Golf ist ein Spiel, bei dem traditionell Wert auf einen alten Kodex gelegt wird. Man nennt ihn Etiquette. Zu den Verhaltensmaßregeln gehört seit Menschengedenken ein Aspekt der britischen Klassengesellschaft, aus der das Regelwerk des Spiels vor mehr als hundert Jahren hervorgegangen ist: Die kräftigen Kerle, die den Profis die schwere Tasche mit den Schlägern hinterhertragen, sollen ihre Arbeit machen, aber ansonsten den Mund halten.
Diese Regel kennt auch Steve Williams. Trotzdem ließ er vor einer Woche in Ohio am Ende eines Turniers bei einem Fernsehinterview seinen Gefühlen freien Lauf.
""I’ve been a Caddie for 33 years. And that’s the best week in my life. I am not joking. I am never going to forget that week. 145 wins now and that’s the best win I ever had.”"
"Ich bin seit 33 Jahren Caddie,” sagte Williams. "Das war die beste Woche meines Lebens. 145 Siege. Das war der beste von allen.”
Was an der eigentlich eher harmlosen Aussage des 47-jährigen Neuseeländers so bemerkenswert ist: Sie war nichts anderes als eine gut verpackte Breitseite gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, gegen Tiger Woods, der ihm kurz zuvor sang- und klanglos gekündigt hatte. Die amerikanische Golfpresse reagierte indigniert. Genauso wie einige Profigolfer. Der Tenor: So etwas gehört sich nicht. Williams hatte doch nicht das Turnier gewonnen, sondern sein neuer Chef, der Australier Adam Scott. Wo kommen wir hin, wenn sich jetzt die Caddies in den Vordergrund spielen?
Tatsächlich ist Steve Williams nicht irgendein Caddie, sondern einer der besten seiner Zunft. An der Seite von Tiger Woods hatte er zwölf Jahre lang seinen Anteil dazu beigetragen, dass der Golfprofi von Sieg zu Sieg eilte. Wofür der Caddie übrigens bestens entschädigt worden war. Williams ist mehrfacher Millionär.
Die beiden waren mehr als nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer – sie waren persönliche Freunde. Der Sexskandal des Golfprofis allerdings stellte vor zwei Jahren all das auf eine Probe. Der Rauswurf war ein Schlag ins Gesicht. Steve Williams war schockiert, als er die Mitteilung erhielt:
""I was absolute shocked that I got the boot. I caddied for the guy for thirteen years. I was incredibly loyal to the guy and I got short-shifted. Very disappointing.”"
"Ich war unglaublich loyal”, sagte Williams. "Sehr enttäuschend.”
Taschenträger haben keine Arbeitsplatzgarantie und genießen keinen Kündigungsschutz. Auch nicht die guten. Aber wenn sie geschasst werden, kommen sie fast immer ohne große Schwierigkeiten wieder unter. Williams landete bei Adam Scott. Jemand von seiner Qualität, so sagen Experten, macht einen Spieler um durchschnittlich anderthalb Schläge pro Runde besser. Und das kann man am Spiel von Scott sehen. Der Sieg in Akron war deutlich. Am Freitag auf der zweiten Runde der amerikanischen PGA Championship lag er zeitweilig erneut an der Spitze.
Dass unter den Caddies allmählich ein stärkeres Selbstbewusstsein heranreift, sollte niemanden überraschen. Schließlich gelten sie als unverzichtbar, weil sie als Ratgeber auf dem Platz den Spieler vor jedem Schlag mit Informationen über Entfernung, Windrichtung und Geländeprofil füttern und ihm den besttauglichen und makellos sauber geputzten Golfschläger in die Hand drücken. Obendrein sind sie die Blitzableiter für jeden Spannungszustand, der da draußen entsteht, wenn es nicht gut läuft. Nur selten hat ein Spieler die Größe eines Ben Crenshaw, der einst öffentlich zugab, dass ihm der Caddie einen entscheidenden Tipp fürs Putten gegeben und er nur deshalb das Masters gewonnen hatte.
