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Asphalt statt Lava

Geologie. – Eine neue Art von untermeerischem Ökosystem hat eine international besetzte Forschungsfahrt im Golf von Mexiko entdeckt. Energiequelle sind hier Asphaltvulkane. Die Forscher berichten in "Science" darüber.

    Ölflecken auf der Meeresoberfläche brachte das Team an Bord des deutschen Forschungsschiffs "Sonne" auf die Spur des neuen Ökosystems. Die Partikel waren vom Grund der Tiefsee aufgestiegen. Mit einem Fächer-Echolot vermaßen die Wissenschaftler den Meeresboden und entdeckten eine bemerkenswerte Landschaft. "Das sind so genannte Hügelstrukturen. Man würde es im Deutschen als Tiefseehügel bezeichnen. Das sind also Kuppen am Meeresboden, die ihn so um ein-, zwei-, vielleicht dreihundert Meter überragen, aber vom Durchmesser her sehr groß sind. Das sind Strukturen die zwei, drei, vier und sogar zehn Kilometer Durchmesser haben", berichtet der Bremer Geologe Gerhard Bohrmann.

    Eine Tauchfahrt mit einem Videoschlitten ergab, dass aus Öffnungen in diesen Tiefseehügeln Asphaltströme austreten, die Strukturen wie von Lavaströmen bilden. Eine überraschende Entdeckung. Denn bislang waren Asphaltvulkane nicht bekannt. Kleinere Mengen von Asphalt sind durchaus nichts Ungewöhnliches, sagen die Geologen. Doch an den Fundstellen zwischen Florida und Mexiko sind ganze Hügel mit dem Stoff überzogen, der offenbar warm aus dem Untergrund geflossen und dann erstarrt ist. An ihnen haben sich erstaunliche Ökosysteme gebildet. Bohrmann erläutert: Manchmal gab es regelrechte Büschel von Bartwürmern, daneben höhere Organismen wie Krebs, Krabben oder Muscheln."
    [Quelle: Folkert Lenz]