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Astronomie
Die Oortsche Wolke

Gesehen hat sie noch niemand, und doch gilt ihre Existenz als ziemlich sicher. Dabei ist sie in der unmittelbaren Umgebung der Sonne angesiedelt und dürfte – geschätzt – etliche hundert Milliarden Objekte enthalten. Gemeint ist die Oortsche Wolke, die wie ein kosmischer Mückenschwarm das Sonnensystem umgibt.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Künstlerische Darstellung der Oortschen Wolke am Rande des Sonnensystems.
    Künstlerische Darstellung der Oortschen Wolke am Rande des Sonnensystems. (NASA)
    Der niederländische Astronom Jan Hendrik Oort leitete ihre mutmaßliche Existenz Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus der Bahnanalyse von ein paar Dutzend extrem langperiodischen Kometen ab.
    Oort nahm an, dass dort draußen – zwischen 20.000 und 50.000 Mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde – ein riesiges Kometenreservoir existiert. Ein kosmisches Tiefkühllager gewissermaßen, aus dem immer wieder frische Kometen ins innere Sonnensystem nachgeliefert werden. Ohne ein solches Nachschublager gäbe es heute keine Kometen mehr, weil diese Brocken aus Eis und Staub bestenfalls einige zehntausend Sonnenumläufe überdauern, ehe sie sich vollständig auflösen.
    30 Jahre später erschloss Oorts amerikanischer Kollege Jack Hills aus weiteren Bahnanalysen und umfangreichen Modellrechnungen die Existenz einer inneren Struktur dieser Oortschen Wolke. Danach erstreckt sich zwischen rund 2000- und 20.000-facher Entfernung Sonne - Erde ein reifenförmiger innerer Bereich, der den Löwenanteil der tiefgekühlten Kometenkerne enthält.
    Da die von Jan Hendrik Oort postulierte äußere Wolke durch Störeinflüsse vorbeiziehender Sterne allmählich ausgedünnt wird, gilt diese Hills-Wolke als das eigentliche Kometen-Lager.
    gewünscht von Uwe Herrel