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Auf dem Kamm der Appalachen

Mit 3500 Kilometern ist der Appalachian Trail einer der längsten Fernwanderwege der Welt. Von Georgia nach Maine oder auch umgekehrt, müssen Wanderer nicht nur zahlreiche Höhenunterschiede bewältigen, sondern auch mal Schwarzbären vertreiben.

Von Rudi und Rita Schneider | 28.07.2013
    Ein Torbogen aus gelbem Kalksandstein ist der traditionelle Startpunkt für alle, die den Appalachian Train wandern wollen. Der Torbogen steht hinter dem Visitorcenter des Amicalola Falls State Park am Fuß der Blue Ridge Mountains. Tatsächlich ist der Torbogen nicht der offizielle Beginn des Trails, der ist auf dem Gipfel des Springer Mountain und bis dorthin sind es vom Torbogen noch 13 Kilometer mit einem Höhenunterschied von 600 Metern.

    Mit einer Hand lässig an den Torbogen gelehnt, wartet Matt Owens auf uns. Er ist stolzer Thru-Hiker, so werden die Wanderer genannt, die den gesamten Trail gelaufen sind. Matt Owens ist der Park Manager am Amicalola Wasserfall und er führt das offizielle Registrierungsbuch.

    "Wir haben eine ziemliche Anzahl von Wanderern, die aus aller Welt zu den Amicalola Falls kommen und durch diesen Steinbogen zum Springer Mountain starten, wo der Applachian Trail beginnt. Für diese Saison haben sich bis heute 1111 Wanderer offiziell registriert, die den gesamten Trail laufen wollen. Sie sind natürlich willkommen, sich hier im Visitorcenter in dieses Register einzutragen, und das tun die meisten."

    Am Torbogen sagt ein rotes Schild, dass es bis zum Mount Katadhin im Bundesstaat Maine 2108,5 Meilen sind. Zehn oder 15 Prozent der Leute, die den gesamten Trail laufen wollen, erreichen das Ziel tatsächlich, erzählt Matt. Er selbst ist den Trail in südlicher Richtung von Maine nach Georgia gelaufen und er hat auf dem Trail an einem Ort Names "Devils Kitchen" oder "Teufels Küche" sogar seine Frau kennengelernt. Loretta Dean hat sich zu uns gesellt. Sie ist Park-Rangerin und kümmert sich seit 20 Jahren speziell um alle Vogelarten, die hier leben. Der Weg hinauf zu den Amicalola Falls führt in lockeren Windungen entlang des Little Amicalola Creek, bevor man vor den atemberaubenden Kaskaden des rauschenden Wasserfalls steht.

    Nach oben geht es nun über mehr als 600 Stufen einer Stahltreppe. Für viele ist dieses Anschnuppern des Appalachian Trail schon das Ende, erzählen Loretta und Matt.

    "Viele Wanderer gehen mit großem Eifer durch diesen Torbogen und wollen es bis zum Mount Katahdin schaffen. Zuerst müssen sie allerdings den 220 Meter hohen in Kaskaden runterrauschenden Amicalola Wasserfall erklettern, das ist der höchste Wasserfall östlich des Mississippi. Wir holen sie oft völlig erschöpft dort oben ab, obwohl sie es noch nicht mal bis zum Trailhead auf dem Springer Mountain geschafft haben. Der größte Fehler ist meistens viel zu schweres Gepäck. Es sollten nicht mehr wie 15 Kilogramm inklusiv Wasser sein, manche schleppen allerdings 30 oder sogar 45 Kilogramm.

    "Die sehen wir dann mit einem breiten Lächeln schnell wieder hier unten. Sie haben es immerhin bis zum Wasserfall geschafft, sie riechen nicht unangenehm, sind nicht unrasiert, machen ein paar nette Fotos hier am Torbogen, und dann fahren sie glücklich nach Hause."

    Wer dann aber die Herausforderung des sogenannten "Approach Trails" zum Springer Mountain geschafft hat, steht trotzdem erst am Anfang.

