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Athleten-Vertretung
Streit um mögliche Anschubfinanzierung

Vergangene Woche wurde bekannt, dass für die neu gegründete unabhängige Interessenvertretung "Athleten Deutschland" Geld vom Bund fließen soll. Doch das wäre gegen den Willen des DOSB - und in der Politik scheint noch nicht geklärt zu sein, wer genau die Mittel erhält.

Von Marina Schweizer | 23.04.2018
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Gründungsmitglieder von "Athleten Deutschland" und langjährig aktiv in der DOSB-Athletenkommission, stehen nebeneinander und lächeln in die Kamera
    Fechter Max Hartung und Kanutiin Silke Kassner, Gründungsmitglieder von "Athleten Deutschland" und langjährig aktiv in der DOSB-Athletenkommission. (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Werden die rund 300 Sportler im Verein "Athleten Deutschland" bald gestärkt durch eine direkte Anschubfinanzierung vom Bund? 225.000 Euro stehen im Haushaltsentwurf. Eine generelle Stärkung einer Athletenvertretung bekommt fraktionsübergreifend viel Zustimmung – auch von CSU-Innen- und Sportpolitiker Stephan Mayer.
    "Eine wirksame effektive Athletenvertretung ist aus meiner Sicht in der heutigen Zeit eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Athleten auch die notwendige Mitsprachemöglichkeit zu geben, wenn es darum geht, über ihre eigenen Rahmenbedingungen auch mitbefinden zu können", sagte der neue Parlamentarische Staatssekretär im für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium, im Deutschlandfunk.
    Mayer will "nicht gegen DOSB" arbeiten
    Es sei das gute Recht von Athleten, sich über einen eigens gegründeten Verein selbst zu vertreten.
    "Aber natürlich ist es auch die Aufgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes, unter seinem Dach auch eine Möglichkeit für die Athleten zu eröffnen, ihre eigenen Interesse möglichst unabhängig mit zu vertreten, deswegen kommt es mir persönlich auch in entscheidender Weise darauf an, dass diese Athletenvertretung nicht ohne und schon gleich nicht gegen den DOSB ins Werk gesetzt wird."
    Auch der Deutsche Olympische Sportbund stemmt sich seit Monaten gegen die Stärkung des ausgegliederten Vereins. Dessen Gründungspräsident Max Hartung wehrt sich im Deutschlandfunk:
    "Die im DOSB vorhandene Athletenkommission hat kein eigenes rechtliches Konstrukt. Das bedeutet, dass die Mittel dann erst einmal in den DOSB-Gesamthaushalt gehen würden und die Athleten eigentlich keine Handhabe darüber hätten, wie die Mittel eingesetzt werden würden."
    Hartung kennt den Olympischen Dachverband von innen, als aktiver gewählter Athletensprecher im DOSB. Jahrelang habe man dort nichts getan, um die Stimme von Athleten zu stärken – am Ende sah er die Gründung einer externen Interessenvertretung als unumgänglich.
    Hartung kann sich Zusammenarbeit vorstellen - unter Umständen
    "Mich wundert die Diskussion zu diesem jetzigen Zeitpunkt eigentlich total, weil wir jetzt zwei Mal im Sportausschuss waren, die Debatte geht schon seit zwei Jahren. Der DOSB hatte auch ganz viel Zeit, Vorschläge zu machen, wie man sich ein solches Konstrukt vorstellen könnte. Und in der ganzen Zeit ist nichts gekommen und wir hatten bisher die Rückendeckung vom alten Minister, Herrn de Maizière, und ich hoffe, dass es jetzt unter Horst Seehofer genauso positiv verläuft in der Zusammenarbeit."
    Man stemme sich gar nicht gegen den Dachverband. Die Interessenvertretung Athleten Deutschland könnte sich vorstellen, ähnlich wie ein Sportfachverband in den DOSB aufgenommen zu werden – mit garantierter Unabhängigkeit.
    "Wir haben es immer wieder angeboten und das auch in der Satzung verankert, dass das auch von unserer Seite aus denkbar ist, um auch ein Zeichen zu setzen, dass wir konstruktiv mitarbeiten wollen, aber die Diskussion hat noch gar nicht stattgefunden."