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Attentat in Düsseldorf vor 17 Jahren
Rechtsradikaler wegen Wehrhahn-Anschlags in Untersuchungshaft

Er war bereits im Visier der Polizei, doch die Beweise reichten nicht aus: Fast 17 Jahre nach dem Rohrbombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn haben die Ermittler nun einen Rechtsradikalen aus Ratingen festgenommen. Er soll für das Attentat auf mehrere jüdische Opfer verantwortlich sein.

    BKA-Beamte suchen am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn nach der Explosion einer Splitterbombe am Vortag nach Spuren.
    Ermittler suchen am 28. Juli 2000, am Tag nach dem Wehrhahn-Anschlag, nach Spuren. (pa/dpa/)
    Ein Richter habe Untersuchungshaft für den 50-Jährigen aus Ratingen angeordnet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft und bestätigte Medienberichte. Dabei handele es sich um einen Rechtsradikalen, der bereits unmittelbar nach der Tat festgenommen worden war, aber mangels ausreichender Beweise wieder freigelassen werden musste.
    Es handele sich um einen Einzeltäter, sagte der Leiter der Ermittlungskommission, Udo Moll am Mittwoch. Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass er einer extremistischen Organisation angehört habe.
    Hintergründe noch unklar
    Ein Spezialeinsatzkommando nahm den 50-Jährigen Ralf S. fest, wie Korrespondent Moritz Börner berichtete. Der inzwischen arbeitslose Verdächtige betrieb damals in der Nähe des Tatorts einen Militaria-Laden und galt als Waffennarr. Ihm wird nun versuchter Mord in zwölf Fällen vorgeworfen.
    Am 27. Juli 2000 um 15.04 Uhr war am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn eine Rohrbombe explodiert, gefüllt mit dem Sprengstoff TNT. Die zehn Opfer wurden teilweise lebensgefährlich verletzt, sechs waren jüdischen Glaubens. Ein Metallsplitter drang in den Bauch einer schwangeren Frau ein und tötete ihr ungeborenes Baby. Die Frau schwebte in Lebensgefahr. Der Splitterhagel reichte 100 Meter weit. Insgesamt wurden zehn Menschen verletzt - überwiegend jüdische Einwanderer aus Osteuropa. Die Opfer kamen vom Deutschunterricht an einer Sprachschule.
    Neue Ansätze verfolgt
    Jahrelang gelang es nicht, die Tat aufzuklären. Im Sommer 2015, 15 Jahre nach dem Bombenanschlag, hatten die Ermittler noch einmal neue Ansätze verfolgt. Beweisstücke, darunter das deformierte Geländer, an dem die Bombe hing, sollten erneut und mit den zwischenzeitlich verbesserten technischen Methoden auf verwertbare DNA-Spuren untersucht werden.
    Auf eine Spur hatte Ralf S. die Ermittler selbst gebracht: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte er wegen einer anderen Straftat im Gefängnis gesessen und den Anschlag einem Mitgefangenen in der Haftanstalt Castrop-Rauxel gestanden. Dieser habe sich im Juli 2014 an die Polizei gewandt.
    Daraufhin sei der Fall neu aufgerollt worden. "Eine neue Ermittlungskommission wurde eingerichtet, die sich von nun an mit einer Vielzahl operativer Maßnahmen an die Fersen des Verdächtigen heftete und noch einmal jede Spur, jede Akte, jede Vernehmung begutachtete und auch damalige Zeugen zum Teil erneut vernahm", hieß es weiter.
    Dabei verdichtete sich der Tatverdacht: Die damalige Zeugin, die Ralf S. ein Alibi gegeben hatte, rückte davon ab. Eine weitere Zeugin hatte ihn beim Ausspähen des späteren Tatorts beobachtet. Der Verdächtige habe die Vorwürfe bestritten, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück.
    (fwa/nin)