So absurd der Friedrichsche Idealismus in diesem Zusammenhang auch anmutet, er ist doch ein Verweis auf jene tatsächlich blühenden Fantasielandschaften des 18. und 19. Jahrhunderts, in denen das Fürstengeschlecht derer von Anhalt-Dessau sich anschickte, ein Lehrbeispiel für eine perfekte Nachbildung der Natur zu geben, im legendären Gartenreich von Wörlitz mit seinen antiken Ruinenlandschaften, Nymphäen und bis hin zu künstlichen Vulkanen, die man für eine handverlesene Zuschauerschaft mit Hilfe von Feuerwerkern effektvoll über mondbeschienenen Wasserflächen explodieren ließ. Die Künstler der sogenannten Chalkografischen Gesellschaft hielten diese künstlichen Naturwunder Anfang des 19. Jahrhunderts in Serien graphischer Blätter fest, um die Faszination auch unter das gewöhnliche Volk zu bringen. Die ad usum delfini gemeinten Stiche finden sich nun in dieser Ausstellung mit den nicht weniger spektakulären Fotografien von Inge Rambow konfrontiert, die ihrerseits Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts mit einer großen Plattenkamera durch die "Wüstungen" ostdeutscher Braunkohletagebaue gezogen ist – und so zieht sich der Abbruch der Ideale von einst und ihr effektvolles Scheitern als Thema durch die Bilder dieser Ausstellung bis in die erlebbare Gegenwart.
Es ist ein Verdienst von Kuratorin Cornelia Wieg, dass sie diesem ganzen Thema ohne falsche Sentimentalität, mit genügend ironischer Distanz begegnet ist und mit ihrer Künstlerauswahl nicht einfach das zu oft gehörte Klagelied vom Verlust der großen Erzählungen anstimmt, das in manchen Beiträgen dieser Ausstellung durchaus noch herauszuhören ist. Aber auch wenn nicht jede der gezeigten Arbeiten von insgesamt dreißig Künstlerin hier überzeugt - dieser Schau gelingt an diesem Ort doch eine spontane Vernetzung von Geschichte und Landschaft, in der Bild und Realität ineinander übergehen. Welche Ausstellung kann das schon von sich behaupten?
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