Samstag, 18. Mai 2024

Archiv

Astronomie
Die Sonne grün und blau

Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, verzaubert das nicht nur Schlagerfans. Viele Menschen blicken begeistert zum untergehenden Sonnenball - und übersehen doch das faszinierendste Phänomen: den grünen Strahl.

Von Dirk Lorenzen | 13.06.2014
    Der allerletzte Rest der Sonnenscheibe kann beim Untergang intensiv grün leuchten
    Der allerletzte Rest der Sonnenscheibe kann beim Untergang intensiv grün leuchten (Stellarium)
    Denn bei optimalen Bedingungen erscheint das letzte sichtbare Stück der Sonne plötzlich knallgrün. Dies hat nichts mit der Sonne zu tun, sondern ist ein optischer Effekt der Lufthülle der Erde.
    Beim Untergang durchquert das Sonnenlicht dicke Schichten der Atmosphäre. Die Luftmassen brechen die verschiedenen Farbbestandteile des Lichts etwas unterschiedlich. Daher ist zuletzt noch das grüne Sonnenlicht zu sehen.
    Im englischen Sprachraum heißt dieses Phänomen "green flash", grüner Blitz. Tatsächlich kann der letzte Sonnenstrich direkt am Horizont für ein oder zwei Sekunden so intensiv leuchten wie eine Neonröhre.
    Wenn die Umstände ganz perfekt sind, kommt nach dem grünen Strahl noch für einen Sekundenbruchteil der blaue Strahl - denn das blaue Sonnenlicht geht noch etwas später unter als das grüne.
    Den grünen Strahl gibt es relativ häufig - dass die Sonne auch noch blau wird, sehen selbst Experten nur sehr selten.
    Wichtig ist, dass der Himmel bis zum Horizont wolkenfrei ist und die Sonne nicht hinter einem Haus oder hohen Bäumen verschwindet.
    Hartnäckig hält sich das Gerücht, der grüne Strahl sei nur in den Tropen zu sehen. Dabei ist dieses Phänomen in unseren Breiten oder in Skandinavien sogar noch schöner, weil die Sonne langsamer untergeht: Der wunderbare Moment des grünen Strahls dauert bei uns also besonders lang.