
Offiziell weiß niemand, ob auf dem Gelände des Fliegerhorstes Büchel in der Eifel US-Atomwaffen liegen oder nicht. Das wird geheim gehalten. Doch es gibt Anwohner, die wollen die Bomben schon gesehen haben:
"Mit 'ner Hundestaffel habe ich mal da gearbeitet, da mussten wir durchfahren. Das ist ja da unten, wo die alle gelagert sind. Und ich habe die gesehen, vor meinen Augen. Die haben die auf jeden Fall. Und wir durften die eigentlich nicht sehen, die haben uns nämlich bedroht, mit Waffen."
Restbestände mit Drohpotenzial
Hans-Jürgen Noss ist SPD-Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtages. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Atombomben in Büchel:
"Ja, die Vermutung, dass in Büchel dermaßen Material gelagert wird, ist schon sehr gefestigt. Niemand weiß es genau. Man geht davon aus, dass dort die Restbestände nach dem kalten Krieg noch vorhanden sind. Und das Ganze hat jetzt wieder eine neue Dimension erfahren, weil diese Restbestände, wenn sie denn da sind, dass diese Restbestände eben erneuert werden. Und das macht ja auch Sinn, wenn man ein Drohpotenzial meint aufrechterhalten zu müssen, dann muss dieses Drohpotential auch geeignet sein, einem Aggressor Einhalt zu gebieten."
"Möglicherweise Unsicherheiten bei der Lagerung"
Doch SPD und Grüne im rheinland-pfälzischen Landtag fordern nun, auf die Modernisierung der möglichen Atombomben-Bestände in der Eifel zu verzichten und auch die alten Bomben endlich abzuziehen. Niels Wiechmann, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im rheinland-pfälzischen Landtag:
"Es geht einfach darum, dass aus unserer Sicht erstens es überhaupt keine Legitimation für die Atombomben in Büchel gibt und zweitens wir in einem atomwaffenfreien Land leben wollen als Deutsche. Und die Atomwaffen sind gefährlich. Da gibt es ja auch Studien drüber, dass es möglicherweise Unsicherheiten bei der Lagerung der Sprengköpfe gibt. Das sind alles Gründe, warum wir sagen, wir wollen, dass die Amerikaner ihre Atomwaffen aus Deutschland und aus Europa abziehen. Ich glaube auch nicht, dass es zu einer Stabilisierung des Weltfriedens beiträgt."
Eine Sache der NATO?
Das glaubt auch Marlis Kohnle-Groß nicht, die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag. Sie hält aber nichts davon, die Amerikaner zu verärgern, indem man lautstark im Mainzer Landtag den Abzug der geheimen Bomben fordert, den man ohnehin nicht bewirken könne. Das sei doch Sache der Bundesregierung und der NATO und nicht von Rheinland-Pfalz, sagt die CDU-Politikerin: "Es wird sich vermutlich innerhalb der Nato was ändern. Aber wie lange das dauert und wer das dann anstößt, das entzieht sich der rheinland-pfälzischen Kenntnis."
Genau das sei aber das Problem, sagt Hans-Jürgen Noss von der SPD-Fraktion. Die möglichen Atombomben in Rheinland-Pfalz müssen seiner Meinung auch Thema im Landesparlament bleiben:
"Wir unterhalten uns über viele Dinge, die rein formal gesehen von der Zuständigkeit, vom Grundgesetz her nicht in den Landtag gehören. Aber ich glaube, wenn Atomwaffen in Rheinland-Pfalz gelagert werden, dann betrifft das das Lebensumfeld vieler Menschen in Rheinland-Pfalz. Und von daher gesehen ist das auch ein Thema, über das man diskutieren sollte und diskutieren kann."
Argument Arbeitsplätze
Diskutiert wird über die Atombomben auch auf den Straßen und in den Geschäften im Ort Ulmen in der Eifel, der nur wenige Kilometer vom Fliegerhorst Büchel entfernt liegt. Die Meinungen zu den US-Atombomben sind geteilt.
"Ja schon, weil wir auch Kinder haben, das ist schon beunruhigend."
"Man denkt ja auch an die Kinder und an die weitere Umwelt, dass die nicht kaputtgeht. Das man irgendwann in 50 Jahren sagt, ist noch alles da."
"Ich gehe davon aus, dass das alles ordentlich abgesichert ist und das man da keine Angst haben muss vor."
"Ich weiß davon, weil das schon seit Jahren so ist. Ich kenne ja auch genügend Leute, die da arbeiten. Ist ein bisschen beunruhigend, aber man kennt es nicht anders."
Dass die Atombomben in einer strukturschwachen Region Arbeitsplätze sichern – das ist ein Argument, das Niels Wiechmann, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im rheinland-pfälzischen Landtag, nicht gelten lassen will:
"Wir haben doch in den vergangenen 20 Jahren eine so große Konversion in Rheinland-Pfalz gehabt, also die Umnutzung von militärischen in zivile Flächen. Über 600 Projekte haben wir auf den Weg gebracht. Die Menschen in der Region können davon ausgehen, dass wir von der Landesebene bei einer Umnutzung gerade von Büchel die Region nicht im Regen stehen lassen, ist doch vollkommen klar! Insofern wird uns auch dafür, wenn es denn so weit kommt, was einfallen."