Nur einmal tanzt Anthea Kreston aus der Reihe. Ganz am Ende: Da eilt sie, begleitet vom tosenden Beifall des Publikums zum Bühnenausgang. Ihre neuen Quartettkollegen hängt sie dabei ab, die folgen deutlich gemäßigteren Schrittes mit sichtbarem Abstand.
Wenige Minuten später schon, nach der Zugabe, gelingt es reibungslos: Der Artemis-Neuling wird von den anderen in die Mitte genommen und läuft nicht mehr Gefahr, von der Bühne zu stürmen. So funktioniert Streichquartett: aufmerksam auch auf die Details achten, umgehend reagieren und weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Mit dem Weitermachen nach dem Tod von Friedemann Weigle war das selbstverständlich anders, erklärt der Cellist des Artemis Quartetts, Eckart Runge. Dass es weitergehen sollte, da waren sich die Musiker einig, aber mit wem?
Wenige Minuten später schon, nach der Zugabe, gelingt es reibungslos: Der Artemis-Neuling wird von den anderen in die Mitte genommen und läuft nicht mehr Gefahr, von der Bühne zu stürmen. So funktioniert Streichquartett: aufmerksam auch auf die Details achten, umgehend reagieren und weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Mit dem Weitermachen nach dem Tod von Friedemann Weigle war das selbstverständlich anders, erklärt der Cellist des Artemis Quartetts, Eckart Runge. Dass es weitergehen sollte, da waren sich die Musiker einig, aber mit wem?
Lange Suche nach der passenden zweiten Geige
"Die Suche war nicht einfach. Die war vor allem emotional unheimlich schwierig für uns. Wir mussten natürlich erst einmal mit dem Schock und der Trauer fertig werden. Jeder für sich, und wir als Gruppe auch. Gleichzeitig wuchs auch der Druck. Die Leute wissen ja nicht, wie schwierig das ist. Und dann haben wir das an Fragen gemerkt wie: ‘Habt Ihr jetzt langsam mal einen?‘ Und alles muss irgendwie zusammen passen."
Und zwar Können und Klang, Musizierweise und Temperament, Lebensumstände und nicht zuletzt die Chemie – alles sollte passen, um die erfolgreiche Artemis-Geschichte weiterschreiben zu können. Mit Konzerten auf der ganzen Welt und intensiver Lehrtätigkeit.
An Bewerbungen mangelte es nicht. Gregor Sigl, bislang zweiter Artemis-Geiger und instrumental Mehrfachbegabter, er hatte zur Bratsche des verstorbenen Kollegen gegriffen und somit eine Geigenposition freigemacht. Doch so zahlreich die Angebote auch waren, irgendwo hakte es immer. Bis zum 9. Januar, als Anthea Kreston für das mehrtägige Probespiel aus den USA anreiste, dazu bereit, im Falle eines Falles, mit der ganzen Familie nach Berlin umzuziehen, in die Heimat des Artemis Quartetts.
Und zwar Können und Klang, Musizierweise und Temperament, Lebensumstände und nicht zuletzt die Chemie – alles sollte passen, um die erfolgreiche Artemis-Geschichte weiterschreiben zu können. Mit Konzerten auf der ganzen Welt und intensiver Lehrtätigkeit.
An Bewerbungen mangelte es nicht. Gregor Sigl, bislang zweiter Artemis-Geiger und instrumental Mehrfachbegabter, er hatte zur Bratsche des verstorbenen Kollegen gegriffen und somit eine Geigenposition freigemacht. Doch so zahlreich die Angebote auch waren, irgendwo hakte es immer. Bis zum 9. Januar, als Anthea Kreston für das mehrtägige Probespiel aus den USA anreiste, dazu bereit, im Falle eines Falles, mit der ganzen Familie nach Berlin umzuziehen, in die Heimat des Artemis Quartetts.