    "So, sind wir endlich am Trailhead angekommen. Das ist hier eine felsige Bergkuppe. Einige Felsen gibt es hier. Auf zweien scheinen Bronzeplaketten zu sein und ich sehe gerade hier: bei einer gibt es eine Edelstahllade, und wenn man die öffnet, ist da das Trailbuch drin. Da kann man sich eintragen. Die Sicht von hier oben ist wirklich atemberaubend und ist traumhaft schön. Aber jetzt müssen wir auf den Trail und jetzt geht's noch einige Zeit bergab, bis es richtig anstrengend wird."

    Die Appalachian Trail Wanderer verwenden eine ganze Reihe von Abkürzungen oder Metaphern wie beispielsweise Day Hiker, Section Hiker oder Thru Hiker, das sind jene, die den gesamten Trail laufen. Collin Chambers gesellt sich zu uns, sie ist eine Thru-Hikerin, die es bis zum Mount Katadhin geschafft hat. Collin hatte einen Outdoorshop und wusste alles, was man für eine Fernwanderung wissen sollte, erzählt sie.

    "Da war ich die große Expertin. Ich bin an den ersten drei Tagen so weit gelaufen, dass ich fürchterliche Blasen an meinen Füßen hatte. Die waren so schlimm, haben geblutet. Ich habe es gerade noch bis Neels Gap geschafft, und musste schlichtweg aufgeben. Ich fuhr nach Hause, habe mich vor den Nachbarn versteckt und erst mal die Blasen heilen lassen."

    Aber Collin war hartnäckig und begab sich wieder auf den Trail.

    "Wir laufen jetzt noch ziemlich am Anfang des Appalachian Trails und wandern unter einem grünen Laubdach. Man hört keine Geräusche, es wirklich wunderschön hier. Der Weg ist noch sehr eben. Ständig hört man das Grugeln von einem kleinen Bächlein. Manchmal überqueren wir das auch, mal über Steine, mal über eine kleine Brücke, ganz unterschiedlich. Es ist wirklich ins inspirierend hier in einer ganz anderen Atmosphäre zu laufen."

    Die beiden Schülerinnen Katie und Emily haben sich einen Song über den Appalachian Trail ausgedacht und einfach ins Internet gestellt.

    Der Appalachian Trail hat eine interessante Eigenschaft. Er reduziert seine Wanderer auf das Wesentliche, so auch Dale Beck, dem wir am Hightower Gap begegnen. Dale schwitzt aus allen Poren, die man sich vorstellen kann und sein Rucksack ist eigentlich ein Turmgebäude. Um halbwegs die Balance halten zu können, hat er auch einige Packs vor den Bauch platziert, darunter eine zwei Liter Glas Erdbeerbutter.

    "Das ist mein dritter Tag auf einem dreißig Tage Trip. Das ist eine echte Herausforderung. Ich habe einfach zu viel Gewicht. 63 Pfund plus Wasser. Ich fühle jeden einzelnen Schritt, ich muss das auf die Hälfte reduzieren."

    Um den überflüssigen Ballast abladen zu können, muss er allerdings noch 30 Kilometer überwinden.
    Was sich als eher einfach herausgestellt hat, ist die Navigation stellt Rita nach den ersten 20 Kilometern fest.

    "Auf dem Trail kann mich sehr einfach zurechtfinden. Er ist sehr gut markiert und ausgeschildert. Manchmal kreuzt man den Benton MacKaye Trail und auch da kann sich überhaupt nicht vertun. Man muss wirklich sagen: Gute Arbeit, die haben prima ausgeschildert."

    Von GPS Geräten rät Ranger Matt Owen ab, da der Trail auf seiner Gesamtlänge ständig verändert und optimiert wird und kaum eine elektronische Karte ist wirklich durchgehend aktuell. Also führen uns die weißen Trailmarkierungen durch die nicht zu unterschätzenden Höhenunterschiede der südlichen Appalachen. Für die physischen Herausforderungen gibt es aber immer wieder Belohnungen.

    "Interessant fand ich auf dieser Etappe, dass man all die Blumen, die man zu Hause in veredelter Form im Garten stehen hat, einfach hier wild wachsend sieht. Wir haben ganze Teppiche von wildem Akelei gesehen. von Frauenschuh Orchideen, von Dreimasterblumen, Lilien gab es zu sehen, Hartriegel, der besonders groß wuchs, viel größer als bei uns zum Beispiel."

