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Provenienzforschung
Auch kleinere Museen lassen Herkunft ihrer Sammlungen klären

Auch kleinere Städte und ihre Museen lassen nach und nach die Herkunft ihrer Exponate klären. Sogenannte Provenienzforscher untersuchen, ob Sammler Unrecht begangen haben, um an die Objekte zu gelangen.

    Die Provenienzforscherin Anne Paschen untersucht eine alte Zeichnung im Museum Schloss Moritzburg.
    Museen lassen die Herkunft ihrer Sammlungen klären: Anne Paschen untersucht eine alte Zeichnung im Museum Schloss Moritzburg. (Bodo Schackow / dpa / Bodo Schackow)
    Die Provenienzforscherin Anne Paschen arbeitet für das Museum Schloss Moritzburg in Zeitz in Sachsen-Anhalt. Sie untersucht die Vergangenheit Hunderter Grafiken. "Unser Ziel ist es, eine lückenlose Kette von der Entstehung bis heute zu schaffen, sagt Paschen. "Die grundlegende Frage ist, wie die Besitzer an die einzelnen Stücke gelangt sind und ob das irgendwie mit den Verbrechen in der NS-Zeit verknüpft war." Jedes Objekt des Zeitzer Museums werde einzeln und systematisch begutachtet.
    In Museen großer Städte, beispielsweise in Berlin, sei Provenienzforschung seit einigen Jahren ein wichtiges Thema. "Da hat man aber auch ganz andere Mittel, um die Vergangenheit der Sammlungen untersuchen zu lassen", so Paschen. In kleineren Städten und deren Museen gebe es viele Objekte, deren Herkunft noch nicht erforscht sei. "Da beginnt das jetzt so langsam. Und es gibt immer mehr Forscherinnen und Forscher - das Feld wächst."
    Die Notwendigkeit ihrer Arbeit ergibt sich für Paschen aus der Frage der Moral. Vor allem Deutschland habe eine besondere Verantwortung, aufzuklären, wo historische Objekte ihren Ursprung haben. Neben möglichem Unrecht mit Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus nehme die Provenienzforschung auch in den Blick, ob Unrecht mit Bezug zu DDR-Zeiten oder im kolonialen Kontext vorliege.
    So haben die Staatlichen Museen in Berlin vor einigen Tagen menschliche Überreste und Grabbeigaben an Vertreter aus dem US-Bundesstaat Hawaii zurückgegeben. Das teilte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit. Die Grabbeigaben stammen aus der Sammlung von Eduard Arning, der sie um 1885 aus Grabhöhlen auf Hawaii entnommen haben soll. Arning habe in seinen Aufzeichnungen berichtet, dass er die Höhlen heimlich betrat und ausdrücklich vermied, von Hawaiianern gesehen zu werden, die sein Vorgehen sicherlich missbilligt hätten.