann und den Frauen abgeht. Die Schweizer Sopranistin triumphiert bei ihrem Heimspiel als Ariadne. Seit ihrem Einsatz als Amsterdamer Dido im Berlioz-Jahr 2003 scheint die mitunter etwas scharf ausschlagende Stimme vor allem Geschmeidigkeit und Konzilianz hinzugewonnen zu haben - beides Tugenden, die der Dukas-Tonsatz braucht und die ihm nun aus Naefs Kehle zugute kommen.
Der reich instrumentierte Tonsatz des Paul Dukas erscheint als Schatzhaus mit verschiedenen Kammern und doch zugleich ein architektonischer Wurf - wie aus einem Guss. Für die einzelnen Truhen wurden eher Perlen französischer Provenienz gesammelt und veredelt. Der Anteil an Rheingold und anderen deutschen Wagner-Notierungen hält sich sehr in Grenzen, was Dukas nach der Uraufführung 1907 an der Opéra-comique nicht nur von national gesonnenen Landsmännern hoch angerechnet wurde, sondern was sich auch ein Jahrhundert später noch als musikalischer Gewinn erweist: Dukas wies damals im Richtungsstreit des Opernkomponierens einen der bedenkenswertesten Wege.
Die neue Züricher Produktion des symbolistischen Werks wurde von einigem Gedankenaufwand begleitet und viel Regisseursgerede um die als letzte Partnerin des notorischen Freiers Blaubart und als blauäugige Frauenbefreierin auf den Plan tretende Ariadne. Maurice Maeterlincks mythologische Burg der Ge- und Verborgenheit wie der lähmenden Schrecken wird radikal entzaubert. Sie schrumpft: Der legendäre Herzog wohnt in einer ruhigen Siedlungsstraße und sperrt dort seine fünf früheren Frauen im Souterrain in Lattenverschläge - Einfamilienhaus freistehend mit Vorgarten, frühe Siebzigerjahre.
Dass dort am Ende ein Bauernaufstand und der heftigste Schwerterkampf zwischen aufgebrachten Untertanen und Blaubarts "Mohren" (also: afrikanischen Legionären) ausbricht, erscheint in der Tat als höchst unwahrscheinlich. Und so bringen denn in der Züricher Modernisierung konsequenterweise unbestimmt Uniformierte, jedenfalls Angehörige offizieller Sicherheitsdienste, nicht einige Anführer der Aufrührer den verletzten Feudalherrn als Schlachtopfer auf die Szene. Die weite Landschaft der Maeterlinckschen Mythologie, in die sich gewiss auf fulminante Regietheaterweise Einblick nehmen lässt, wird ödes und schnödes Milieu eines mittleren Bürgertums. Aktueller erscheinen die Fragen nach Freiheit und Unterwerfung beziehungsweise freiwilliger Unterordnung dadurch kaum.
Für die Mäßigung von Regisseur Claus Guth entschädigt die Spitzenleistung des Orchesters unter den wachen Augen und milden Händen von John Eliot Gardiner.
Die Bodenhaltung und Bodenhaftung des Orchesters zahlt sich aus: Die Balance mit der Bühne erscheint stimmig, ja beglückend sowohl in den Momenten der zaghaft-zarten Klage der fünf Frauen wie dort, wo sich Yvonne Naef mit gebändigten Kräften zu großen Erwägungen im Namen der Freiheit und hohem Verstand für eines der grundsätzlichsten Probleme der Menschheit aufschwingt - für das, was in der Tiefe zwischen dem Mann und den Frauen abgeht. Die Schweizer Sopranistin triumphiert bei ihrem Heimspiel als Ariadne. Seit ihrem Einsatz als Amsterdamer Dido im Berlioz-Jahr 2003 scheint die mitunter etwas scharf ausschlagende Stimme vor allem Geschmeidigkeit und Konzilianz hinzugewonnen zu haben - beides Tugenden, die der Dukas-Tonsatz braucht und die ihm nun aus Naefs Kehle zugute kommen.