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Auerhahngehege in Lonau eröffnet

Die Auerhühner gehörten vor 100 Jahren selbstverständlich ins Landschaftsbild des Oberharzes. Heute sind sind die größten europäischen Waldhühner vom Aussterben bedroht. Um das zu verhindern, werden sie jetzt im südlichsten Zipfel des Nationalparks aufgezogen und dann im Harz ausgewildert. Besucher können sie seit diesem Wochenende in einem Schaugehege in der Nähe der Ortschaft Lohnau besuchen.

Von Carolin Hoffrogge | 21.05.2001
    In seinem neuen Schaugehege, aus Harzer Fichten und Harzer Glas gebaut, plustert sich der Auerhahn vor seiner Henne mächtig auf. Dabei reckt er seinen langen Hals, stiert aus feuerrot umrandeten Augen und stellt seine Schwanzfedern nach oben. Das ist die auerhahnsche Manier um eine Henne zu werben. Von diesem Balzgehabe ist der vierjährige Jasper schwer beeindruckt.

    "Der hat rote Augen. Der hat wirklich rote. Weißt du was, der macht so knack knack."

    Und dieses Knacken ist der Ruf des Auerhahns. Denn er kräht nicht nach seinen Frauen, sondern singt für sie, erzählt Rudi Eichler, verantwortlich für die Aufzuchtstation in Lonau. Für Kenner ist dieser Gesang bezeichnend.

    "Man teilt das in verschiedene Strophen ein, das ist das sogenannte Knappen, das mündet über einen Triller in einen Hauptschlag und hinterher kommt ein sogenanntes Schleifen, das ist höchstens auf 100 Meter zu hören. Allerdings können die Tiere das untereinander wesentlich besser hören, weil sie ein anderes Vermögen haben, sie können die Tieftöne die in diesem Gesang enthalten sind hören."

    Aber auch das Federkleid macht diese bis zu 6 Kilo schweren Waldhühner zu besonderen Tieren. Die Hennen sind braun gescheckt, damit sie nicht auffallen und in Ruhe ihre Küken aufziehen können. Die Männer hingegen strotzen nur so vor Schönheit. Ihr Hals ist dunkelgrün, die Flügel braunrot, der Schwanz tiefschwarz.

    "Stoß nennt man diesen Schwanz und er stellt ihn auf, ähnlich wie wir es bei einem Pfau kennen, nur ist beim Pfau das Gefieder hinten etwas länger, hier ist es kürzer, aber es ist schon recht imponierend. zudem stellt er ja vorne unterhalb des Schnabels seinen Bart noch auf. Das alles dient nur dazu, der Henne zu imponieren dass nun dieser Hahn der Beste und Stärkste ist, der in der Nähe zu finden ist."

    Auch wenn die Hähne in der Balz äußerlich und stimmlich ihr Bestes geben, ganz ungefährlich sind sie nicht, weiß Pflegerin Erika Brakel aus Erfahrung. Füttert sie die Tiere mit Heidelbeerblättern und Fichtennadeln beißen sie sogar manches Mal kräftig zu, sodass sie nie ohne Reisigbesen in das Gehege geht.

    "Also hier alleine reingehen geht nicht, immer nur zu zweit, einer gibt Futter hin der andere hält ihn mit dem Besen ab. Das ist auch ganz gut, dann muss er in Deckung gehen. Du bist hier der Hahn drin, ne, hier haben die Weiber nischt zu suchen. Manchmal schlägt er dann auch noch mit seinen Flügeln gegen den Besen gegen, wenn er so richtig gallig ist. Und man glaubt auch gar nicht wie die fliegen können, wenn man die in freier Wildbahn sieht."

    Nach einem halben Jahr im Aufzuchtsgehege werden die Auerhühner an ruhigen Orten im Nationalpark Harz ausgewildert. Überleben die imposanten, aber auch empfindlichen Vögel, ist das ein gutes Zeichen für die Natur, sagt Aufzuchtsleiter Rudi Eichler.

    "Die eigentliche Auswilderung passiert dann in den Höhenlagen des Harzes, und dann in den Bereichen natürlich, wo möglichst störungsfreie Regionen zu finden sind. man kann eben so ein Auerhuhn wunderbar als Indikator für ein bestimmten Typ von Lebensraum nehmen, so dass man sagen kann, wenn in einem Lebensraum Auerhühner leben, ist er zumindest noch relativ intakt wenn sie nicht da sind, muss man fragen, was fehlt diesem Lebensraum. So gesehen ist es eine gute Leittierart, zu zeigen ob die Natur noch in Ordnung ist."

    Und das sich die mühsame Aufzucht der Tiere lohnen, beweisen die Beobachtungen der beiden Herzberger Paul Schimanski und Jens Plümer. Denn bei einer Wanderung auf den Acker, ein Harzer Hochplateau haben die beiden jungen Männer den balzenden Auerhahn schon in freier Wildbahn beobachtet können.

    "Hier auf dem Acker in den Hochlagen, in dem Bereich wo die ausgesetzt wurden. Das ist ja nun ein seltenes Tier und da freut man sich, wenn man so einen mal in freier Wildbahn zu Gesicht kriegt. Ich hab auch schon mal das Glück gehabt, eine Henne mit einem Küken zu sehen. Sind schon beeindruckend, vor allem in der Balz. Eher angriffslustig, wenn man da auf einer Straße spazieren geht dann muss man schon zusehen, das man den Tieren aus dem Weg geht."

    Das Auerhahngehege in der Südharzgemeinde Lonau ist ganzjährig geöffnet. Der Eintritt ist frei.