Michael Köhler: Frage an Andreas Rossmann, Feuilleton-Redakteur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": Die Vorwürfe haben sich heute zugespitzt, vor 30 Jahren wurde der Verein gegründet, Hans Arp, vor 12 Jahren ein Museumsneubau beschlossen, der morgen eröffnet werden soll. Das Problem ist, dass nicht Kunsthistoriker, unabhängige, sondern ein Verein und eine Stiftung das Sagen haben. Könnte es sein, dass das Problem des Arp Museum genau in dieser Konstruktion dieser Trägerschaft begründet ist?
Andreas Rossmann: Ja, ganz bestimmt liegt hier das Problem. Andererseits muss man sagen, dass der Arp-Verein ja praktisch die Grundlage überhaupt der ganzen Konstruktion ist, einmal dadurch, dass er diese Werke wie auch immer herbeigeschafft hat und im Land verkauft hat, zweitens dadurch, dass er selbst weitere Werke hat und in das Museum einbringen möchte. Und das Land hat eigentlich in diesen vielen Jahren doch es geschafft, sein Mitspracherecht etwas zu erweitern und eine etwas bessere Position auszuhandeln. Ob das reicht, das ist allerdings dennoch die Frage.
Köhler: Sie sagen es schon, das war nicht immer so. Es war fast so, dass das ausschließliche Sagen, ich vermeide das Wort Diktat, bei einem privaten Verein lag.
Rossmann: Ja, und das ist natürlich ein Problem. Die öffentliche Hand soll das Geld geben, und ein privater Verein hat das Sagen. Das ist eine Asymmetrie, eine Schieflage, die vielleicht inzwischen etwas behoben wurde, aber immer noch herrscht.
Köhler: Es gab und gibt immer wieder Vorwürfe, es würden posthume, unautorisierte Stücke von Hans Arp ausgestellt. Vor dem Haus und auch im Eingang geht das schon los: Da sind Werke zu finden, die als Datum 1974/84 tragen. Hans Arp ist 1966 gestorben. Er konnte seine Zustimmung dazu nicht mehr geben. So was kommt vor, aber hier ist ein heikler Fall, weil man nicht weiß, wovor man steht. Also letztlich ein öffentliches Haus, mit öffentlichen Mitteln finanziert, stellt, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, "unechte" Werke aus.
Rossmann: Ja, es fehlt vor allem an Transparenz. Der Arp-Verein behauptet ja, er hätte von Arp die Rechte, respektive von seiner zweiten Frau, und er kann eigentlich die entsprechenden Dokumente nicht vorweisen oder tut es nicht. Und insofern stellt sich die Frage, ob der Arp-Verein hier nicht eine Täuschung der Öffentlichkeit begeht und womöglich auch mit Nachgüssen oder Duplikaten, wie er es nennt, interessanterweise ein Begriff, der im Kunsthandel gar nicht gebräuchlich ist, auch Werke verkaufen möchte.
Köhler: Das ist sogar erklärtes Ziel, wenn man sich die neue Satzung des Vereins anguckt. Da steht drin, zur Finanzierung sollen Duplikate erstellt und verkauft werden.
Rossmann: Ja, ein Problem des Vereins ist offensichtlich auch, dass er hochverschuldet ist und auf diese Weise seine finanzielle Situation verbessern möchte. Er hat ja auch ein Werk von Max Ernst an die Kunsthalle in Karlsruhe verkauft. Also das Problem des Vereins für meine Begriffe ist vor allem, dass er nicht die Karten auf den Tisch legt und eigentlich seit Jahren es schafft, die Zweifel an seiner Seriosität nicht aus der Welt zu schaffen.
Köhler: Ganz neu sind Vorwürfe, die wir vielleicht ganz kurz erwähnen müssen, dass auch mit Steuermitteln, das Land hat Gelder zur Verfügung gestellt für den Arp-Verein, um Anwälte zu bezahlen, die kritische Medienberichterstattung genau über diese Vorfälle, wie wir sie gerade genannt haben, unterbinden sollten.
Rossmann: Ja, interessanterweise sind ja die Protagonisten des Arp-Vereins weitgehend Anwälte selber, und womöglich sind diese Gelder auch in deren Kanzleien geflossen. Dass Zeitungen sich einschüchtern ließen von diesem Arp-Verein, halte ich eigentlich für ausgeschlossen. Sicher wird auf diese Weise versucht, gerade freie Mitarbeiter vielleicht abzudrängen, sich zu dem Thema weiter zu äußern, aber was meine Zeitung angeht, kann ich nur sagen, dass wir weiter über die ganzen Vorgänge in Remagen berichtet haben, eigentlich jeden Winkelzug, jeden neue Veränderung. Insofern ist es nicht berechtigt zu sagen, hier wurde irgendjemand von diesem Thema abgehalten.
Köhler: Sie haben vorhin das Wort der Transparenz fallen lassen. Daran mangelt es doch immer noch.