Für einen solchen Job braucht es eine besondere Persönlichkeitsstruktur. So wie sie Christian Donald besitzt, der acht Jahre lang seinen jüngeren Bruder, den Weltranglistenersten Luke Donald, als Caddie begleitete. Die beiden gehen seit einem Jahr getrennte Wege. Vor kurzem kam Christian bei einem anderen Spitzenverdiener unter: bei Martin Kaymer.
Davon allerdings hat Kaymer bislang nicht profitiert. Der Mann aus Mettmann schaffte bei der PGA Championship nicht mal den Cut.
Kaymer hat einen ureigenen Erfahrungsschatz mit Caddies. Am Anfang seiner Profikarriere versuchte er ganz bewusst ohne einen festen Begleiter zu spielen. Bei jedem Turnier griff er auf einen ortsansässigen Adjutanten zurück und erledigte ansonsten sehr viel selbst:
""War meistens nicht so einfach. Hab meistens meinen Bag alleine gezogen, am Dienstag, Mittwoch auf den Proberunden. Hab für alles halt selber sorgen müssen. Auf der Turnierrunde musste ich halt meine eigenen Meterangaben nehmen. Was einem natürlich ein bisschen an Energie raubt. Aber es hat mir sehr viel gebracht an Erfahrung.”"
Schließlich stellte er doch jemanden an. Den Australier Justin Grenfell-Hoyle. Die beiden blieben mehr als zwei Jahre zusammen. Den Tipp bekam Kaymer von einem anderen Caddie, einer Frau:
""Fanny Sunneson, die hat lange bei Nick Faldo Caddie gemacht, die coacht mich seit ungefähr zwei Jahren. Da habe ich sie mal gefragt, ob sie sich mal umhören kann, wer vielleicht ganz gut wäre.”"
Die Schwedin ist, trotz ihrer nur 1,60 Meter, eine überragende und bestens vernetzte Figur auf der internationalen Caddie-Szene. Interviews gibt sie übrigens nicht.
Steve Williams ist mit dem Thema noch nicht fertig. Er hat angekündigt, ganz un-caddie-haft, irgendwann seine Memoiren zu schreiben. Den Platz für die Tiger-Woods-Episode hat er geistig schon reserviert. "Das wird eines der interessanten Kapitel in dem Buch”, sagte er neulich.
Diese Regel kennt auch Steve Williams. Trotzdem ließ er vor einer Woche in Ohio am Ende eines Turniers bei einem Fernsehinterview seinen Gefühlen freien Lauf.
""I’ve been a Caddie for 33 years. And that’s the best week in my life. I am not joking. I am never going to forget that week. 145 wins now and that’s the best win I ever had.”"
"Ich bin seit 33 Jahren Caddie,” sagte Williams. "Das war die beste Woche meines Lebens. 145 Siege. Das war der beste von allen.”
Was an der eigentlich eher harmlosen Aussage des 47-jährigen Neuseeländers so bemerkenswert ist: Sie war nichts anderes als eine gut verpackte Breitseite gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, gegen Tiger Woods, der ihm kurz zuvor sang- und klanglos gekündigt hatte. Die amerikanische Golfpresse reagierte indigniert. Genauso wie einige Profigolfer. Der Tenor: So etwas gehört sich nicht. Williams hatte doch nicht das Turnier gewonnen, sondern sein neuer Chef, der Australier Adam Scott. Wo kommen wir hin, wenn sich jetzt die Caddies in den Vordergrund spielen?
Tatsächlich ist Steve Williams nicht irgendein Caddie, sondern einer der besten seiner Zunft. An der Seite von Tiger Woods hatte er zwölf Jahre lang seinen Anteil dazu beigetragen, dass der Golfprofi von Sieg zu Sieg eilte. Wofür der Caddie übrigens bestens entschädigt worden war. Williams ist mehrfacher Millionär.
