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Armeestützpunkt Fort Knox
Schatzwächter mit Schwäche für Deutschland

Der James Bond-Film "Goldfinger" machte Fort Knox weltweit bekannt, wo hinter tonnenweise Stahl und Tresorschlössern die großen Goldreserven der USA lagern. Besonders zu Deutschland haben die amerikanischen Schatzwächter enge Verbindungen.

Von Rudi Schneider | 16.11.2014
    United States Bullion Depository, wie es im James Bond Film "Goldfinger" zu sehen ist.
    United States Bullion Depository, wie es im James Bond Film "Goldfinger" zu sehen ist. (Rudi Schneider)
    Der James Bond Thriller "Goldfinger" war es, der Fort Knox auf einen Schlag weltbekannt machte, obwohl das Fort schon seit 1862 in Kentucky eine bewegte Geschichte schrieb. Das Finanzministerium der Vereinigten Staaten errichtete 1936 ein Lager für den größten Teil seiner Goldreserven direkt am Zaun des Fort Knox. Und diese Goldreserve war das fiktive Ziel eines verwegenen Planes von Goldfinger. Im Hauptquartier des MI5 war das bereits aufgefallen.
    Das Goldlager steht bis heute unter der Verantwortung des Schatzamtes der Vereinigten Staaten und wird "United States Bullion Depository" genannt. Für den extrem gesicherten Bau wurden 465 Kubikmeter Granit, 3.200 Kubikmeter Beton und 750 Tonnen Baustahl verarbeitet, um nur einige Superlativen zu nennen. Nach und nach wurde ein Großteil der US Goldreserven in mehr als 500 Eisenbahnwagen dorthin transportiert und eingelagert. Im Film beginnt der Angriff auf das Bullion Depository am Fort Knox mit dem Überflug von Goldfingers Flugzeugstaffel und dem Versprühen eines einschläfernden Nervengases.
    Pussy Galore ist die Kommandantin der Staffel, die nach dem Flug über das Goldlager über das gesamte Gelände des Fort Knox abdreht und dort alle Soldaten einschläfert.
    Schon mancher Film war der Initialzünder für eine spontane Reiseidee. Warum also nicht das Fort Knox und eine der größten Goldreserven der Welt. Unsere Entdeckungsreise zu einem interessanten Teil amerikanischer Geschichte führt uns also in die grün wogenden Hügelketten in Kentucky, südlich von Louisville, wo sich die Pferdekoppeln der Züchter und Whisky-Brennereien die Hand geben.
    Das "United States Bullion Depository" liegt, wie im Film zu sehen ist, ganz einfach und offen an der Kreuzung des US Highway 31 und dem Bullion Boulevard. Dort haben wir uns mit Kelly Rigney Barron, die im Fort Knox geboren und aufgewachsen ist, verabredet.
    "Das ist das Haupttor von Fort Knox, Bullion Boulevard, und dort drüben steht das Bullion Depository. Es wurde 1936 eröffnet, der Wert des Goldes soll zurzeit sieben Trillionen US Dollar betragen. Außen kann man niemand sehen, aber da sind Leute im Innern, die sehr genau beobachten, was hier draußen passiert. Daneben sieht man den Golfkurs, von dem immer wieder Golfbälle rüber zum Tresorgebäude fliegen. So, wir sind am MainGate. Ich brauche jetzt die Pässe und Foto IDs, damit wir sie dem Militär Personal übergeben können."
    Kelly begibt sich mit unseren Pässen in ein Büro am MainGate, in dem alle Besucher registriert werden. Ein großes Schild sagt den ankommenden militärischen Frischlingen, wie die Rekruten genannt werden: "Strength starts here". Um dies möglicherweise auch optisch zu unterstreichen, steht ein historischer Panzer hinter diesem Schild, der sein Kanonenrohr in Richtung des Golddepots gerichtet hat. Dort treffen wir auf Edward Miller, der jahrzehntelang im Fort Knox diente, und dort heute als Historiker tätig ist.
    Ein ganzes Leben im Fort Knox
    "Diese Panzer Einheiten waren zu einer Zeit um 1930 hier stationiert, während man in Washington überlegte, wo man die nationalen Goldreserven unterbringen sollte. Das sollte in jedem Fall außerhalb der großen Banken in den Metropolen sein. Es gab eine ganze Reihe von Gründen, warum man sich für Fort Knox entschied. Hier war eine Panzer Einheit stationiert. Das Gelände war an einer Hauptbahnlinie und weit genug im Inneren des Landes, fern ab von möglichen Angriffsszenarien. Mitte 1930 war das Tresorgebäude fertig. Unter Aufsicht der Armee wurde das Gold und andere wertvolle Dinge dann in das Bullion Depository gebracht."