Nur wenige Wochen für den Umzug nach Berlin
"Ich kenne das Quartett seit 20 Jahren, noch aus meiner Studienzeit. Wir haben eine ähnliche Ausbildung erfahren, zum Teil bei denselben Lehrern Unterricht gehabt. Und bei dem Probespiel habe ich mich gleich sehr wohl gefühlt, auch zwischenmenschlich. So wohl, dass ich mittendrin angefangen habe, Witze zu machen."
Anthea Kreston bekam den Zuschlag. Ihr und ihrer Familie blieben gerade mal drei Wochen, um Haus und Auto zu verkaufen, die Möbel zu verschenken und mit den beiden kleinen Töchtern nach Berlin zu ziehen. Keine Zeit für Zweifel. Nur vier Wochen bleiben für eine intensive Probenphase bis zu den ersten gemeinsamen Konzerten. Das Programm in Essen: Zu Beginn Janáčeks "Kreutzer-Sonate" – auf Wunsch von Anthea Kreston; Beethovens erstes Rasumowsky-Quartett – das gehört seit langem zum Artemis-Repertoire; und Griegs Opus 27 – das war für alle neu. Von jedem und für jeden etwas: gelebte Quartett-Demokratie.
Nach einem noch etwas zögerlichen und ohnehin spröden Janáček ist das neue Artemis Quartett spätestens bei Beethoven in seinem Element: gewohnt präzise und stimmlich ausgewogen, fern von überspannter Dramatik oder womöglich Hysterie, dafür zupackend und transparent.
Anthea Krestons Gesichtszüge entspannen sich im Laufe des Konzerts, hin und wieder lächelt sie ihren Mitspielern sogar zu. Ihr Instrument sei wie gemacht für die Position der zweiten Geige, so Kreston: Strahlend in der Höhe, aber mit einer warmen, dunklen G-Saite. Weder sie noch ihre Geige kommen der Primaria Vineta Sareika in die Quere. Kein musikalischer Zickenkrieg also ist zu erwarten in einem Quartett, in dem zum ersten Mal überhaupt Geschlechtergleichheit herrscht.
Anthea Kreston bekam den Zuschlag. Ihr und ihrer Familie blieben gerade mal drei Wochen, um Haus und Auto zu verkaufen, die Möbel zu verschenken und mit den beiden kleinen Töchtern nach Berlin zu ziehen. Keine Zeit für Zweifel. Nur vier Wochen bleiben für eine intensive Probenphase bis zu den ersten gemeinsamen Konzerten. Das Programm in Essen: Zu Beginn Janáčeks "Kreutzer-Sonate" – auf Wunsch von Anthea Kreston; Beethovens erstes Rasumowsky-Quartett – das gehört seit langem zum Artemis-Repertoire; und Griegs Opus 27 – das war für alle neu. Von jedem und für jeden etwas: gelebte Quartett-Demokratie.
Nach einem noch etwas zögerlichen und ohnehin spröden Janáček ist das neue Artemis Quartett spätestens bei Beethoven in seinem Element: gewohnt präzise und stimmlich ausgewogen, fern von überspannter Dramatik oder womöglich Hysterie, dafür zupackend und transparent.
Anthea Krestons Gesichtszüge entspannen sich im Laufe des Konzerts, hin und wieder lächelt sie ihren Mitspielern sogar zu. Ihr Instrument sei wie gemacht für die Position der zweiten Geige, so Kreston: Strahlend in der Höhe, aber mit einer warmen, dunklen G-Saite. Weder sie noch ihre Geige kommen der Primaria Vineta Sareika in die Quere. Kein musikalischer Zickenkrieg also ist zu erwarten in einem Quartett, in dem zum ersten Mal überhaupt Geschlechtergleichheit herrscht.
"Ich find’s ganz wunderbar. Das gibt eine ganz neue Balance in so ganz praktischen Sachen. Aber letztlich ist es auch nicht so vordergründig. Sondern es geht da mehr um die Musik und vor allem, dass man Freude hat an dem, was man tut", sagt der Cellist Eckart Runge.