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Asien-Pazifik-Wochen

Es ist eine eigenartige Vorstellung: Mitten in Bischkek, der Hauptstadt von Kirgisien, absolvieren zur Zeit 100 Studenten ein deutsches Studium. Sie lernen Elektrotechnik und Maschinenbau – Unterrichtssprache ist Deutsch. Seit dem vergangenen Jahr existiert die deutsche Fakultät an der kirgisischen Nationalen Technischen Universität. Ein Transferprojekt der Technischen Fachhochschule Berlin TFH, unterstützt vom DAAD-Programm "Deutsche Studiengänge im Ausland". Doch es ist mehr als nur Entwicklungshilfe, sagt Karlheinz Borchert vom Auslandsamt der TFH:

Von Markus Rimmele |
    "Es geht auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bildungssystems im Ausland zu verbessern. Es gibt bereits zahlreiche amerikanische Universitäten und Einrichtungen, die dort internationale Studiengänge anbieten. Insofern ist es auch sehr wichtig, dass die deutschen Bildungseinrichtungen dort vertreten sind. "

    Das Curriculum hat die TFH gemeinsam mit den Kirgisen entwickelt. Zwei deutsche Dozenten in Bischkek sorgen für die weitere Kooperation der beiden Hochschulen. Eines Tages soll ein reger Austausch von Studierenden stattfinden, erleichtert durch die miteinander abgestimmten Studieninhalte. Die Berliner helfen und hoffen, selbst davon zu profitieren.

    " Wir versprechen uns natürlich auch davon Vorteile, dass die Absolventen später Deutschland auch sehr verbunden sind. Das wirkt sich wirtschaftlich aus. Es ist sicherlich zu erwarten, dass langfristige Wirkungen entstehen werden und im Rahmen der Globalisierung hier auch internationale Wirtschaftsbeziehungen entstehen. "

    Die deutsche Fakultät in Bischkek ist eines von mehreren Projekten, die auf der Informationsveranstaltung im Roten Rathaus vorgestellt werden. Vier Berliner Hochschulen präsentieren im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen ihre Aktivitäten in den Bereichen Wissenstransfer und Weiterbildung für Asien. Das Spektrum der Projekte und Angebote ist breit. Es reicht von reinen Hilfsaktionen bis zu Kooperationen auf Augenhöhe mit den asiatischen Hochschulen. Vielleicht spiegelt sich hierin der Wandel Ostasiens wider von einer Armuts- in eine Boomregion. Die Berliner Hochschulen engagieren sich daher auch aus zweierlei Gründen, erklärt die Initiatorin der Veranstaltung Henriette Scharfenberg von der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft FHW:

    " Einerseits natürlich auch, weil uns daran gelegen ist, diese Gegenden zu fördern und das Wissen, das hier schon vorhanden ist, auch dorthin zu übertragen. Andererseits ist es natürlich auch ein Erkenntnisgewinn für unsere Professoren und Studierenden, mit diesen asiatischen Ländern zusammen zu arbeiten. Das schafft auch wieder ein Wissen über dortige Verhaltensweisen, über Sichtweisen und natürlich auch, wie man in solche Märkte hineingeht."

    Die FHW etwa betreibt gemeinsame Forschungsprojekte mit ihrer Partnerhochschule in China und bietet einen MBA mit Asien-Spezialisierung an. Zusammen mit Niederländern, Österreichern und zwei chinesischen Hochschulen erarbeiten die Berliner außerdem seit einem Jahr ein gemeinsames Master-Programm, das dann an allen beteiligten Hochschulen umgesetzt werden soll. Ein genereller Trend. Gemeinsame Studienpläne von Hochschulen, die quer über den Globus verteilt liegen, sollen die Mobilität erleichtern. Ein Studium mit mehreren Studienorten, etwa Singapur und Berlin, wird bald nichts Besonderes mehr sein. Und schon heute, sagt Frank Beuster von der Technischen Universität Berlin, stellen die Asiaten mit die größte Gruppe unter den Studierenden an seiner Hochschule:

    " Die TU hat einen Ausländeranteil mit 20 Prozent, einer der höchsten in Deutschland. Es ist zur Zeit noch eine Einbahnstraße aus Asien. Die Deutschen müssten sich noch mehr für Asien interessieren."

    Großzügige Hilfsprojekte von deutscher Seite werden dann nicht mehr nötig sein. Die heute geknüpften Verbindungen nach Asien aber könnten sich auszahlen.