Mit 820 Störfällen seit Inbetriebnahme liege das älteste deutsche Atomkraftwerk Biblis weit oben in der Störfallstatistik des Bundesamtes für Strahlenschutz, prangert die SPD-Opposition in Hessen an. Gemeinsam mit Grünen und Linken wird sie nicht müde, Biblis als "Schrottreaktor" zu geißeln. Im Wiesbadener Umweltministerium spricht man lieber von "meldepflichtigen Vorkommnissen", wenn es zum Beispiel darum geht, dass Ende Juli im derzeit abgeschalteten Block B einer der Zuluftventilatoren wegen Motorschadens vorübergehend ausfiel. Keine Gefahr, heißt es aus dem Umweltministerium. Ressortchefin Silke Lautenschläger von der CDU merkt zur angeblichen Störanfälligkeit der beiden Reaktoren A und B an:
"Also wir haben gerade erst ganz neu eine Vereinbarung mit Bundesumweltminister Gabriel abgeschlossen von den vier Ländern, wo Kernkraftwerke sind, um klar zu gucken , was muss in Richtlinien oder im Regelwerk anders gemacht werden, aber es gibt bisher überhaupt keine Grund , dass man sagen kann, dass es nicht sicher ist. Im Moment stehen die beiden Blöcke still, weil nachgerüstet wird, so dass man quasi ständig erneuert. Es sind unglaublich viele Auflagen umgesetzt worden viele Millionen investiert worden und das zeigt dass man einen Reaktor immer auf dem neuesten Stand halten muss."
Wobei in Biblis immer viel aufzuholen ist. Derzeit werden beim älteren Block A die sogenannten "Sumpfsiebe" ausgetauscht. Im Fall eines Rohrbruchs sollen sie verhindern, dass Verunreinigungen in den Kühlkreislauf geraten und das Notkühlsystem gefährden. Dass die Öffnung der Siebe zu klein war, fiel jahrzehntelang niemandem auf. Entdeckt wurde es erst bei einer Prüfung im Jahr 2003. Lange Revisionszeiten und ständige Nachrüstung beruhigen Ursula Hammann von den Grünen deshalb nicht:
"Es sind Generatoren der zweiten Generation. Die erste Generation ist Gott sei Dank schon abgeschaltet - Obrigheim und Stade sind schon weg vom Netz. Biblis A und B sind 1975 und 77 in den Leistungsbetrieb gegangen. Damals wurden die Betonhüllen dünner ausgestattet, man hat bauartbedingt andere Möglichkeiten gewählt, die aber bedingen, dass es sehr schwer ist, eine Rissbildung früh zu erkennen, und das macht das ganze so gefährlich. Sie können in diesen AKW natürlich sehr viel alte Bestandteile nachrüsten, aber prinzipiell die Bauart, die können Sie nicht mehr verändern."
2008 hätte der ältere Biblis-Block laut Atomkonsens schon abgeschaltet werden müssen. Doch der Energiekonzern RWE, so meinen Umweltschützer, zieht Prüfung und Wartung absichtlich über die Bundestagswahl hinaus, in der Hoffnung, dass Schwarzgelb nach einem Regierungswechsel die Laufzeiten der Altmeiler verlängert. Weil der lange und für RWE teure Stillstand in Biblis angerechnet wird, darf der südhessische Meiler mittlerweile bis 2010 am Netz bleiben. In Brunsbüttel und Neckarwestheim sei es ähnlich gelaufen, beobachtet BUND-Mann Thorben Becker:
"Also da steckt Taktik der Konzerne dahinter, die wollen genau das machen. Sie investieren de facto in Laufzeitverlängerung, das kostet sie natürlich richtig viel Geld, aber sie hoffen auf Zusatzgewinne. Ein abgeschriebenes Atomkraftwerk bringt de facto pro Jahr 300 Millionen Euro Reingewinn, das ist etwas, worauf ich so eine Konzernstrategie aufbauen kann."
Für Laufzeitverlängerung ist Hessens Umweltministerin Silke Lautenschläger von der CDU samt Koalitionspartner FDP durchaus zu haben, allerdings will sie, dass die Energieriesen dafür zahlen:
"Wir wollen, dass ein Fonds gebildet wird, in den diejenigen - die, wenn sie eine Verlängerung bekommen, das heißt, wenn die Sicherheitsstandards stimmen, kann man bestimmte Laufzeiten aus unserer Sicht verlängern, dass dann aber die Kraftwerksbetreiber auch einzahlen müssen. Wir gehen davon aus, wenn wir bei zehn Jahren haben, dass wir dann bei rund 20 Milliarden liegen würden, und mit diesem Geld dann klar Investitionen in erneuerbare Energien machen zu können…"
... und zwar in Forschung und Netze. Nach Meinung von Umweltverbänden, SPD und Grünen ist das aber widersinnig. Denn ausgerechnet der Weiterbetrieb großer, kaum regelbarer Grundlast-Atomkraftwerke behindere den Ausbau der erneuerbaren Energien.
