Archiv

Astronomie
Der Polarstern der Pyramiden

In den kurzen Sommernächten lauert der himmlische Drache im Zenit. Markant ist der Drachenkopf, ein schiefes Viereck, das gegen ein Uhr exakt senkrecht über uns steht.

Von Dirk Lorenzen |
    Thuban leuchtet zwischen Kleinem und Großem Bär
    Thuban leuchtet zwischen Kleinem und Großem Bär (Stellarium)
    Der antiken Sage nach ist es der hundertköpfige Drache Ladon, der die goldenen Äpfel der Hesperiden bewachte. Sie zu besorgen, war eine der zwölf Aufgaben des Helden Herkules. Natürlich hat er auch diese erledigt, indem er den Drachen erledigte - und beide leuchten nun nebeneinander am Himmel.
    Der historisch bedeutendste Stern im Drachen ist Thuban. Seine offizielle Bezeichnung lautet Alpha Draconis - dabei ist er keineswegs das Alpha-Objekt in diesem Tier, sondern rangiert in der Helligkeit nur an achter Stelle.
    Thuban steht genau zwischen dem mittleren Stern der Deichsel des Großen Wagens und dem Kasten des Kleinen Wagens. Heute ist er einfach ein Stern von vielen.
    Doch zur Zeit der Pyramiden vor fast fünf Jahrtausenden stand er ganz dicht am Himmelspol. Damals war Thuban der Polarstern.
    Die Erdachse beschreibt im Laufe von gut 26.000 Jahren einen großen Kreis am Himmel. Als Folge dieser Präzessionsbewegung weist die Erdachse mit der Zeit immer auf andere Sterne.
    Im Jahr minus 2800 zeigte Thuban die Nordrichtung noch viel genauer an als heute unser Polarstern - denn er war dem Himmelspol sechsmal näher.
    Der Drachenkopf mit den hellsten Sternen dieser Figur befindet sich oberhalb der strahlend hellen Wega in der Leier. Der Körper des Ungeheuers schlängelt sich zwischen Schwan, Kepheus, Kleinem und Großem Wagen und Bootes entlang.