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Auch Rotschlamm in Deutschland

In Ungarn hat giftiger Rotschlamm aus der Aluminiumindustrie ganze Landstriche zerstört. In einem Aluminiumwerk in der Lausitz fiel bis Ende der 80er-Jahre auch eine Menge des giftigen Abfalls an. Darum kümmert sich bis heute eine private Firma.

Von Jens Falkowski | 11.10.2010
    Heute fahren Lkw über die Rotschlammhalden des Aluminiumwerkes Lauta. Sie bringen Material, um die Hügellandschaft zu einer festen und gleichmäßigen Deponie aufzufüllen und die steilen Hänge abzuflachen. Doch das Geschäftsmodell dahinter ist ungewöhnlich. So kaufte Christoph Leiker mit seiner Firma die Halden aus circa 10.000 bis 12.000 Millionen Tonnen Rotschlamm von der Treuhand.

    "Wir haben damals der Treuhand ein Konzept vorgeschlagen, durch wirtschaftliche Nutzung der Halden die Mittel zu erwirtschaften, um auch die Sicherung der Halden die Mittel zu erwirtschaften, um auch die Sicherung der Halden bezahlen zu können. Das heißt wir führen hier bestimmte Aktivitäten durch auf dem Sektor Recycling von mineralischen Reststoffen, wo dann verschiedene Fraktionen dann wieder für die Haldensanierung verwendet werden und finanzieren uns und das gesamte Konzept."

    Der Rotschlamm wird auch für die Haldenabdichtung benutzt, denn wenn verdichtet wird, ist er ähnlich undurchlässig wie eine Tonschicht. Diese wird mit einer Erdschicht überdeckt. Damit erhält die Deponie eine Art Dach, dass kein Regenwasser in die Deponie lässt. Somit sollen auch keine Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können. Auch das Regenwasser wird gesammelt und regelmäßig überprüft, bevor es das Gelände verlässt. Für besonders gefährlich hält Christoph Leiker den Rotschlamm aber nicht.

    "Er enthält verschiedene Bestandteile, die durchaus zu Beeinträchtigungen führen können. Das betrifft überwiegend seine Alkalität, dass heißt bei direktem Kontakt mit dem Rotschlamm kann es zu leichten Verätzungen kommen. Es können auch Augenschäden auftreten, wenn das Material in die Augen gelangt. Von seinen Bestandteilen selbst bezüglich Schwermetalle ist das Material als relativ leicht belastet einzustufen."

    Doch bevor Christoph Leiker mit seiner Firma die Halden sanieren konnte, waren zahlreiche Probebohrungen und Untersuchungen notwendig. Unterstützt wurde seine junge Firma dabei von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Besonders die wirtschaftliche Verwertung des Rotschlamms stand laut Franz Peter Heidenreich für die DBU im Vordergrund.

    "Bestimmte Bereiche der Halde wurden untersucht, um sie vielleicht einer stofflichen Verwertung zuführen zu können. Denn es gab die Idee, diese für mineralische Abdeckschichten einzusetzen oder sie in die Fliesenindustrie einzubringen. Ein Dritter Aspekt war, sie für die Gasreinigung in Abluftreinigungsprozessen einzusetzen. Diese Rotschlämme haben besondere Eigenschaften, da sie die sehr prägnanten Rotpigmente enthalten. Das ist natürlich für die Keramotechnik, für die Fliesenindustrie ein besonderer Aspekt, dass diese dort als sehr gut als Grundstoff dienen können."

    Doch aus den Plänen, den Rotschlamm in Ziegeln oder Fliesen zu verwerten, wurde nichts. Durch die leicht radioaktive Strahlung ist der Schlamm für Innenräume ungeeignet. Für Christoph Leiker war die Untersuchung dennoch erfolgreich.

    "Der Rotschlamm ist also sehr gut in der Ziegelindustrie einsetzbar. Er hat aber gewisse Nachteile aufgrund seiner Reststoffeigenschaften, die die Hersteller bewogen haben, das Material letztendlich doch nicht einzusetzen - so dass wir diese Entwicklungsrichtung dann aufgegeben haben."

    Die bereits sanierten Teile der Halde werden schnellstmöglich begrünt, um Staub auf der Deponie zu verhindern. Besonders innovativ ist dabei die Anpflanzung von jungen Bäumen für die Energiegewinnung.

    "Die entstehenden Flächen werden für die Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen genutzt. Wir haben dort umfangreiche Untersuchungen durchgeführt zum Einsatz schnell wachsender Hölzer. Als Vorzugsvariante haben sich hier die Pappeln herausgestellt, die hier unter den Standortbedingungen das größte Massewachstum erbringen."

    Die Firma von Christoph Leiker wird noch zehn Jahre mit der Sanierung der Rotschlammhalden beschäftigt sein. Auch wenn sich von städtischer Seite kaum jemand zur Sanierung äußern will - der ehemalige Bürgermeister der Stadt Lauta hält die Sanierung für einen Erfolg.