Eines müsse man sich klar machen, mahnt Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN): Der Klimawandel betreffe nicht einfach einzelne Arten, sondern Lebensräume und das ganze Gefüge der Natur, deshalb seien die Auswirkungen so schwer abzuschätzen.
"Ich nenne mal als Beispiel den Schmetterling, der auf eine ganz bestimmte Futterpflanze angewiesen ist. Da könnte es sein, die klimatischen Bedingungen erlauben ihm noch, hier vorzukommen, aber die Futterpflanze ist aufgrund des Klimawandels verschwunden."
Es geht also nicht nur um Kraniche, die künftig wahrscheinlich lieber in Skandinavien brüten werden als in Deutschland, weil es ihnen hier zu warm wird oder um die hoch¬allergen wirkende, wärmelie¬bende Ambrosia-Pflanze, die sich derzeit vom Mittelmeerraum her bis zu uns ausbreitet. Heimische Arten, die sowieso schon dezimiert sind, werden zudem durch den Klimawandel zusätzlich unter Stress gesetzt – ein sich selbstverstärkender Prozess, warnt Jessel:
"So konnte anhand von Mittelgebirgsinsekten gezeigt werden, dass der Klimawandel auch zu einem starken Verlust an genetischer Vielfalt führt und dass sich damit auch das Anpassungspotenzial an den Klimawandel verringert."
Pflanzen und Tiere versuchen sich bei solchen Belastungen mit der Strategie des Ausweichens zu behelfen. Dabei haben es Zugvögel leichter als Schnecken oder die Brockenanemone, erklärt Horst Korn, Klimaexperte beim Bundesamt für Naturschutz.
"Das ist eine Art, die nur auf den obersten 50 Metern des Brocken im Harz vorkommt. Diese Art kann nicht mehr ausweichen, wenn die Temperatur um ein halbes Grad oder ein Grad ansteigt, weil sie schon auf der Bergspitze sitzt."
Was tun - aussterben lassen? Es handelt sich also auch um eine Wertediskussion. Umsiedeln in die höheren Lage der Alpen? All diese Fragen lässt das Bundesamt für Naturschutz derzeit in 27 multidisziplinären Forschungsprojekten untersuchen. Umsie¬deln sei meist keine Lösung, das lehre die bisherige Erfahrung, sagt BfN-Klimaexpertin Cordula Epple:
"Weil diese Arten natürlich auch Auswirkungen auf die Artengemeinschaften an dem Ort haben, wo man sie hintransportiert hat. Zudem ist es nicht ganz so einfach. Wenn eine Art transportiert wird, die auf andere Arten angewiesen ist, müsste man in manchen Fällen die ganze Lebensgemeinschaft transportieren."
Sinnvoller sei es, so BfN-Präsidentin Jessel, die Widerstandsfähigkeit der Ökosys¬teme zu stärken, nämlich durch:
"Hinreichend große Schutzgebiete, funktionierende Vernetzung und eine nachhaltige Landnutzung."
Das aber verlangt nach Ansicht der Wissenschaftler eine Raum¬planung mit weniger Zersiedlung und Zerschneidung der Landschaft, eine nachhaltigere Landwirtschaft, die weniger auf Dünger und mehr auf Fruchtfolgen und die Wiederanpflanzung von Lebensräumen wie Hecken setzt sowie die Renatu¬rie¬rung von Flüssen und Bächen – alles, was Wandern und Austausch ermöglicht.
Naturschutzgebiete und Wanderkorridore haben also weiterhin eine wichtige Bedeu¬tung, selbst wenn einzelne darin geschützt Arten vielleicht aussterben sollten. Wahr¬scheinlich wird die Erwärmung allein manchen Tieren und Pflanzen weniger Pro¬bleme machen, gravierender für Fauna und Flora ist jedoch, dass sich absehbar der Wasserhaushalt und damit auch die Lebensräume verändern – zum Beispiel durch mehr Trockenheit. Beate Jessel empfiehlt zudem, sich nicht mehr in jedem Fall an den Erhalt traditio¬neller Kulturlandschaft klammern und zu berücksichtigen, dass sich Klima- und Naturschutz gegenseitig Lösungsansätze bieten, denn Feuchtgebiete beispielsweise binden CO2 und:
"Die optimale Renaturierung der landwirtschaftlich genutzten Hoch- und Niedermoore in Deutschland würde nach einer ersten Abschätzung zu einer Klimaentlastung von 35 bis 40 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr führen oder anders herum gesprochen: Die ackerbauliche Nutzung von Mooren ist eine der wesentlichen Emissionsquellen der Landwirtschaft."
Die geldwerten Leistungen der Natur sollten also nicht unterschätzt werden, mahnt Jessel und verweist auf die TEEB-Studie, die im Auftrag der EU, Deutschlands und des UNO-Umweltprogramms derzeit erstellt wird:
"Und diese weltweite Studie kommt zu dem Schluss, dass der Rückgang der biologischen Vielfalt Verluste verursacht, die sich bis zum Jahr 2050 auf jährlich etwa 7 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes belaufen werden."
