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"Auf dem Boden von Freunden"

US-Präsident George Bush schließt auf dem Weg zum G8-Gipfel im schottischen Gleneagles einen offiziellen Besuch Dänemarks ab. Vor der Weiterreise nach Schottland stehen heute eine Begegnung mit Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen und ein Essen bei der Königin auf dem Programm. Bush will sich mit der Kurzvisite vor allem für das dänische Militär-Engagement im Irak bedanken. Marc-Christoph Wagner berichtet aus Kopenhagen.

    Für den USA-Korrespondenten des Dänischen Rundfunks, Kim Bildsøe, war es ein besonderer Augenblick. Erstmals in der Geschichte durfte ein dänischer Journalist einen US-Präsidenten im Weißen Haus interviewen:

    "Ich freue mich auf Ihren Ministerpräsidenten, den ich sehr mag, er ist ein guter Typ. Ich freue mich auf Ihre Majestät, die Königin, die Schönheit des Landes, das ich noch nie besucht habe, und eine ruhige Nacht auf dem Boden von Freunden."

    Es sei kein Zufall, so Bush, dass sein Weg zum G8-Gipfel über Kopenhagen führe. Er wolle Dänemark seinen Dank und seinen Respekt aussprechen. Das Land sei ein enger Freund der USA, der Krieg im Irak und die Solidarität der Regierung habe dies erneut gezeigt:

    "Ich verstehe, dass einige Leute meine Politik in Afghanistan und im Irak nicht billigen. Beides waren harte Entscheidungen. Auf der anderen Seite müssen die Leute mich verstehen: Für viele Europäer ist der 11. September ein trauriger Augenblick. Für mich und viele Amerikaner aber hat er das Weltbild komplett verändert, denn wir wurden angegriffen. Ich freue mich, nach Dänemark zu kommen und den Menschen dies zu erklären."

    Viele Dänen aber hätten darauf lieber verzichtet. Nur 13 Prozent, so eine Umfrage der Tageszeitung Politiken, unterstützten die Außenpolitik der USA. Mehr als ein Drittel meint, das enge Verhältnis ihres Landes zu den Vereinigten Staaten schade dem Ansehen Dänemarks im Ausland. Entsprechend wurde George Bush gestern Abend empfangen. Neben mehreren Demonstrationen wurde ein so genanntes Geburtstagskonzert organisiert – mit eindeutiger Botschaft an den heute 59 Jahre alten Präsidenten:

    "Von der Umweltpolitik über die Bekämpfung von Aids und Armut in der Welt bis hin zum Krieg im Irak – wir haben einige Hühnchen mit Präsident Bush zu rupfen. Selbst in seinem eigenen Land fehlt ihm die Unterstützung des Volkes."

    Befremdlich wirken auf viele Dänen nicht zuletzt die massiven Sicherheitsveranstaltungen, die den Besuch des US-Präsidenten begleiten. Während des etwa 17-stündigen Besuches befinden sich permanent F16-Kampfflugzeuge in der Luft. Aufgrund weiträumiger Absperrungen in und um die Hauptstadt brach der Verkehr gestern Abend und heute morgen zeitweise zusammen. Per Larsen von der Kopenhagener Polizei formuliert es diplomatisch:

    "Wir bemühen uns, den Präsidenten so gut wie möglich zu schützen, gleichzeitig aber die Bürger so wenig wie möglich in ihrem Alltag zu beeinträchtigen. Ab und an aber lassen sich diese beiden Dinge nicht miteinander vereinen – und der ein oder andere hat das Nachsehen."

    Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen nimmt die Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen wie überhaupt an seinem Gast gelassen. Er sei sich sicher, so Rasmussen gestern in einem Interview mit der Tageszeitung Berlingske Tidende, George Bush werde in die Geschichte eingehen als derjenige, der Demokratie und Stabilität in den Nahen Osten brachte. Auch Vorwürfe, er selbst würde heikle Themen im bilateralen Gespräch stets umgehen, wies Rasmussen zurück:

    "Ich war vor gut einem Monat in Washington und habe da mit Bush beispielsweise über Guantanamo und die Lage im Irak gesprochen. Da Dänemark aber das einzige Land ist, das der Präsident auf seinem Weg zum G8-Treffen besucht, will ich mit ihm diesmal über Afrika sprechen. Denn Hilfe zur Selbsthilfe für den afrikanischen Kontinent – dieses Thema liegt auch im dänischen Interesse."