    Das United States Bullion Depository liegt außerhalb der militärischen Einrichtung Fort Knox, aber direkt vor dem Maingate. Fort Knox ist eine ganze Welt für sich. 1943, zu seiner Blütezeit, bestand das 432 Quadratkilometer große Gelände des Forts noch aus 3.820 Gebäuden. Russel Gold war viele Jahre Chief of Staff im Fort Knox und beschreibt uns das Fort.
    "Fort Knox ist eine Stadt, allerdings eine völlig abgesicherte militärische Stadt. In dieser Stadt gibt es alles, was der Mensch zum Leben braucht, die Quartiere und Wohnhäuser, das Krankenhaus, Postoffice, verschiedene Schulen von der Elementary- bis zur Highschool, der Supermarkt, alle möglichen Sporteinrichtungen, Kirchen und auch Friedhöfe. Es gibt Leute, die in Fort Knox geboren sind und dort sterben, ohne je - wenn ich so sagen darf – rausgekommen zu sein."
    Kelly ist ein Fort Knox Kind wie sie uns stolz erzählt.
    "Ich bin in Fort Knox im Irland Army Hospital geboren. Es ist das älteste Krankenhaus in unserem Armee Hospital-System, und wenn ich´s mir so anschaue, es sieht immer noch aus wie damals, als ich noch ein Kind war. Ich bin ein Armeekind. Mein Vater war hier stationiert. Ich habe auch meinen Ehemann in Fort Knox bei der High-School Graduation kennengelernt."
    Und der ist Zwei-Sterne General im Fort Knox. Am MainGate hat man einen guten Blick auf das betongraue zweigeschossige Quadratgebäude des Bullion Depoistory, das durch mehrere Zäune und Wachtürme gesichert ist und das mehr oder weniger der oberirdische Zugang zu den unterirdischen Lagerräumen ist. Russel Gold erinnert sich natürlich an den James Bond Film, der Fort Knox mit einem Schlag weltberühmt machte.
    Für den Film, so erzählt Russel Gold, wurde das Innere des Gebäudes aus Sicherheitsgründen relativ naturgetreu im Studio nachgebaut. Er selbst war vielfach im Gebäude und erinnert sich.
    "Wenn man reingeht, wird man von einer ganzen Reihe von Leuten beobachtet und überwacht. Es ist nicht wirklich sexy, sondern sehr nüchtern. Die Einrichtung ist sehr einfach und zweckmäßig gestaltet. Zuerst kommt man zu der riesigen Tresortür. Wenn man dann in die unterschiedlichen Gänge schaut, sieht man viele weitere Tresortüren in unterschiedlichen Größen für verschiedene Dinge, die dahinter aufbewahrt werden. Mein Schwager arbeitet auch dort. Unter anderem stapelte er Goldbarren und andere Dinge, die dort untergebracht wurden. Meine Schwägerin gehörte zur Sicherheitsgarde. Zu meiner Zeit war es staubig dort unten. Die Sicherheitseinrichtungen sind während der letzten Jahre sehr verstärkt worden. Die Büros sind sehr sauber und nüchtern mit Stahlstühlen und Stahltischen gestaltet."
    Die Tresortür alleine wiegt 20 Tonnen, ist 60 cm dick und besteht aus sieben Schichten Stahl einer geheimen Legierung. Die Zahlenkombination weiß kein Mensch komplett. Mehrere Mitarbeiter kennen immer nur einen Teil der Kombination, die getrennt eingegeben werden müssen, um ihn zu öffnen.
    "Dieser Tresor ist wirklich riesig. Es gibt Leute, die glauben, dort seien Außerirdische untergebracht. Ehrlich gesagt, dort ist nicht nur Gold gelagert. Während der verschiedenen Kriegszeiten wurden in diesen Räumen wichtige staatliche Dokumente aufbewahrt, auch von anderen Staaten, beispielsweise die Kronjuwelen aus England. Ich erinnere mich aber sehr gut an die Medikamente, die dort für schlechte Zeiten gesichert wurden."
