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Astronomie
Der gekippte Himmel

Reist man von Europa aus nach Süden, so tauchen über dem Südhorizont immer neue Sterne auf, während im Norden mehr und mehr bekannte Himmelsfiguren versinken.

Von Dirk Lorenzen | 27.06.2014
    Der Nordhimmel über dem Süden Brasilien
    Der Nordhimmel über dem Süden Brasilien (Stellarium)
    Die Höhe des Polarsterns am Himmel entspricht dabei der geografischen Breite: In der Mitte Deutschlands steht er also 50 Grad hoch, am nördlichen Wendekreis nur noch 23 Grad - und am Äquator verschwindet er schließlich unter dem Horizont.
    Dafür taucht dort dann der südliche Himmelspol am Himmel auf - allerdings gibt es im Süden keinen hellen Polarstern wie bei uns im Norden.
    Im Süden Brasiliens befindet man sich etwa 90 Grad südlicher als in Mitteleuropa. Entsprechend ist das gesamte Firmament um 90 Grad gekippt. Einige der uns vertrauten Sternbilder sind auch von dort zu sehen. Aber sie ziehen über den Nordhimmel und stehen praktisch auf dem Kopf.
    Löwe, Jungfrau und Bootes sehen vollkommen ungewohnt aus. Spica in der Jungfrau etwa steht rechts oberhalb von Mars - und nicht links unterhalb wie bei uns heute Abend.
    Im Laufe der Nacht zeigen sich Leier, Schwan und Adler am Nordhimmel - unser Sommerdreieck ist in südlichen Breiten aber eher die Winterpyramide. Wega und Deneb bilden die Basis, Atair die hohe Spitze.
    Manches am Himmel ist jedoch genauso wie bei uns: Die Mondphasen sind überall auf der Erde gleich. Auch auf der Südhalbkugel ist heute Neumond - aber die zunehmende Sichel sieht ab morgen so aus wie unser abnehmender Mond.
    Und noch etwas: Trotz aller gegenteiliger Gerüchte strudelt in Brasilien das Wasser nicht in umgekehrter Richtung in den Abfluss.