Das größte Artensterben auf dem US-amerikanischen Festland hat fast niemand bemerkt. Zwischen 1920 und 1970 sind in Alabama in dem Fluss Coosa knapp siebzig verschiedene Arten von Süßwasserschnecken zugrunde gegangen, außerdem zahlreiche Muschel- und Fischspezies, sagt Paul Johnson vom Alabama Aquatic Biodiversity Center:
" Das lag daran, dass dort Staudämme errichtet worden sind - in kurzem Abstand hintereinander, mit nur kleinen Abschnitten der ursprünglichen Flusslandschaft dazwischen. Viele Tiere, die dort lebten, also Fische, Muscheln, Schnecken und Flusskrebse, sind auf fließendes Wasser angewiesen. Wenn man einen Fluss in Staubecken verwandelt, dann haben diese Tiere dort keinen Platz mehr. "
Nicht nur Dämme und Staustufen bedrohen die Weichtiere, sondern auch Schlamm und feiner Sand, der sich in den Flüssen ablagert und ihnen den Lebensraum nimmt. Hinzu kommt die Belastung der Gewässer mit Chemikalien. Und dabei ist der Südosten der USA eine wahre Schatzkammer, was die Artenvielfalt dieser Süßwasser-Bewohner angeht. Alleine von den Muscheln leben dort rund dreihundert bekannte Arten - mit teilweise recht anschaulichen Namen. Da gibt es die klobigen "Brillenetuis", es gibt die "Waschbretter", deren raue Schalen einen Durchmesser von über zwanzig Zentimeter erreichen können. Und die scharkantigen "rosa Fersenspalter":
" Und 95 Prozent dieser Tiere passen in einen Schuh. Sie sind nicht sehr groß, sie sind nicht besonders auffällig. Aber mit Sicherheit sind das die Tierarten, die am dringendsten geschützt werden müssen. "
Zum Vergleich: Von den amerikanischen Vögeln sind 14 Prozent aller Arten vom Aussterben bedroht, bei den Reptilien sind es 18 Prozent. Die Süßwasser-Muscheln aber liegen mit 70 Prozent weit darüber. Die finanzielle Unterstützung aber für ihren Schutz steht dazu im offenen Gegensatz:
" Das gilt für alle Organisationen, die Flüsse und Seen schützen, aber besonders für die im Südosten der USA: Es mangelt an Geld. Innerhalb des bundesweiten Fördersystems sind wir die am stärksten unterfinanzierte Region. Die einzelnen Staaten versuchen irgendwie mitzuhalten. Aber das ist eine Herausforderung, verglichen mit einigen Bundesstaaten im Westen der USA. Die bekommen mehr Dollar zum Schutz einer einzelnen Art als wir für die gesamte Region. "
Aber auch private Umweltschutzorganisationen haben es nicht immer leicht, Spenden zu sammeln für eher unscheinbare Lebewesen, sagt Leslie Colley von dem Verband "The Nature Conservancy":
" Ich würde definitiv behaupten: Muscheln und Schnecken sind nicht das, was wir als "charismatische Megafauna" bezeichnen - so wie Eisbären, Elefanten oder Gorillas. Muscheln und Schnecken sind stumm, sie leben unter Wasser. Sie haben zwar interessante Lebensgewohnheiten, und viele von ihnen können 80 bis 90 Jahre alt werden, zumindest die Muscheln. Aber es stimmt schon: Es ist nicht leicht, die Menschen dafür zu begeistern. "
"The Nature Conservancy" versucht deshalb den Fluss-Anliegern zu vermitteln, dass eine hohe Lebensqualität für Muscheln und Schnecken auch für die Menschen von Nutzen ist. Der Umweltverband hat daher seine Strategie in den vergangenen Jahren abgewandelt: Zusätzlich zu den Schutzgebieten richtet er auch kleine Parks und Wanderwege am Flussufer ein. Am Duck River in Tennessee haben die Bemühungen Früchte getragen. Im Rahmen der Konferenz hatte Leslie Colley eine Exkursion an den Fluss organisiert:
" So viele der Wissenschaftler haben mir gesagt, dass sie noch niemals solch eine wunderbare Artenvielfalt gesehen hätten. Die meisten dieser Tiere kennen sie aus dem Labor oder dem Lehrbuch. Aber niemals zuvor haben sie sie alle an einem einzigen Ort versammelt gesehen. "
