Im Jahre 1987 führte ein weltweit aufsehenerregender Volksentscheid zu einer radikalen Kehrtwende in der italienischen Energiepolitik. Unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl beschloss die Mehrheit der Italiener den Ausstieg aus der Atomkraft kurz vor der Fertigstellung zweier neuer Reaktoren. Eine Entscheidung, die der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi seit jeher heftig kritisiert:
"Der Umweltfanatismus der politischen Gegner hat es verhindert, dass diese Kraftwerke fertiggestellt und in Betrieb genommen wurden."
Im vergangenen Mai hat die italienische Regierung deshalb eine Kursänderung eingeleitet und mit dem Gesetz über "Sviluppo ed Energia", Entwicklung und Energie noch in diesem Jahr den Neueinstieg in die Atomenergie beschlossen. Claudio Scajola, Minister für Wirtschaftsentwicklung, erläutert die Ziele der Regierung:
"Für die geplante Deckung von 25 Prozent unseres Energiebedarfs unter Verwendung der neuesten Technologie aus den Vereinigten Staaten und Frankreich brauchen wir sieben, acht, zehn Kernkraftwerke."
Geplant sind vorerst einmal vier. Dazu hat der italienische Stromgigant ENEL mit dem französischen Partner EDF ein Kooperationsabkommen getroffen. Noch in diesem Monat will Minister Scajola auch in die USA reisen, um über die künftige Zusammenarbeit auf dem Sektor Atomenergie zu verhandeln. Ein kostspieliges Projekt: Bei einem Durchschnittspreis von fünf bis sechs Milliarden Euro müsste Italien bei heutigem Stand an die 70 Milliarden Euro investieren, um die geplanten 25 Prozent des Energieverbrauchs mit Kernenergie abzudecken. Aber das Geld ist nicht das einzige Problem. Gegen den Atomstrom, den Italien bisher schon aus Frankreich bezieht, haben die Bürger nichts. Der Bau von neuen Atomkraftwerken in Italien dürfte allerdings auf erheblichen Widerstand der lokalen Bevölkerung treffen. Wie bei den Bäuerinnen von Scanzano in Süditalien:
"Wir dürfen auf keinen Fall weichen. Ich bin Tag und Nacht hier, ich schlafe mit meiner kleinen Tochter sogar im Auto. Ich interessiere mich nicht für Politik, bin weder rechts noch links. Mich interessiert nur mein Land, das kriegen sie niemals. Das hier ist unser Eigentum, das verteidigen wir mit Zähnen und Klauen. Wenn sie das haben wollen, dann nur über unsere Leichen. Wir werden nicht weichen."
Bereits 2003 hatte Silvio Berlusconi die Einrichtung eines Endlagers in der süditalienischen Region Basilicata nahe dem Ionischen Meer angeordnet, um die seit vielen Jahren überall im Land verteilten Altlasten unterzubringen. Doch die betroffenen Landwirte protestierten, errichteten Straßensperren, blockierten Eisenbahntrassen und verhinderten immer wieder den Beginn der Bauarbeiten. Berlusconi gab schließlich auf. Um ähnlichen Ärger bei den geplanten Reaktorneubauten zu vermeiden, will Minister Scajola den Schwarzen Peter weiterreichen:
"Der Betreiber der neuen Anlagen sucht sich den geeigneten Ort selbst aus. Dann sucht er um die Baugenehmigung nach und baut die Anlage, sofern der Standort allen Anforderungen entspricht. Das ist die normale Praxis. Wer ein Hotel bauen will, fragt auch nicht beim Minister nach, wo er das bauen soll."
Italien bietet von Natur aus wenig geeignete Standorte. Das Land ist fast überall dicht besiedelt, in weiten Teilen erdbebengefährdet und verfügt außer in Meernähe nicht über die benötigten Kühlwassermengen. Viel mehr würde sich für Italien die Nutzung der Sonnenenergie anstelle des Atoms anbieten. Doch Silvio Berlusconi will unbedingt Atomkraftwerke bauen. Ein Geschäft, das er sich nicht entgehen lassen will.
"Wir beteiligen uns mit unserem Kapital, um Kernkraftwerke in Frankreich oder anderen Ländern zu bauen."
