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Astronomie
Mit zwei Galaxien sieht man besser

Hinter dem Kürzel UGC 10288 verbarg sich bis vor wenigen Monaten eine unscheinbare Galaxie im Sternbild Schlange. Die einzige Besonderheit dieses rund einhundert Millionen Lichtjahre entfernten Objekts schien darin zu bestehen, dass wir genau auf die Kante der Galaxienebene blicken. Dadurch erscheint sie wie eine dünne Spindel.

Von Hermann-Michael Hahn | 01.03.2014
    Die Galaxie UGC 10288 und der Jet der dahinter verborgenen aktiven Galaxie
    Die Galaxie UGC 10288 und der Jet der dahinter verborgenen aktiven Galaxie (MPIfR)
    Hochauflösende radioastronomische Beobachtungen mit dem "Karl Guthe Jansky Very Large Array" in New Mexico zeigten jetzt, dass sich genau hinter dieser mutmaßlichen Spiralgalaxie eine zweite, viel weiter entfernte Galaxie verbirgt.
    Diese zweite Galaxie in etwa sieben Milliarden Lichtjahren Entfernung sendet sehr starke Radiostrahlung aus. Mit ihrer Hilfe konnten die Astronomen, darunter Marita Krause und Rainer Beck vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie, die Vordergrundgalaxie gleichsam durchleuchten und so bei ihr ansonsten unbeobachtbare Details erkennen.
    Zunächst mussten sie allerdings ihr bisheriges Bild von der Vordergrundgalaxie korrigieren. Der Löwenanteil der schon früher aus dieser Richtung registrierten starken Radiostrahlung stammt nämlich gar nicht von ihr, sondern von dem hellen Objekt im Hintergrund.
    Das bedeutet, dass in UGC 10288 offenbar deutlich weniger neue Sterne entstehen als bislang vermutet. Außerdem bildet das Gas in der Umgebung der Galaxie keine zusammenhängende Hülle.
    Den Forschern gelang zudem, mithilfe der Strahlung aus dem Hintergrund das Magnetfeld der nahen Galaxie zu vermessen.