Das neue Jahr hat noch nicht begonnen, da plagen die Litauer schon wieder die alten Sorgen. In der Stunde vor Mitternacht soll auch der zweite Reaktor des Kernkraftwerks Ignalina endgültig vom Netz gehen. Angesprochen auf das Unvermeidbare verdüstern sich die Mienen der vorbeieilenden Passanten auf dem Gediminas-Boulevard in der Hauptstadt Vilnius.
"Der Strom wird teurer, das Geld noch knapper. Mir tun besonders die Rentner leid, die ohnehin schon am Rande der Armut leben."
"Meine Heizung läuft mit Strom. Ich habe es noch nicht ausgerechnet. Aber ich fürchte das Schlimmste."
"Es wird ein neuer Meiler gebaut und das Leben geht weiter. Eine moderne Anlage mit Hülle und allem, was dazugehört. Dann gibt es keine Gefahr mehr für Leib und Leben."
Zu Sowjetzeiten war der Meiler, Baujahr 1983, der Inbegriff des Fortschritts. Doch seit der Katastrophe von Tschernobyl nannten westliche Experten die Anlage vom selben Typ wie der Unglücksreaktor ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko.
Die Abschaltung auch des letzten verbliebenen Reaktors war die Bedingung für den Beitritt des Landes zur Europäischen Union im Jahr 2004. Vergebens warben litauische Politiker und Diplomaten für einen Aufschub, bis ein sicherer Ersatz gefunden sei. In einem Referendum sprach sich eine deutliche Mehrheit für den Fortbestand des Meilers aus, der mit 1 300 Megawatt Leistung rund 70 Prozent des litauischen Strombedarfs produziert. Eher unwillig wird Energieminister Arvydas Sekmokas mit ansehen, wie Techniker die Anlage bei Visaginas im Nordosten Litauens am späten Silvesterabend herunterfahren. Konventionelle, mit Öl und Gas befeuerte Kraftwerke, sollen Ignalina ersetzen. Durch teure Gasimporte aus Russland könnte sich die Kilowattstunde für Industrie und Endverbraucher empfindlich verteuern. Die Regierung muss sich fragen lassen, warum sie sich nicht früher um alternative Versorgungsquellen und den Ausbau der erneuerbaren Energieträger bemüht hat, tadelt der Energieexperte Rymantas Juozaitis. Der frühere Chef des Stromkonzerns Leo LT gilt als ausgewiesener Kenner der Branche:
"Mit den Erneuerbaren stehen wir noch ganz am Anfang. Sie machen nicht mehr als fünf Prozent der Stromerzeugung aus. Wir setzen verstärkt auf kleine Wasserkraftwerke und Windmühlen. Es mangelt aber an erfahrenen Investoren und es gibt rechtliche Hindernisse. Ein schneller Aufschwung ist folglich nicht zu erwarten."
So müssen erst einmal die Esten aushelfen. Sie sind über ein Seekabel mit dem finnischen Netz verbunden. Bislang die einzige Verbindung zum restlichen Europa. Auch hinüber nach Schweden soll ein Kabel durch die Ostsee führen. Die EU hat die Finanzierung zugesagt. Wegen Streitereien mit den lettischen Nachbarn sind die Planungen jedoch arg im Verzug, frühestens 2015 wird die Verbindung fertig sein.
Nicht viel besser ist es um den Plan bestellt, am Standort Ignalina ein neues Kernkraftwerk zu bauen. Die drei baltischen Länder und Polen würden sich die enormen Baukosten und die erhofften Erlöse aus dem Export des Atomstroms teilen.
Zwar ist man über die Ausschreibung bislang kaum hinausgekommen. Und Russland verkündete unlängst eigene Pläne, in seiner an Litauen grenzenden Exklave Kaliningrad ein Atomkraftwerk zu bauen. Doch Rymantas Juozaitis lässt sich von solchen Bedenken nicht aus der Ruhe bringen. Litauen werde auch in Zukunft auf die Kernkraft setzen, davon ist der glühende Atomfreund überzeugt:
"Ich sehe das ganz pragmatisch. Wenn ringsum mehr Strom produziert wird, gibt es auch mehr Versorgungssicherheit und bessere Preise für die Verbraucher. Bislang hatten wir eine einzige Anlage in einer Region mit geschätzten 25 Millionen Einwohnern. Dabei könnten im Baltikum auch vier oder fünf Atomkraftwerke laufen."