Das bedeutet: Auch wenn in Italien selber am Ende keine Atommeiler stehen, will Italien auf Gewinne mit dem Atomstrom andernorts nicht verzichten.
"Der Umweltfanatismus der politischen Gegner hat es verhindert, dass diese Kraftwerke fertiggestellt und in Betrieb genommen wurden."
Im vergangenen Mai hat die italienische Regierung deshalb eine Kursänderung eingeleitet und mit dem Gesetz über "Sviluppo ed Energia", Entwicklung und Energie noch in diesem Jahr den Neueinstieg in die Atomenergie beschlossen. Claudio Scajola, Minister für Wirtschaftsentwicklung, erläutert die Ziele der Regierung:
"Für die geplante Deckung von 25 Prozent unseres Energiebedarfs unter Verwendung der neuesten Technologie aus den Vereinigten Staaten und Frankreich brauchen wir sieben, acht, zehn Kernkraftwerke."
Geplant sind vorerst einmal vier. Dazu hat der italienische Stromgigant ENEL mit dem französischen Partner EDF ein Kooperationsabkommen getroffen. Noch in diesem Monat will Minister Scajola auch in die USA reisen, um über die künftige Zusammenarbeit auf dem Sektor Atomenergie zu verhandeln. Ein kostspieliges Projekt: Bei einem Durchschnittspreis von fünf bis sechs Milliarden Euro müsste Italien bei heutigem Stand an die 70 Milliarden Euro investieren, um die geplanten 25 Prozent des Energieverbrauchs mit Kernenergie abzudecken. Aber das Geld ist nicht das einzige Problem. Gegen den Atomstrom, den Italien bisher schon aus Frankreich bezieht, haben die Bürger nichts. Der Bau von neuen Atomkraftwerken in Italien dürfte allerdings auf erheblichen Widerstand der lokalen Bevölkerung treffen. Wie bei den Bäuerinnen von Scanzano in Süditalien:
"Wir dürfen auf keinen Fall weichen. Ich bin Tag und Nacht hier, ich schlafe mit meiner kleinen Tochter sogar im Auto. Ich interessiere mich nicht für Politik, bin weder rechts noch links. Mich interessiert nur mein Land, das kriegen sie niemals. Das hier ist unser Eigentum, das verteidigen wir mit Zähnen und Klauen. Wenn sie das haben wollen, dann nur über unsere Leichen. Wir werden nicht weichen."
Bereits 2003 hatte Silvio Berlusconi die Einrichtung eines Endlagers in der süditalienischen Region Basilicata nahe dem Ionischen Meer angeordnet, um die seit vielen Jahren überall im Land verteilten Altlasten unterzubringen. Doch die betroffenen Landwirte protestierten, errichteten Straßensperren, blockierten Eisenbahntrassen und verhinderten immer wieder den Beginn der Bauarbeiten. Berlusconi gab schließlich auf. Um ähnlichen Ärger bei den geplanten Reaktorneubauten zu vermeiden, will Minister Scajola den Schwarzen Peter weiterreichen:
"Der Betreiber der neuen Anlagen sucht sich den geeigneten Ort selbst aus. Dann sucht er um die Baugenehmigung nach und baut die Anlage, sofern der Standort allen Anforderungen entspricht. Das ist die normale Praxis. Wer ein Hotel bauen will, fragt auch nicht beim Minister nach, wo er das bauen soll."
Italien bietet von Natur aus wenig geeignete Standorte. Das Land ist fast überall dicht besiedelt, in weiten Teilen erdbebengefährdet und verfügt außer in Meernähe nicht über die benötigten Kühlwassermengen. Viel mehr würde sich für Italien die Nutzung der Sonnenenergie anstelle des Atoms anbieten. Doch Silvio Berlusconi will unbedingt Atomkraftwerke bauen. Ein Geschäft, das er sich nicht entgehen lassen will.
"Wir beteiligen uns mit unserem Kapital, um Kernkraftwerke in Frankreich oder anderen Ländern zu bauen."
Das bedeutet: Auch wenn in Italien selber am Ende keine Atommeiler stehen, will Italien auf Gewinne mit dem Atomstrom andernorts nicht verzichten.