Links zum Thema
Jahrestagung der Gesellschaft für Umweltschutz-Biologie
Alabama Aquatic Biodiversity Center
" Das lag daran, dass dort Staudämme errichtet worden sind - in kurzem Abstand hintereinander, mit nur kleinen Abschnitten der ursprünglichen Flusslandschaft dazwischen. Viele Tiere, die dort lebten, also Fische, Muscheln, Schnecken und Flusskrebse, sind auf fließendes Wasser angewiesen. Wenn man einen Fluss in Staubecken verwandelt, dann haben diese Tiere dort keinen Platz mehr. "
Nicht nur Dämme und Staustufen bedrohen die Weichtiere, sondern auch Schlamm und feiner Sand, der sich in den Flüssen ablagert und ihnen den Lebensraum nimmt. Hinzu kommt die Belastung der Gewässer mit Chemikalien. Und dabei ist der Südosten der USA eine wahre Schatzkammer, was die Artenvielfalt dieser Süßwasser-Bewohner angeht. Alleine von den Muscheln leben dort rund dreihundert bekannte Arten - mit teilweise recht anschaulichen Namen. Da gibt es die klobigen "Brillenetuis", es gibt die "Waschbretter", deren raue Schalen einen Durchmesser von über zwanzig Zentimeter erreichen können. Und die scharkantigen "rosa Fersenspalter":
" Und 95 Prozent dieser Tiere passen in einen Schuh. Sie sind nicht sehr groß, sie sind nicht besonders auffällig. Aber mit Sicherheit sind das die Tierarten, die am dringendsten geschützt werden müssen. "
Zum Vergleich: Von den amerikanischen Vögeln sind 14 Prozent aller Arten vom Aussterben bedroht, bei den Reptilien sind es 18 Prozent. Die Süßwasser-Muscheln aber liegen mit 70 Prozent weit darüber. Die finanzielle Unterstützung aber für ihren Schutz steht dazu im offenen Gegensatz:
" Das gilt für alle Organisationen, die Flüsse und Seen schützen, aber besonders für die im Südosten der USA: Es mangelt an Geld. Innerhalb des bundesweiten Fördersystems sind wir die am stärksten unterfinanzierte Region. Die einzelnen Staaten versuchen irgendwie mitzuhalten. Aber das ist eine Herausforderung, verglichen mit einigen Bundesstaaten im Westen der USA. Die bekommen mehr Dollar zum Schutz einer einzelnen Art als wir für die gesamte Region. "
Aber auch private Umweltschutzorganisationen haben es nicht immer leicht, Spenden zu sammeln für eher unscheinbare Lebewesen, sagt Leslie Colley von dem Verband "The Nature Conservancy":
" Ich würde definitiv behaupten: Muscheln und Schnecken sind nicht das, was wir als "charismatische Megafauna" bezeichnen - so wie Eisbären, Elefanten oder Gorillas. Muscheln und Schnecken sind stumm, sie leben unter Wasser. Sie haben zwar interessante Lebensgewohnheiten, und viele von ihnen können 80 bis 90 Jahre alt werden, zumindest die Muscheln. Aber es stimmt schon: Es ist nicht leicht, die Menschen dafür zu begeistern. "
"The Nature Conservancy" versucht deshalb den Fluss-Anliegern zu vermitteln, dass eine hohe Lebensqualität für Muscheln und Schnecken auch für die Menschen von Nutzen ist. Der Umweltverband hat daher seine Strategie in den vergangenen Jahren abgewandelt: Zusätzlich zu den Schutzgebieten richtet er auch kleine Parks und Wanderwege am Flussufer ein. Am Duck River in Tennessee haben die Bemühungen Früchte getragen. Im Rahmen der Konferenz hatte Leslie Colley eine Exkursion an den Fluss organisiert:
" So viele der Wissenschaftler haben mir gesagt, dass sie noch niemals solch eine wunderbare Artenvielfalt gesehen hätten. Die meisten dieser Tiere kennen sie aus dem Labor oder dem Lehrbuch. Aber niemals zuvor haben sie sie alle an einem einzigen Ort versammelt gesehen. "
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