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Auch die Unis sparen zum Weltspartag

Der 29. Oktober ist Weltspartag. Grund auch für die Hochschulen, übers Sparen nachzudenken. An der Universität Konstanz beispielsweise will die Hochschulleitung in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr für zehn Tage die komplette Uni schließen, um Heizkosten zu sparen. Zu dieser Zeit ruht der Vorlesungsbetrieb ohnehin und allenfalls ein paar Handvoll Studenten in der Bibliothek nach Literatur stöbern, heißt es im Rektorat. Doch die betroffenen Studenten sehen das anders.

Von Thomas Wagner |
    Komplette Schließung finde ich nicht okay. Wenn Heizkosten gesparten werden sollen, dann sollen die Studenten halt mit ihrer Jacke in die Bibliothek kommen. Aber sie sollte schon offen bleiben, auf jeden Fall.

    Bleibt sie aber nicht: Zwischen Weihnachten und dem 2. Januar macht die Uni Konstanz komplett dicht. Mensa, Arbeitsräume, Büros, Rechenzentrum - alles bleibt dunkel, alles bleibt geschlossen. Rektor Gerhart von Graevenitz:

    Es ist vor allem eine Energiesparmaßnahme. Wir müssen aufgrund der Energiepreise damit rechnen, dass wir im nächsten Jahr eine Million mehr an Energiekosten haben, alleine aufgrund der Preissteigerungen. Und das Schließen, also der Verzicht auf Heizung, Strom und all das soll dazu beitragen, die Energiekosten zu senken. Wir rechnen mit einer Einsparsumme von 50.000 Euro in diesen Tagen.
    Wegen 50.000 Euro bleibt nicht nur die Mensa-Küche kalt, sondern die ganze Uni zu. So etwas hat es in den 38 Jahren, seitdem die Konstanzer Reformhochschule besteht, noch nicht gegeben. Und so etwas sollte es auch eigentlich nicht geben, findet Beate Schmid vom Asta der Universität Konstanz:

    Wir bedauern das sehr, dass die Universität über die Weihnachtsferien geschlossen bleibt. Ob das der richtige Weg ist, ist die Frage. Ich finde, es wurde nicht bedacht, dass viele ausländische Studierende hier sind, die auch in den Weihnachtsferien hier sind, die keine Familie haben, die sich eben in dieser Zeit nicht an der Universität aufhalten können. Für die wird es, denke ich, besonders schwer .

    Richtig getippt: Gerade diejenigen Studenten, die von ganz weit hergekommen sind, um an der Uni Konstanz zu studieren, sind am meisten darüber verärgert, dass die Tür zur Uni nach Weihnachten zehn Tage lang verschlossen bleiben soll. Leo-Che aus der chinesischen Stadt Uhan studiert in Konstanz internationale Finanzökonomie :

    Sehr langweilig: Ich bin alleine zuhause, und alles ist geschlossen. Ich habe keine Weihnachten dieses Jahr in China, und ich habe gar nichts zu tun. So, wenn ich in die Bibliothek will, um im Internet zu surfen oder Bücher zu suchen - keine Chance, ich denke, es ist sehr schlecht.

    Und sehr schlecht finden das auch diejenigen Studenten, die zum Ende des Wintersemesters eine Arbeit abgeben müssen und dafür eigentlich, um nicht unter Zeitdruck zu kommen, die ansonsten eher ruhige Zeit um die Weihnachtsfeiertage herum nutzen wollen. Klaus Müller, Jura-Student im fünften Semester:

    Letztes Jahr zum Beispiel musste ich eine Hausarbeit schreiben. Und wer das schon einmal gemacht hat, weiß, dass das eine Menge Stress ist. Und da ist man natürlich dankbar für jeden Tag, den man mehr hat.

    Uni-Rektor Gerhart von Graevenitz möchte sich sollen Problemen nicht verschließen. Nur: In Zeiten knapper finanzieller Mittel habe er, um einpaar Euro zu sparen, halt irgendwo anfangen müssen und dabei die Wahl zwischen mehreren Übeln gehabt. Seine Argumentation: Die Zahl der Studenten, die nach Weihnachten in die Uni kommen, ist gering; der Schaden, den die Schließung in dieser Zeit nach sich zieht, hält sich in Grenzen. Damit, so von Graevenitz, könne man Einsparungen in solchen Bereichen vermeiden, wo es Studenten, Dozenten und Professoren erheblich mehr weh täte:

    Es ist nicht nur Sparen, es ist Umschichtung. Wir werden gerade bei der Betreuung der Lehre mehr geben. Und vor allem verzichten wir auf eine Stellensperre, damit der Lehrbetrieb nicht leidet. Also die Schwerpunkte von Forschung und Lehre sollen möglichst durchgezogen werden, an einpaar Stellen verstärkt, und dafür müssen andere Dinge dran glauben.

    Will heißen: Die Uni Konstanz spart nicht nur durch die zehntätige Schließung nach Weihnachten.

    Sie erinnern sich daran, dass wir letztes Jahr beim Bibliothekshaushalt gespart haben. Da hat es Diskussionen gegeben. Es werden die Professoren bei der Ausstattung sparen müssen. Wir haben ein Bündel von Maßnahmen.

    Weil eben der finanzielle Spielraum immer enger wird. Daran hat dann auch vorrangig nicht die Uni-Leitung Schuld, gesteht Beate Schmid vom Asta ein. Ihr Ärger richtet sich an eine andere Adresse, fernab von Konstanz:

    Es ist vor allem eine landespolitische Sache. Das Land muss sich überlegen, wo man wirklich noch sparen kann. Bei uns an der Uni Konstanz wird es an allen Seiten knapp . Das zeigt sich so: Es wird auch die C- auf die B-Besoldung umgestellt. Es wird eine Staffelung geben: Es gibt ein Grundgehalt und es wird leistungsbezogene Bezahlung geben. Die Uni Konstanz kann anfangs keine leistungsbezogene Zahlung auszahlen. Das heißt: Wir haben nur das Grundgehalt. Wir müssen überlegen, inwieweit die Uni überhaupt noch attraktiv ist für Dozenten, für Professoren, die hierher berufen werden.

    Derartige Einsparungen, findet der Asta, wiegen dann auch viel schwerer als die zehntätige Generalpause nach Weihnachten, in der ohnehin nicht gänzlich alle Lichter ausgehen. Mitarbeiter aus der Biologie werden, Zwangspause hin oder her, nicht umhin kommen, die Versuchstiere zu füttern. Und auch sonst hat Rektor Gerhart von Graevenitz vorgesorgt:

    Es wird selbstverständlich auch der Wachdienst arbeiten. Dafür ist gesorgt .Es ist auch dafür gesorgt, dass vorgearbeitet wird. Es wird natürlich dafür gesorgt, dass wir nicht mehr Schaden anrichten, als dass wir erwirtschaften.