Die Welt zu Beginn des Ordoviziums wäre in unseren Augen eine seltsame. Vor fast 490 Millionen Jahren spielte sich Leben so ziemlich ausschließlich auf und nahe am Meeresboden ab – wenn man von ein paar Quallen, Algenteppichen, wabernden Bakterienmatten und ein dünnen Biofilmen an Land einmal absieht. Ansonsten war die Welt leer. Aber das sollte sich ändern:
"”Im Lauf des Ordoviziums explodierte die Vielfalt der Meeresorganismen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich diese Explosion genau dann ereignete, als die Temperaturen an der Meeresoberfläche so weit gesunken waren, dass sie etwa den heutigen Temperaturen entsprechen.""
Genauer: Die Temperaturen am Äquator waren damals in etwa so hoch wie heute, erklärt Julie Trotter von der australischen Wissenschaftsorganisation Csiro. Das ist überraschend: Bislang hat man aufgrund geochemischer Analysen gedacht, dass die Meerestemperaturen sehr hoch gewesen waren – eigentlich zu hoch für Tiere. Trotter:
"Es gab Spekulationen über ein Supertreibhaus, aber so warm konnten die Ozeane einfach nicht gewesen sein. Wir bestimmen die Temperaturen, die vor Jahrmillionen geherrscht haben, indem wir uns zwei bestimmte Spielarten des Sauerstoffs anschauen. Die finden wir unter anderem in den Kalkschalen von Fossilien. Aber diese Methode ist unsicher. Deshalb haben Geochemiker eine Technik entwickelt, um das Klima mit Hilfe von besonderen Mikrofossilien zu rekonstruieren. Die haben Schalen, die aus einer besonderen Calcium-Phosphor-Verbindung bestehen, aus Apatit. Und Apatit ist stabiler als Kalk."
Deshalb liefert er einfach die besseren Messwerte. Als Thermometer dienen nun Graptolithen. Das sind längst ausgestorbene Planktontiere, die wie winzige Hieroglyphen aussehen. Auch Conodonten werden eingesetzt. Die glichen am ehesten mikroskopisch kleinen Haifischzähnen. Trotter:
"”Unseren Ergebnissen zufolge scheint in der Zeitspanne zwischen 490 und 470 Millionen Jahren vor heute die globale Durchschnittstemperatur gleichmäßig gefallen zu sein. Wir vermuten, dass dabei die Tiere einen normalen Abkühlungstrend, wie wir ihn immer wieder in der Erdgeschichte sehen, verstärkt haben. Damit haben sie selbst der eigenen Artenvielfalt auf die Sprünge geholfen. Sie veränderten die Welt, weil sie so plötzlich nicht mehr nur am Boden hockten wie zuvor, sondern weil sie sich die ganze Wassersäule als Lebensraum eroberten.""
Plötzlich schwammen mehr Tiere in dem nun viel größeren Lebensraum Ozean – und je mehr es wurden, desto mehr Kohlenstoff verbrauchten sie, um daraus ihre Körpermasse aufzubauen. Das Ergebnis: Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre sank und damit auch der Treibhauseffekt. Es wurde kühler, so Julie Trotter.
"Als die Temperaturen dann etwa so hoch waren wie heute, breiteten sich beispielsweise die Korallen ungeheuer stark aus."
Es schwamm und krabbelte überall in zahllosen neuen Formen. Die Australier nehmen an, dass zuvor die Wärme die Evolution behindert hat, denn ein Treibhaus hat etliche negative Auswirkungen: Viel Kohlendioxid in der Luft macht das Meer sauer, und die Säure greift die Kalkschalen der Lebewesen an. Außerdem enthält warmes Wasser weniger Sauerstoff als kühleres. Stimmt die Idee, kam die Evolution so lange nicht recht voran, bis es für sie kühl genug war, um richtig los zu legen. Demnach könnten sich die Tiere also selbst die Welt geschaffen haben, in der sie aufblühen konnten.
"”Im Lauf des Ordoviziums explodierte die Vielfalt der Meeresorganismen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich diese Explosion genau dann ereignete, als die Temperaturen an der Meeresoberfläche so weit gesunken waren, dass sie etwa den heutigen Temperaturen entsprechen.""
Genauer: Die Temperaturen am Äquator waren damals in etwa so hoch wie heute, erklärt Julie Trotter von der australischen Wissenschaftsorganisation Csiro. Das ist überraschend: Bislang hat man aufgrund geochemischer Analysen gedacht, dass die Meerestemperaturen sehr hoch gewesen waren – eigentlich zu hoch für Tiere. Trotter:
"Es gab Spekulationen über ein Supertreibhaus, aber so warm konnten die Ozeane einfach nicht gewesen sein. Wir bestimmen die Temperaturen, die vor Jahrmillionen geherrscht haben, indem wir uns zwei bestimmte Spielarten des Sauerstoffs anschauen. Die finden wir unter anderem in den Kalkschalen von Fossilien. Aber diese Methode ist unsicher. Deshalb haben Geochemiker eine Technik entwickelt, um das Klima mit Hilfe von besonderen Mikrofossilien zu rekonstruieren. Die haben Schalen, die aus einer besonderen Calcium-Phosphor-Verbindung bestehen, aus Apatit. Und Apatit ist stabiler als Kalk."
Deshalb liefert er einfach die besseren Messwerte. Als Thermometer dienen nun Graptolithen. Das sind längst ausgestorbene Planktontiere, die wie winzige Hieroglyphen aussehen. Auch Conodonten werden eingesetzt. Die glichen am ehesten mikroskopisch kleinen Haifischzähnen. Trotter:
"”Unseren Ergebnissen zufolge scheint in der Zeitspanne zwischen 490 und 470 Millionen Jahren vor heute die globale Durchschnittstemperatur gleichmäßig gefallen zu sein. Wir vermuten, dass dabei die Tiere einen normalen Abkühlungstrend, wie wir ihn immer wieder in der Erdgeschichte sehen, verstärkt haben. Damit haben sie selbst der eigenen Artenvielfalt auf die Sprünge geholfen. Sie veränderten die Welt, weil sie so plötzlich nicht mehr nur am Boden hockten wie zuvor, sondern weil sie sich die ganze Wassersäule als Lebensraum eroberten.""
Plötzlich schwammen mehr Tiere in dem nun viel größeren Lebensraum Ozean – und je mehr es wurden, desto mehr Kohlenstoff verbrauchten sie, um daraus ihre Körpermasse aufzubauen. Das Ergebnis: Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre sank und damit auch der Treibhauseffekt. Es wurde kühler, so Julie Trotter.
"Als die Temperaturen dann etwa so hoch waren wie heute, breiteten sich beispielsweise die Korallen ungeheuer stark aus."
Es schwamm und krabbelte überall in zahllosen neuen Formen. Die Australier nehmen an, dass zuvor die Wärme die Evolution behindert hat, denn ein Treibhaus hat etliche negative Auswirkungen: Viel Kohlendioxid in der Luft macht das Meer sauer, und die Säure greift die Kalkschalen der Lebewesen an. Außerdem enthält warmes Wasser weniger Sauerstoff als kühleres. Stimmt die Idee, kam die Evolution so lange nicht recht voran, bis es für sie kühl genug war, um richtig los zu legen. Demnach könnten sich die Tiere also selbst die Welt geschaffen haben, in der sie aufblühen konnten.