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Astronomie
Erstes Doppelplanetensystem entdeckt

Dass Planeten nicht immer alleine auftreten, ist bekannt: Die Erde wird vom Mond umkreist, der Mars hat die Monde Phobos sowie Deimos und Uranus umkreisen gleich 27 Monde. Nun ist Astronomen auch der Nachweis sogenannter Doppelplanetensysteme gelungen: zwei Planeten, die sich gegenseitig umkreisen.

Von Guido Meyer | 31.07.2017
    Zwei Sterne stehen dicht beieinander in einem Doppelsternsystem
    Doppelsternsysteme wie hier tauchen im Kosmos häufig auf. Als Paar auftretende Planeten waren hingegen bislang unbekannt und konnten nun erstmals von amerikanischen Astronomen nachgewiesen werden. (imago)
    160 Lichtjahre von der Erde entfernt, im Sternbild Wasserschlange, gibt es eine Ansammlung junger Sterne. Astronomen haben ihr den etwas umständlichen Namen TW-Hydrae-Assoziation gegeben. Eines dieser Objekte hat sich William Best vom Institut für Astronomie der Universität von Hawaii am dortigen Keck-Observatorium näher angesehen.
    "Wir glaubten, dass es sich dabei um ein einziges Objekt handelt, ein ziemlich junges, vielleicht so zehn Millionen Jahre alt. Es kam uns sehr klein vor. Mit ungefähr der sechsfachen Masse Jupiters schien es eher ein Planet als ein Stern zu sein. Nach unseren Beobachtungen wissen wir nun aber, dass es sich dabei um zwei Objekte handelt - zwei sehr ähnliche Objekte, die sich gegenseitig umkreisen. Jedes der beiden ist nur etwa viermal so massereich wie Jupiter."
    Das erste nachgewiesene Doppelplanetensystem
    Damit wäre dies das erste nachgewiesene Doppelplanetensystem. Beide Objekte umkreisen sich in einem Abstand, der der vierfachen Entfernung der Erde von der Sonne entspricht. Und es kommt noch kurioser: Beide Planeten umkreisen zwar sich selbst - aber ansonsten nichts und niemanden. Sie befinden sich nicht - wie die meisten Planeten - auf einer Umlaufbahn um einen Stern.
    "Es handelt sich hier um frei schwebende Planeten. Diese Himmelskörper haben die Massen von Planeten. Sie sind aber allein im All unterwegs - wie sonst nur Sterne. Dass wir ein solches Nomadenplanetenpaar beobachten konnten, ist neu."
    Nicht ihre Größe, wohl aber ihre mögliche Entstehung würden solche Nomadenplaneten irgendwo in eine Grauzone zwischen Stern und Planet platzieren, findet Louis Strigari vom Kavli Institut für Hochenergie-Astrophysik und Kosmologie der Standford University.
    Sterne oder Planeten?
    "Objekte, die größer sind als Jupiter, könnten sich eigenständig irgendwo aus dem Kollaps einer Molekülwolke gebildet haben - genauso wie ein Stern. Dies wäre für uns ein ganz neues Phänomen. Die Entstehung solcher Planeten würde also eher der Geburt eines Sterns ähneln als der anderer Planeten."
    Kleine Sterne nennen Astronomen Braune Zwerge. Um diesen Status zu erreichen, sind die beiden Objekte eigentlich viel zu klein. Bei beiden handelt es sich um Gasbälle, so wie bei Jupiter und Saturn. Dennoch könne man sie statt als Nomadenplaneten genauso gut als Braune Zwerge bezeichnen und damit als eine Art Stern, findet William Best.
    "Diese beiden Objekte bilden zwar ein Paar. Sie sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit einzeln entstanden - vermutlich wie Sterne, denn in ihrer Nähe gibt es keine anderen Himmelskörper. Würden die beiden einen Stern umkreisen, würden wir sie aber wohl eher Planeten nennen."
    Seine Entstehung, nicht die Masse eines Objektes soll darüber bestimmen, ob ein Himmelskörper noch als Planet oder schon als Brauner Zwerg und damit als Mini-Stern gilt, findet William Best. Doch wie heißen dann mögliche Objekte, die dieses Nomadendoppel umkreisen?
    "Es ist gut möglich, dass diese Braunen Zwerge von Monden umkreist werden. Dann wären es also doch Planeten. Das ist für uns derzeit noch unbekanntes Terrain. Denn bislang hatte noch niemand solche Himmelskörper entdeckt."