    Das erste Großziel für Appalachian Trail Hiker ist der vom Springer Mauntain 50 Kilometer entfernte Neels Gap. Am Neels Gap führt der Trail sogar durch ein Gebäude und dieses Gebäude ist für die Hiker eine Legende. Schon vor dem Haus, das eine Art Versorgungsstation und Herberge ist, hängen zerschlissene Wanderschuhe zu Hunderten im alten Walnussbaum und im Gebäude sogar an der Decke. Georgana Marten erwartet uns und klärt uns auf, dass die Schuhe an der Decke mehr als 500 Meilen auf dem Appalachian Trail gelaufen sein müssen, dann dürfen sie hier in die "Hall of Fame".

    "Das ist die Wegkreuzung des Appalachian Trail beim Milemarker 30,7, Neels Gap. Dieses Gebäude wurde 1937 errichtet. Die Decken sind aus Walnussholz. Für die Wanderer ist das der erste große Stopp. Hier bekommen sie eine Dusche, eine Waschmaschine, ein warmes Essen und ein weiches Bett. Wir haben einen kostenlosen Service. Wir nennen ihn "Shape down". Wir sortieren mit ihnen ihr ganzes Gepäck und alles, was nicht wirklich gebraucht wird, senden wir zu ihrer Heimadresse. Wir sagen: "Warum braucht ihr 60 Pfund, 30 reichen auch, damit kommt ihr sicher bis nach Maine."

    Hier trennt sich die Spreu vom Weizen erzählt Georgana. Das heißt: reduzieren auf das Wesentliche, sechs Monate außerhalb der Gesellschaft leben und vieles mehr. Die Thru-Hiker finden ihre eigene Lauf-Dynamik und auch ihre eigene Persönlichkeit. Und dann gibt es noch die "Trail Magic" erzählt Collin Chambers:

    "Ich habe Beispiele für diese sogenannte "Trail Magic" erlebt. Da war eine Frau, die hatte heftige Blasen und Verletzungen und sie hatte ausgerechnet ihr Erste-Hilfe-Päckchen mit den speziellen Pflastern verloren. Sie erzählte uns das abends in einem Shelter. Und da war ein Mann, der hatte ausgerechnet zwei Erste-Hilfe-Päcken dabei und hat es ihr geschenkt, genau das, was brauchte. Wer hat denn schon zwei Erste-Hilfe-Päckchen dabei. Das war einfach magisch."

    Die Tailgemeinde weiß unzählige Geschichten dieser Art zu erzählen und ein kleines bisschen Trail Magic haben auch wir erlebt.

    "Vorhin sind wir unserer ersten Trail Magic begegnet. Wir kamen gerade um die Kurve an einem kleinen Felsen entlang und da lag dann ein Zettel von Skinny Rabbit und Half Can, das sind wohl Vorwanderer, die schon hier durchgelaufen sind und sich diese Trailnamen gegeben haben. Die haben netterweise einen Snickers-Riegel da draufgelegt. Wir haben lange mit uns gekämpft, ob wir den nehmen sollten. Wir fühlten uns aber noch ganz gut und haben gedacht: Lassen wir einfach für den Nachfolger den Riegel liegen, haben aber nicht gewusst, was uns dann noch erwartet. Der Weg wurde dann noch so schlimm und so felsig, steil und mühsam. Hinterher haben wir gedacht. Eigentlich hätten wir uns den Riegel doch auch selbst verdient."

    Nach den Blue Ridge Mountains und dem Shenandoah Nationalpark haben die Trail Hiker immerhin schon 1600 Kilometer durchgestanden oder anders gerechnet drei Paar Schuhe erledigt. Der Trail folgt den grünen Hügeln von West Virginia, die Emmylou Harris so treffend besingt.

    Der Shenandoah River fließt gemächlich durch die "Green Rolling Hills of West Virginia". Dort wo der Shenandoah in den Potomac River mündet, dort liegt das Städtchen Harpers Ferry. Harpers Ferry ist genau 1635 km vom Springer Mountain entfernt und markiert für die Thru-Hiker die Hälfte der Gesamtstrecke. In Harpers Ferry befindet sich auch das Appalaichan Trail Headquarter, von wo aus die Betreuung des Trails in den 14 Bundesstaaten organisiert wird.

