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Artenvielfalt und Ernähungssicherheit

Im Kampf gegen den weltweiten Hunger setzen die deutschen Pflanzenzüchter auf Wissens- und Technologietransfer. Eine wichtige Rolle spielen dabei Genbanken, auf die Züchter weltweit Zugriff haben. Angesichts der enormen Herausforderungen erwartet der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter auch deutliche Signale von der Politik. Mehr Forschungsgelder für die Pflanzengenomforschung seien auch zum Nutzen der Entwicklungsländer.

Von Verena Kemna | 23.04.2008
    Im Kampf gegen den Hunger fordert das Internationale Reisforschungsinstitut auf den Philippinen bessere Anbaumethoden und vor allem neue Sorten. Reissorten etwa, die hohe Temperaturen aushalten, die weniger Wasser brauchen und resistent sind gegen Schädlinge. Doch Pflanzenzüchtung ist ein jahrelanger Prozess. So hat der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter verschiedene Forschungsprojekte initiiert, die das Pflanzengenom nach entsprechenden Genen untersuchen. Gene, mit denen Reispflanzen auch Überschwemmungen durch salziges Meerwasser überstehen können, etwa in den Küstengebieten in Bangladesch. Grundlagenforschung, sagt Ferdinand Schmitz, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter.

    " Es gibt, wenn man über das Pflanzengenom per se redet, bei Reis zum Beispiel Ansätze über neue Züchtungsmethoden, Hybriden zu erzeugen. Hybriden bedingen einen Ertragsprung von circa 20 bis 30 Prozent, wenn man diesen neuen Sortentyp eingeführt hat. Bei Reis wird an diesen Dingen gearbeitet, das ist auch übertragbar auf andere Getreidearten, so dass wir uns da eigentlich eine ganz gute Ausgangslage vorstellen können. "

    Doch von der Forschung bis zur Umsetzung können bis zu 15 Jahre vergehen. Schnelle Ergebnisse im Kampf gegen den weltweiten Hunger können Pflanzenzüchter nicht liefern. Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter setzt auf Technologietransfer. Dazu zählt auch, die Schulung der Landwirte in Entwicklungsländern.

    " Wenn man mit neuen Technologien kommt, die notwendig sind um die Produktivität zu erhöhen, dass man dann damit auch das Gesamtpaket hat. Ohne damit auszulösen, man müsse nun gleich im Turbopack die Pflanzenschutzmittel von der Industrie mitkaufen. Das ist nicht das, was beabsichtigt ist und das ist auch gar nicht notwendig. "

    Nach Angaben des Internationalen Reisforschungsinstituts liegt der durchschnittliche Ertrag heute bei 4,1 Tonnen Reis pro Hektar. Mit besseren Anbaumethoden ließe sich der Ertrag um bis zu zwei Tonnen pro Hektar steigern. Auch der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen ist Technologietransfer, sagt Ferdinand Schmitz. Ein internationaler Vertrag der Welternährungsorganisation FAO regelt die wichtigsten Rahmenbedingungen, etwa den weltweiten Zugriff zu allen Genbanken und den entsprechenden Zuchterfolgen.

    " Und damit ist das auch ein ganz wichtiges Instrument zu dem Technologietransfer, weil wir hier eine Genressource aus einem Land X einkreuzen in ein Programm und dann dieses bestimmte Gen mit der bestimmten Eigenschaft in einer hochentwickelten Sorte wieder zur Verfügung stellen über die Genbank und jedermann weltweit dort wieder drauf zugreifen kann. Ein geniales System, was da zustande gebracht worden ist. "

    Seit Inkrafttreten des Abkommens im Januar 2007 haben Genbanken bereits über 100.000 Zugriffe verzeichnet. Angesichts der enormen Herausforderungen erwartet der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter deutliche Signale von der Politik. Mehr Forschungsgelder für die Pflanzengenomforschung auch zum Nutzen der Entwicklungsländer.

    " Dann müsste man so etwas schaffen wie Capacity Building im Bereich der Züchtung weil es ja überhaupt keinen Sinn hat anzunehmen, dass die Nutzpflanzen die wir hier haben, meinetwegen in der Sahelzone wachsen. Das sind andere Pflanzenarten. Aber das Know-how, die Technologie, die haben wir und die kann man teilen. Und wenn man das duplizieren würde für die Landtechnik, für andere Produktionsverfahren bis hin zu Beratungs- und Ausbildungsfragen, dann wäre das ein tolles Ergebnis. "