    Selbst Goldfinger wollte das Gold nicht abtransportieren. Für das Gewicht von zur Zeit 4.500 Tonnen Gold hätte er 120 Schwerlaster gebraucht. Stattdessen wollte er das Gold nur radioaktiv durch eine sogenannte schmutzige Bombe verstrahlen, was ihm, wie wir wissen, natürlich nicht gelungen ist. Der Zeitzünder blieb im letzten Moment bei 007 stehen, und die Bombe war entschärft.
    Vom Maingate mit seinem Blick auf das Bullion Depository machen wir uns nun auf den Weg, um Fort Knox zu erkunden. Die Straßenzüge und Gebäude erinnern tatsächlich an die Bilder des James Bond Films. Übungseinheiten sind mit ihren Truppführern unterwegs. Fort Knox, so erfahren wir, hat vielfältige Verbindungen nach Deutschland.
    "Jeder hier war schon in Deutschland"
    "Hier ist es sehr Deutschland orientiert, weil jeder schon mal in Deutschland stationiert war. Und wer die Chance hat, nimmt jede Gelegenheit wahr, wieder nach Deutschland zu gehen, sei es nur zeitweise oder für immer. Ich garantiere, jeder, der mal in Deutschland war, speziell beim Militär, möchte wieder dorthin versetzt werden.
    An seine Zeit in Deutschland erinnert sich Russel Gold noch sehr genau.
    "Wir hatten öfter die Gelegenheit, mit dem Helikopter über all diese Burgen zu fliegen. Anhand der Wege konnte man sehen, wie diese Burgen untereinander organisiert und vernetzt waren, wie sie ganz bewusst aus strategischen Gründen zu einander in Position gesetzt wurden. So etwas sieht man hier in den Vereinigten Staaten eher weniger. Der größte Unterschied ist das Alter. Hier sind die Dinge vielleicht einige Hundert Jahre alt. In Deutschland sind es oft Tausende Jahre."
    Um solche Strategien für den Ernstfall zu trainieren, gibt es im Fort Knox unterschiedlichste Übungsfelder, die alle möglichen Geländeformen simulieren, selbst Gebirge oder Wüste sind dabei, erzählt Russel Gold und deutet auf ein weiteres spezielles Trainingsgebiet.
    "Fort Knox hat auch einen Fluss, den wir Salt-River nennen. Die Seals werden in diesem Flussgelände trainiert. Dort können sie im ganzen Umfeld scharf schießen, das ist sonst nirgends in dieser Art möglich. Es gibt weitere sehr geheime Trainingseinrichtungen im Fort Knox. Ich war schon in vielen Militärposten stationiert, ich mochte sie alle, aber Fort Knox ist ein interessanter Posten."
    Als wir auf unserer Rundreise an der Station der Fort Knox Highschool ankommen, berichtet Edward Miller von einer weiteren Verbindung nach Deutschland.
    "Es gab ein Lager für deutsche Krieggefangene hier in Fort Knox. Ich weiß nicht, wie viele es waren. Es gibt einen Friedhof, auf dem die deutschen Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg in Fort Knox bestattet wurden. In den alten Offiziergebäuden, an denen die deutschen Gefangenen für Reparaturarbeiten eingesetzt wurden, kann man noch Graffitis und Markierungen von den Deutschen finden. Das Fort Knox High-School Fußballstation wurde ebenfalls von den Deutschen gebaut, wo unsere Kinder Fußball spielten."
    Fort Knox mutet irgendwie wie eine normale Stadt mit all ihren typischen Gebäuden und Einrichtungen an. Und doch sieht man an allen Ecken und Enden den militärischen Hintergrund des Forts. Ganz in der Nähe des High-School Fußballstadions treffen wir auf ein repräsentatives Haus im Südstaaten Stil, an dessen Portal von zwei amerikanischen Flaggen wehen.
    "Hier rechts steht das Haus des kommandierenden Generals. Der kommandiere General hat ein eigenes Haus, in dem er mit seiner Familie lebt. Dort drüben ist das große "Brooks Field", wo alle wichtigen Zeremonien stattfinden."
    Es war der James Bond Thriller "Goldfinger", der am Beginn unserer Reiseidee stand. Hier vor Ort, im Fort Knox und dem United States Bullion Depository haben wir einmal mehr gelernt, dass man am Reiseziel nicht nur viele weitere Details der Geschichte sondern auch interessante Menschen und ihre vielfältigen Verflechtungen mit Deutschland kennenlernen kann.