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Astronomie
Die Frau, die die Sterne klassifizierte

Die berühmteste Buchstabenkombination der Astronomie lautet O B A F G K M. Das sind die Spektralklassen, in die die Forscher Sterne einteilen. O-Sterne sind blau und heiß, wogegen M-Sterne rot und kühl sind.

Von Dirk Lorenzen | 11.12.2013
    Um sich die Buchstabenfolge besser merken zu können, gibt es den etwas machohaften Merksatz "Oh, be a fine girl! Kiss Me!".
    Annie Jump Cannon, die dieses Klassifikations-Schema eingeführt hat, ist heute vor 150 Jahren in Dover im US-Bundesstaat Delaware zur Welt gekommen.
    Ihr Physik-Studium hat sie am renommierten Wellesley College absolviert. Während der Ausbildung verlor sie aufgrund einer Infektion fast komplett ihr Hörvermögen.
    Später musste sie eine schlecht bezahlte Anstellung am Harvard College Observatory annehmen. Dort wertete sie Beobachtungen aus und klassifizierte Sternspektren auf Fotoplatten - allein mit bloßem Auge oder mit Hilfe einer Lupe.
    Sie hatte diese Kunst derart perfektioniert, dass sie in einer Minute bis zu drei Sternspektren korrekt zuordnen konnte. Etwa 350.000 Sterne hat sie auf diese Weise klassifiziert - ein einsamer Rekord.
    Sternspektren sind äußerst wichtig, um die Physik der Himmelskörper genauer zu verstehen. Zwar wurde Annie Jump Cannon vielfach ausgezeichnet, etwa als Ehrendoktorin der Universität Oxford - doch in Harvard gewährte man ihr erst kurz vor der Pensionierung endlich eine voll bezahlte Stelle.
    1941 ist Annie Jump Cannon im Alter von 77 Jahren gestorben. Die Spektralklassen der Sterne erinnern bis heute an sie.