Katja Lückert: Heinz Gaube, vom Institut für Islamkunde in Tübingen, Bam war allerdings bevor es nun durch das Erdbeben zerstört wurde, bereits eine Geisterstadt - von ihren Bewohnern Ende des 18. Jahrhunderts verlassen, weiß man eigentlich warum?
Gaube: Dass sie im 18. Jahrhundert verlassen wurde, ist eine Mär. Sie wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts verlassen, als eben einfach die Sicherheit im Iran größer wurde und die Leute eben sozusagen aus ummauerten Städten raus konnten in die Oasen. Die äußere Sicherheit wurde unter dem Schah größer, es gab keine Banditen mehr in der Gegend und die Bewohner konnten in die Oase ziehen. Da ist es natürlich viel besser, luftiger, Bäume, Gärten und nicht kompakt in der Altstadt zu leben.
Lückert: Nun kommt auf Sie ein wenig die Aufgabe zu, uns diesen entlegenen Ort ein wenig näher zu bringen, denn wir kennen ja bisher nur Luftbilder. Was ist das für eine Stadt? Beschreiben Sie das doch mal.
Gaube: Die Altstadt geht auf eine quadratische Planung zurück ostiranischen Typus, den wir bis nach Zentralasien finden. An der Nordseite ist eine Zitadelle, der Ark eben. Wenn man durch das jetzt noch erhalten gewesene Stadttor in die Stadt kam, war eine gerade Gasse, die direkt auf die Zitadelle führte. Rechts und links waren Basarläden. man kam dann zu einer großen freien Fläche, wo die Martyrerfestspiele stattfanden jedes Jahr. Dann ging man weiter, kam auf einen freien Platz, den Richtplatz des Gouverneurs, wo Gericht gehalten wurde, dann kam man in die Zitadelle, oben drüber lag der Palast des Gouverneurs mit den wunderbaren Pavillons, von denen man einen sehr schönen Blick in die Umgebung hatte und in der Stadt selbst waren sehr große und reiche Häuser. es war eine sehr reiche Stadt, selbst noch zu Beginn des 19. und 20. Jahrhunderts.
Lückert: Haben Sie die Stadt in letzter Zeit mal besucht?
Gaube: Nein, ich habe aber in den 70er Jahren intensiv darüber gearbeitet und es war einzigartig im Iran und im ganzen Nahen Osten. Dass eine Stadt verlassen wurde, Anfang des 20. Jahrhunderts und dass man in dieser Stadt wie in einem Stadtmuseum herumlaufen konnte. Im Orient ist es ja sehr schwer, in Häuser zu kommen - da ist eben die Intim- und Familiensphäre sehr wichtig und in Bam konnte man systematisch die Stadt und ihre Häuser erforschen, weil niemand mehr da war.
Lückert: Es waren natürlich schon Ruinen.
Gaube: Das sind Lehmziegelbauten, die halten nicht lange, 100, 150 Jahre. Aber die Gewölbe waren noch da, man konnte wirklich Schritt für Schritt rekonstruieren, wenn man das Auge dafür hatte, wie das Leben in der Stadt war.
Lückert: Weiß man denn, ob dieses Erdbeben auch noch andere Kulturdenkmäler getroffen hat?
Gaube: Bam, wie es bestanden hat, ist nicht älter als spätestens 17. Jahrhundert. Das sind einfach ganz fragile Lehmziegelbauten und Lehmbauten haben nur eine bestimmte Lebensdauer.
Lückert: Diese ganzen Sachen aus dem 10. Jahrhundert gibt es eigentlich gar nicht?
Gaube: Nein, aber die Grundstrukturen. Da der Ort nie richtig zerstört wurde, hat sich das ganze Gassenmuster erhalten, hat sich die Textur im Prinzip erhalten. Das war eben das Interessante, dass man wirklich in dieses Bam gehen konnte und im Prinzip, wenn man so einen arabischen Text aus dem 10. Jahrhundert unterm Arm hatte, sagen: ja, das war es, das war es, das war es.
Gaube: Dass sie im 18. Jahrhundert verlassen wurde, ist eine Mär. Sie wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts verlassen, als eben einfach die Sicherheit im Iran größer wurde und die Leute eben sozusagen aus ummauerten Städten raus konnten in die Oasen. Die äußere Sicherheit wurde unter dem Schah größer, es gab keine Banditen mehr in der Gegend und die Bewohner konnten in die Oase ziehen. Da ist es natürlich viel besser, luftiger, Bäume, Gärten und nicht kompakt in der Altstadt zu leben.
Lückert: Nun kommt auf Sie ein wenig die Aufgabe zu, uns diesen entlegenen Ort ein wenig näher zu bringen, denn wir kennen ja bisher nur Luftbilder. Was ist das für eine Stadt? Beschreiben Sie das doch mal.
Gaube: Die Altstadt geht auf eine quadratische Planung zurück ostiranischen Typus, den wir bis nach Zentralasien finden. An der Nordseite ist eine Zitadelle, der Ark eben. Wenn man durch das jetzt noch erhalten gewesene Stadttor in die Stadt kam, war eine gerade Gasse, die direkt auf die Zitadelle führte. Rechts und links waren Basarläden. man kam dann zu einer großen freien Fläche, wo die Martyrerfestspiele stattfanden jedes Jahr. Dann ging man weiter, kam auf einen freien Platz, den Richtplatz des Gouverneurs, wo Gericht gehalten wurde, dann kam man in die Zitadelle, oben drüber lag der Palast des Gouverneurs mit den wunderbaren Pavillons, von denen man einen sehr schönen Blick in die Umgebung hatte und in der Stadt selbst waren sehr große und reiche Häuser. es war eine sehr reiche Stadt, selbst noch zu Beginn des 19. und 20. Jahrhunderts.
Lückert: Haben Sie die Stadt in letzter Zeit mal besucht?
Gaube: Nein, ich habe aber in den 70er Jahren intensiv darüber gearbeitet und es war einzigartig im Iran und im ganzen Nahen Osten. Dass eine Stadt verlassen wurde, Anfang des 20. Jahrhunderts und dass man in dieser Stadt wie in einem Stadtmuseum herumlaufen konnte. Im Orient ist es ja sehr schwer, in Häuser zu kommen - da ist eben die Intim- und Familiensphäre sehr wichtig und in Bam konnte man systematisch die Stadt und ihre Häuser erforschen, weil niemand mehr da war.
Lückert: Es waren natürlich schon Ruinen.
Gaube: Das sind Lehmziegelbauten, die halten nicht lange, 100, 150 Jahre. Aber die Gewölbe waren noch da, man konnte wirklich Schritt für Schritt rekonstruieren, wenn man das Auge dafür hatte, wie das Leben in der Stadt war.
Lückert: Weiß man denn, ob dieses Erdbeben auch noch andere Kulturdenkmäler getroffen hat?
Gaube: Bam, wie es bestanden hat, ist nicht älter als spätestens 17. Jahrhundert. Das sind einfach ganz fragile Lehmziegelbauten und Lehmbauten haben nur eine bestimmte Lebensdauer.
Lückert: Diese ganzen Sachen aus dem 10. Jahrhundert gibt es eigentlich gar nicht?
Gaube: Nein, aber die Grundstrukturen. Da der Ort nie richtig zerstört wurde, hat sich das ganze Gassenmuster erhalten, hat sich die Textur im Prinzip erhalten. Das war eben das Interessante, dass man wirklich in dieses Bam gehen konnte und im Prinzip, wenn man so einen arabischen Text aus dem 10. Jahrhundert unterm Arm hatte, sagen: ja, das war es, das war es, das war es.