Die beiden waren mehr als nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer – sie waren persönliche Freunde. Der Sexskandal des Golfprofis allerdings stellte vor zwei Jahren all das auf eine Probe. Der Rauswurf war ein Schlag ins Gesicht. Steve Williams war schockiert, als er die Mitteilung erhielt:
""I was absolute shocked that I got the boot. I caddied for the guy for thirteen years. I was incredibly loyal to the guy and I got short-shifted. Very disappointing.”"
"Ich war unglaublich loyal”, sagte Williams. "Sehr enttäuschend.”
Taschenträger haben keine Arbeitsplatzgarantie und genießen keinen Kündigungsschutz. Auch nicht die guten. Aber wenn sie geschasst werden, kommen sie fast immer ohne große Schwierigkeiten wieder unter. Williams landete bei Adam Scott. Jemand von seiner Qualität, so sagen Experten, macht einen Spieler um durchschnittlich anderthalb Schläge pro Runde besser. Und das kann man am Spiel von Scott sehen. Der Sieg in Akron war deutlich. Am Freitag auf der zweiten Runde der amerikanischen PGA Championship lag er zeitweilig erneut an der Spitze.
Dass unter den Caddies allmählich ein stärkeres Selbstbewusstsein heranreift, sollte niemanden überraschen. Schließlich gelten sie als unverzichtbar, weil sie als Ratgeber auf dem Platz den Spieler vor jedem Schlag mit Informationen über Entfernung, Windrichtung und Geländeprofil füttern und ihm den besttauglichen und makellos sauber geputzten Golfschläger in die Hand drücken. Obendrein sind sie die Blitzableiter für jeden Spannungszustand, der da draußen entsteht, wenn es nicht gut läuft. Nur selten hat ein Spieler die Größe eines Ben Crenshaw, der einst öffentlich zugab, dass ihm der Caddie einen entscheidenden Tipp fürs Putten gegeben und er nur deshalb das Masters gewonnen hatte.
Für einen solchen Job braucht es eine besondere Persönlichkeitsstruktur. So wie sie Christian Donald besitzt, der acht Jahre lang seinen jüngeren Bruder, den Weltranglistenersten Luke Donald, als Caddie begleitete. Die beiden gehen seit einem Jahr getrennte Wege. Vor kurzem kam Christian bei einem anderen Spitzenverdiener unter: bei Martin Kaymer.
Davon allerdings hat Kaymer bislang nicht profitiert. Der Mann aus Mettmann schaffte bei der PGA Championship nicht mal den Cut.
Kaymer hat einen ureigenen Erfahrungsschatz mit Caddies. Am Anfang seiner Profikarriere versuchte er ganz bewusst ohne einen festen Begleiter zu spielen. Bei jedem Turnier griff er auf einen ortsansässigen Adjutanten zurück und erledigte ansonsten sehr viel selbst:
""War meistens nicht so einfach. Hab meistens meinen Bag alleine gezogen, am Dienstag, Mittwoch auf den Proberunden. Hab für alles halt selber sorgen müssen. Auf der Turnierrunde musste ich halt meine eigenen Meterangaben nehmen. Was einem natürlich ein bisschen an Energie raubt. Aber es hat mir sehr viel gebracht an Erfahrung.”"
Schließlich stellte er doch jemanden an. Den Australier Justin Grenfell-Hoyle. Die beiden blieben mehr als zwei Jahre zusammen. Den Tipp bekam Kaymer von einem anderen Caddie, einer Frau:
""Fanny Sunneson, die hat lange bei Nick Faldo Caddie gemacht, die coacht mich seit ungefähr zwei Jahren. Da habe ich sie mal gefragt, ob sie sich mal umhören kann, wer vielleicht ganz gut wäre.”"
Die Schwedin ist, trotz ihrer nur 1,60 Meter, eine überragende und bestens vernetzte Figur auf der internationalen Caddie-Szene. Interviews gibt sie übrigens nicht.
Steve Williams ist mit dem Thema noch nicht fertig. Er hat angekündigt, ganz un-caddie-haft, irgendwann seine Memoiren zu schreiben. Den Platz für die Tiger-Woods-Episode hat er geistig schon reserviert. "Das wird eines der interessanten Kapitel in dem Buch”, sagte er neulich.