"Also wir haben gerade erst ganz neu eine Vereinbarung mit Bundesumweltminister Gabriel abgeschlossen von den vier Ländern, wo Kernkraftwerke sind, um klar zu gucken , was muss in Richtlinien oder im Regelwerk anders gemacht werden, aber es gibt bisher überhaupt keine Grund , dass man sagen kann, dass es nicht sicher ist. Im Moment stehen die beiden Blöcke still, weil nachgerüstet wird, so dass man quasi ständig erneuert. Es sind unglaublich viele Auflagen umgesetzt worden viele Millionen investiert worden und das zeigt dass man einen Reaktor immer auf dem neuesten Stand halten muss."
Wobei in Biblis immer viel aufzuholen ist. Derzeit werden beim älteren Block A die sogenannten "Sumpfsiebe" ausgetauscht. Im Fall eines Rohrbruchs sollen sie verhindern, dass Verunreinigungen in den Kühlkreislauf geraten und das Notkühlsystem gefährden. Dass die Öffnung der Siebe zu klein war, fiel jahrzehntelang niemandem auf. Entdeckt wurde es erst bei einer Prüfung im Jahr 2003. Lange Revisionszeiten und ständige Nachrüstung beruhigen Ursula Hammann von den Grünen deshalb nicht:
"Es sind Generatoren der zweiten Generation. Die erste Generation ist Gott sei Dank schon abgeschaltet - Obrigheim und Stade sind schon weg vom Netz. Biblis A und B sind 1975 und 77 in den Leistungsbetrieb gegangen. Damals wurden die Betonhüllen dünner ausgestattet, man hat bauartbedingt andere Möglichkeiten gewählt, die aber bedingen, dass es sehr schwer ist, eine Rissbildung früh zu erkennen, und das macht das ganze so gefährlich. Sie können in diesen AKW natürlich sehr viel alte Bestandteile nachrüsten, aber prinzipiell die Bauart, die können Sie nicht mehr verändern."
2008 hätte der ältere Biblis-Block laut Atomkonsens schon abgeschaltet werden müssen. Doch der Energiekonzern RWE, so meinen Umweltschützer, zieht Prüfung und Wartung absichtlich über die Bundestagswahl hinaus, in der Hoffnung, dass Schwarzgelb nach einem Regierungswechsel die Laufzeiten der Altmeiler verlängert. Weil der lange und für RWE teure Stillstand in Biblis angerechnet wird, darf der südhessische Meiler mittlerweile bis 2010 am Netz bleiben. In Brunsbüttel und Neckarwestheim sei es ähnlich gelaufen, beobachtet BUND-Mann Thorben Becker:
"Also da steckt Taktik der Konzerne dahinter, die wollen genau das machen. Sie investieren de facto in Laufzeitverlängerung, das kostet sie natürlich richtig viel Geld, aber sie hoffen auf Zusatzgewinne. Ein abgeschriebenes Atomkraftwerk bringt de facto pro Jahr 300 Millionen Euro Reingewinn, das ist etwas, worauf ich so eine Konzernstrategie aufbauen kann."
Für Laufzeitverlängerung ist Hessens Umweltministerin Silke Lautenschläger von der CDU samt Koalitionspartner FDP durchaus zu haben, allerdings will sie, dass die Energieriesen dafür zahlen:
"Wir wollen, dass ein Fonds gebildet wird, in den diejenigen - die, wenn sie eine Verlängerung bekommen, das heißt, wenn die Sicherheitsstandards stimmen, kann man bestimmte Laufzeiten aus unserer Sicht verlängern, dass dann aber die Kraftwerksbetreiber auch einzahlen müssen. Wir gehen davon aus, wenn wir bei zehn Jahren haben, dass wir dann bei rund 20 Milliarden liegen würden, und mit diesem Geld dann klar Investitionen in erneuerbare Energien machen zu können…"
... und zwar in Forschung und Netze. Nach Meinung von Umweltverbänden, SPD und Grünen ist das aber widersinnig. Denn ausgerechnet der Weiterbetrieb großer, kaum regelbarer Grundlast-Atomkraftwerke behindere den Ausbau der erneuerbaren Energien.