"Der Strom wird teurer, das Geld noch knapper. Mir tun besonders die Rentner leid, die ohnehin schon am Rande der Armut leben."
"Meine Heizung läuft mit Strom. Ich habe es noch nicht ausgerechnet. Aber ich fürchte das Schlimmste."
"Es wird ein neuer Meiler gebaut und das Leben geht weiter. Eine moderne Anlage mit Hülle und allem, was dazugehört. Dann gibt es keine Gefahr mehr für Leib und Leben."
Zu Sowjetzeiten war der Meiler, Baujahr 1983, der Inbegriff des Fortschritts. Doch seit der Katastrophe von Tschernobyl nannten westliche Experten die Anlage vom selben Typ wie der Unglücksreaktor ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko.
Die Abschaltung auch des letzten verbliebenen Reaktors war die Bedingung für den Beitritt des Landes zur Europäischen Union im Jahr 2004. Vergebens warben litauische Politiker und Diplomaten für einen Aufschub, bis ein sicherer Ersatz gefunden sei. In einem Referendum sprach sich eine deutliche Mehrheit für den Fortbestand des Meilers aus, der mit 1 300 Megawatt Leistung rund 70 Prozent des litauischen Strombedarfs produziert. Eher unwillig wird Energieminister Arvydas Sekmokas mit ansehen, wie Techniker die Anlage bei Visaginas im Nordosten Litauens am späten Silvesterabend herunterfahren. Konventionelle, mit Öl und Gas befeuerte Kraftwerke, sollen Ignalina ersetzen. Durch teure Gasimporte aus Russland könnte sich die Kilowattstunde für Industrie und Endverbraucher empfindlich verteuern. Die Regierung muss sich fragen lassen, warum sie sich nicht früher um alternative Versorgungsquellen und den Ausbau der erneuerbaren Energieträger bemüht hat, tadelt der Energieexperte Rymantas Juozaitis. Der frühere Chef des Stromkonzerns Leo LT gilt als ausgewiesener Kenner der Branche:
"Mit den Erneuerbaren stehen wir noch ganz am Anfang. Sie machen nicht mehr als fünf Prozent der Stromerzeugung aus. Wir setzen verstärkt auf kleine Wasserkraftwerke und Windmühlen. Es mangelt aber an erfahrenen Investoren und es gibt rechtliche Hindernisse. Ein schneller Aufschwung ist folglich nicht zu erwarten."
So müssen erst einmal die Esten aushelfen. Sie sind über ein Seekabel mit dem finnischen Netz verbunden. Bislang die einzige Verbindung zum restlichen Europa. Auch hinüber nach Schweden soll ein Kabel durch die Ostsee führen. Die EU hat die Finanzierung zugesagt. Wegen Streitereien mit den lettischen Nachbarn sind die Planungen jedoch arg im Verzug, frühestens 2015 wird die Verbindung fertig sein.
Nicht viel besser ist es um den Plan bestellt, am Standort Ignalina ein neues Kernkraftwerk zu bauen. Die drei baltischen Länder und Polen würden sich die enormen Baukosten und die erhofften Erlöse aus dem Export des Atomstroms teilen.
Zwar ist man über die Ausschreibung bislang kaum hinausgekommen. Und Russland verkündete unlängst eigene Pläne, in seiner an Litauen grenzenden Exklave Kaliningrad ein Atomkraftwerk zu bauen. Doch Rymantas Juozaitis lässt sich von solchen Bedenken nicht aus der Ruhe bringen. Litauen werde auch in Zukunft auf die Kernkraft setzen, davon ist der glühende Atomfreund überzeugt:
"Ich sehe das ganz pragmatisch. Wenn ringsum mehr Strom produziert wird, gibt es auch mehr Versorgungssicherheit und bessere Preise für die Verbraucher. Bislang hatten wir eine einzige Anlage in einer Region mit geschätzten 25 Millionen Einwohnern. Dabei könnten im Baltikum auch vier oder fünf Atomkraftwerke laufen."