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Astronomie
Der nächste Stern wird gewogen

Nach der Sonne befindet sich der Stern Proxima Centauri der Erde am nächsten. Während die Sonne nur gut acht Lichtminuten entfernt ist, beträgt der Abstand zu Proxima Centauri bereits etwas mehr als vier Lichtjahre.

Von Dirk Lorenzen | 07.05.2014
    Astronomisch gesehen ist das nicht viel. Die geringe Entfernung sorgt dafür, dass sich Proxima relativ schnell vor dem Hintergrund der Sterne bewegt. Im Oktober dieses Jahres und im Februar 2016 zieht Proxima sehr dicht an zwei schwachen Sternen vorbei, die weit entfernt im Hintergrund liegen. Mit seiner Anziehungskraft lenkt Proxima das Licht der fernen Sterne minimal ab. Die Astronomen sprechen vom Gravitationslinseneffekt. Die Hintergrundsterne scheinen an einer leicht veränderten Position zu stehen, wenn der Stern im Vordergrund vorbei zieht.
    Kailash Sahu und einige Kollegen wollen mit dem Hubble-Weltraumteleskop beide Begegnungen präzise verfolgen. Denn aus der Ablenkung des Sternlichts lässt sich die Masse von Proxima Centauri bestimmen: Je weiter sich die Sterne verschieben, desto schwerer ist Proxima. Die Astronomen interessieren sich schon lange für die Eigenschaften unseres nächsten kosmischen Nachbarn. Sollte Proxima Planeten haben, so könnten sie sich während der engen Passage verraten.
    Denn wenn zufällig ein Planet vor den fernen Sternen entlang zieht, bündelt er für einige Stunden das Sternlicht – der Stern erscheint plötzlich viel heller. Auch wenn die Planetenentdeckung wohl nur ein Traum bleiben wird, so freuen sich die Astronomen, dass Proxima Centauri bald gewogen wird.