Rossmann: Daran mangelt es immer noch, ich denke aber, dass die Tatsache, dass dieses große, repräsentative und ja auch schöne Haus jetzt da steht für 33 Millionen Euro an Steuergeldern wohlgemerkt auch zum Teil aus dem Bonn/Berlin-Ausgleichstopf, erhöht natürlich den Druck auch auf den Arp-Verein. Es kann nicht sein, dass die öffentliche Hand so viel Geld für ein Museum aufbringt und dass das, was darin gezeigt wird, womöglich nicht echt ist.
Andreas Rossmann: Ja, ganz bestimmt liegt hier das Problem. Andererseits muss man sagen, dass der Arp-Verein ja praktisch die Grundlage überhaupt der ganzen Konstruktion ist, einmal dadurch, dass er diese Werke wie auch immer herbeigeschafft hat und im Land verkauft hat, zweitens dadurch, dass er selbst weitere Werke hat und in das Museum einbringen möchte. Und das Land hat eigentlich in diesen vielen Jahren doch es geschafft, sein Mitspracherecht etwas zu erweitern und eine etwas bessere Position auszuhandeln. Ob das reicht, das ist allerdings dennoch die Frage.
Köhler: Sie sagen es schon, das war nicht immer so. Es war fast so, dass das ausschließliche Sagen, ich vermeide das Wort Diktat, bei einem privaten Verein lag.
Rossmann: Ja, und das ist natürlich ein Problem. Die öffentliche Hand soll das Geld geben, und ein privater Verein hat das Sagen. Das ist eine Asymmetrie, eine Schieflage, die vielleicht inzwischen etwas behoben wurde, aber immer noch herrscht.
Köhler: Es gab und gibt immer wieder Vorwürfe, es würden posthume, unautorisierte Stücke von Hans Arp ausgestellt. Vor dem Haus und auch im Eingang geht das schon los: Da sind Werke zu finden, die als Datum 1974/84 tragen. Hans Arp ist 1966 gestorben. Er konnte seine Zustimmung dazu nicht mehr geben. So was kommt vor, aber hier ist ein heikler Fall, weil man nicht weiß, wovor man steht. Also letztlich ein öffentliches Haus, mit öffentlichen Mitteln finanziert, stellt, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, "unechte" Werke aus.
Rossmann: Ja, es fehlt vor allem an Transparenz. Der Arp-Verein behauptet ja, er hätte von Arp die Rechte, respektive von seiner zweiten Frau, und er kann eigentlich die entsprechenden Dokumente nicht vorweisen oder tut es nicht. Und insofern stellt sich die Frage, ob der Arp-Verein hier nicht eine Täuschung der Öffentlichkeit begeht und womöglich auch mit Nachgüssen oder Duplikaten, wie er es nennt, interessanterweise ein Begriff, der im Kunsthandel gar nicht gebräuchlich ist, auch Werke verkaufen möchte.
Köhler: Das ist sogar erklärtes Ziel, wenn man sich die neue Satzung des Vereins anguckt. Da steht drin, zur Finanzierung sollen Duplikate erstellt und verkauft werden.
Rossmann: Ja, ein Problem des Vereins ist offensichtlich auch, dass er hochverschuldet ist und auf diese Weise seine finanzielle Situation verbessern möchte. Er hat ja auch ein Werk von Max Ernst an die Kunsthalle in Karlsruhe verkauft. Also das Problem des Vereins für meine Begriffe ist vor allem, dass er nicht die Karten auf den Tisch legt und eigentlich seit Jahren es schafft, die Zweifel an seiner Seriosität nicht aus der Welt zu schaffen.
Köhler: Ganz neu sind Vorwürfe, die wir vielleicht ganz kurz erwähnen müssen, dass auch mit Steuermitteln, das Land hat Gelder zur Verfügung gestellt für den Arp-Verein, um Anwälte zu bezahlen, die kritische Medienberichterstattung genau über diese Vorfälle, wie wir sie gerade genannt haben, unterbinden sollten.
Rossmann: Ja, interessanterweise sind ja die Protagonisten des Arp-Vereins weitgehend Anwälte selber, und womöglich sind diese Gelder auch in deren Kanzleien geflossen. Dass Zeitungen sich einschüchtern ließen von diesem Arp-Verein, halte ich eigentlich für ausgeschlossen. Sicher wird auf diese Weise versucht, gerade freie Mitarbeiter vielleicht abzudrängen, sich zu dem Thema weiter zu äußern, aber was meine Zeitung angeht, kann ich nur sagen, dass wir weiter über die ganzen Vorgänge in Remagen berichtet haben, eigentlich jeden Winkelzug, jeden neue Veränderung. Insofern ist es nicht berechtigt zu sagen, hier wurde irgendjemand von diesem Thema abgehalten.
Köhler: Sie haben vorhin das Wort der Transparenz fallen lassen. Daran mangelt es doch immer noch.
Rossmann: Daran mangelt es immer noch, ich denke aber, dass die Tatsache, dass dieses große, repräsentative und ja auch schöne Haus jetzt da steht für 33 Millionen Euro an Steuergeldern wohlgemerkt auch zum Teil aus dem Bonn/Berlin-Ausgleichstopf, erhöht natürlich den Druck auch auf den Arp-Verein. Es kann nicht sein, dass die öffentliche Hand so viel Geld für ein Museum aufbringt und dass das, was darin gezeigt wird, womöglich nicht echt ist.