"Ich nenne mal als Beispiel den Schmetterling, der auf eine ganz bestimmte Futterpflanze angewiesen ist. Da könnte es sein, die klimatischen Bedingungen erlauben ihm noch, hier vorzukommen, aber die Futterpflanze ist aufgrund des Klimawandels verschwunden."
Es geht also nicht nur um Kraniche, die künftig wahrscheinlich lieber in Skandinavien brüten werden als in Deutschland, weil es ihnen hier zu warm wird oder um die hoch¬allergen wirkende, wärmelie¬bende Ambrosia-Pflanze, die sich derzeit vom Mittelmeerraum her bis zu uns ausbreitet. Heimische Arten, die sowieso schon dezimiert sind, werden zudem durch den Klimawandel zusätzlich unter Stress gesetzt – ein sich selbstverstärkender Prozess, warnt Jessel:
"So konnte anhand von Mittelgebirgsinsekten gezeigt werden, dass der Klimawandel auch zu einem starken Verlust an genetischer Vielfalt führt und dass sich damit auch das Anpassungspotenzial an den Klimawandel verringert."
Pflanzen und Tiere versuchen sich bei solchen Belastungen mit der Strategie des Ausweichens zu behelfen. Dabei haben es Zugvögel leichter als Schnecken oder die Brockenanemone, erklärt Horst Korn, Klimaexperte beim Bundesamt für Naturschutz.
"Das ist eine Art, die nur auf den obersten 50 Metern des Brocken im Harz vorkommt. Diese Art kann nicht mehr ausweichen, wenn die Temperatur um ein halbes Grad oder ein Grad ansteigt, weil sie schon auf der Bergspitze sitzt."
Was tun - aussterben lassen? Es handelt sich also auch um eine Wertediskussion. Umsiedeln in die höheren Lage der Alpen? All diese Fragen lässt das Bundesamt für Naturschutz derzeit in 27 multidisziplinären Forschungsprojekten untersuchen. Umsie¬deln sei meist keine Lösung, das lehre die bisherige Erfahrung, sagt BfN-Klimaexpertin Cordula Epple:
"Weil diese Arten natürlich auch Auswirkungen auf die Artengemeinschaften an dem Ort haben, wo man sie hintransportiert hat. Zudem ist es nicht ganz so einfach. Wenn eine Art transportiert wird, die auf andere Arten angewiesen ist, müsste man in manchen Fällen die ganze Lebensgemeinschaft transportieren."
Sinnvoller sei es, so BfN-Präsidentin Jessel, die Widerstandsfähigkeit der Ökosys¬teme zu stärken, nämlich durch:
"Hinreichend große Schutzgebiete, funktionierende Vernetzung und eine nachhaltige Landnutzung."
Das aber verlangt nach Ansicht der Wissenschaftler eine Raum¬planung mit weniger Zersiedlung und Zerschneidung der Landschaft, eine nachhaltigere Landwirtschaft, die weniger auf Dünger und mehr auf Fruchtfolgen und die Wiederanpflanzung von Lebensräumen wie Hecken setzt sowie die Renatu¬rie¬rung von Flüssen und Bächen – alles, was Wandern und Austausch ermöglicht.
Naturschutzgebiete und Wanderkorridore haben also weiterhin eine wichtige Bedeu¬tung, selbst wenn einzelne darin geschützt Arten vielleicht aussterben sollten. Wahr¬scheinlich wird die Erwärmung allein manchen Tieren und Pflanzen weniger Pro¬bleme machen, gravierender für Fauna und Flora ist jedoch, dass sich absehbar der Wasserhaushalt und damit auch die Lebensräume verändern – zum Beispiel durch mehr Trockenheit. Beate Jessel empfiehlt zudem, sich nicht mehr in jedem Fall an den Erhalt traditio¬neller Kulturlandschaft klammern und zu berücksichtigen, dass sich Klima- und Naturschutz gegenseitig Lösungsansätze bieten, denn Feuchtgebiete beispielsweise binden CO2 und:
"Die optimale Renaturierung der landwirtschaftlich genutzten Hoch- und Niedermoore in Deutschland würde nach einer ersten Abschätzung zu einer Klimaentlastung von 35 bis 40 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr führen oder anders herum gesprochen: Die ackerbauliche Nutzung von Mooren ist eine der wesentlichen Emissionsquellen der Landwirtschaft."
Die geldwerten Leistungen der Natur sollten also nicht unterschätzt werden, mahnt Jessel und verweist auf die TEEB-Studie, die im Auftrag der EU, Deutschlands und des UNO-Umweltprogramms derzeit erstellt wird:
"Und diese weltweite Studie kommt zu dem Schluss, dass der Rückgang der biologischen Vielfalt Verluste verursacht, die sich bis zum Jahr 2050 auf jährlich etwa 7 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes belaufen werden."