    Am Woody Gap trafen wir mit Rucksack und Notizbuch den 61-jährigen Ray Patric. Auf seiner Mütze steht Appalachian Trail Maintenance Crew.

    "Ich patrouilliere eine 80-Meilen-Sektion am Südteil des Appalachian Trails. Kleine Probleme behebe ich gleich selbst. Ich kontrolliere die Shelter und den Zustand des Weges, auch die Markierungen. Die reparaturbedürftigen Dinge landen in meinem Notizbuch. Wenn ich nach einer Woche wieder zuhause bin, sende ich das alles per E-Mail in das Büro, die liefern die Information dann zu den richtigen Leuten."

    Eines der Dinge, für die Ray auch sorgt, sind Aufhängevorrichtungen für die Nahrungsmittelvorräte, um sie vor den Bären zu schützen. Bären können auf dem Trail vornehmlich in den Südstaaten zur Plage werden. Das hat auch Alex Bobulinski so erlebt.

    "Letzte Nacht haben wir am Slaughter Creek gezeltet. Nachts kam dann ein Schwarzbär und hat versucht, an unseren Vorratsbeutel zu kommen. Wir haben uns einige Meter vor ihm aufgebaut und laute Geräusche gemacht. Dann ist er zum Nachbarzelt getrottet und hat versucht, an deren Beutel zu kommen. Unsere Freunde haben dann das Gleiche gemacht wie wir. Dann hat er sich umgedreht und ist wieder zu uns gekommen. So ging das eine Weile hin und her, bis er es aufgegeben hat, das war morgens."

    Bob Stamper, von dessen Aska Lodge die Hiker gerne zu Tagestouren auf dem Appalachian Trail starten, kennt das Bärenproblem auch nur allzu gut.

    "Nun, in Georgia gibt es circa 2500 Bären. Eines Morgens saß ich hier, trank eine Tasse Kaffee, dann hörte ich ein ungewöhnliches Scheppern an unserem Mülleimer. Ich schaute neugierig um die Ecke und sah einen kleinen Bären. Der versuchte mit allen erdenklichen Verrenkungen, irgendwie die Box aufzukriegen. Er kippte sie in alle Richtungen, rollte sie. Schwarzbären sind wirklich smart. Er schaute sich das Ganze noch mal an und merkte, dass ich den Deckel mit einem Stock verschlossen hatte. Dann hat er den Stock so lange zerbissen, bis der Deckel aufsprang. In dem Moment rief ich 'Hey Joe Baer, was machst Du da?' Er schaute mich an, zog seine Augenbrauen hoch als wolle er sagen. 'Was glaubst Du Idiot, was ich hier mache?' Bären haben manchmal fast einen menschlichen Gesichtsausdruck. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Man sollte immer schön Distanz halten, dann ist alles in Ordnung."

    Die meisten Hiker auf dem Trail haben neben der Tragelast ihres Gepäcks auch die zu überwindenden Höhenunterschiede unterschätzt. Diese Erfahrung macht man meist schon zu Beginn des Trails in Georgia erzählt uns Jim Kellog aus Iowa.

    "Wir sind direkt am Anfang, an den Amicalola Falls gestartet, hoch zum Springer Mountain, wo der Appalachian Trail beginnt. Ich werde zehn Wochen wandern, soweit wie ich komme. Ich habe vorher in einfachem Fluss und Hügelgebiet trainiert, aber, Junge, das ist nichts gegen den Appalachian Trail. Nimm Dir was zu essen mit, wenn Du den Applachian Trail laufen willst."

    Jim wandert mit seinem Bruder, der Professor an einer Universität ist und sich auf dem Trail eine Auszeit gönnt. Während der Semesterferien wollen beide völlig abschalten. Und was die Höhenunterschiede betrifft, hat er seine Lösung gefunden.

    "Langsam und stetig, das ist der Name des Spiels. Der Gipfel auf dem Springer Mountain, das war unglaublich, tolle Fernsicht von da oben. Der Trail bis hier hin ist ein Traum, wunderbare Wasserfälle, gurgelnde Bäche, manchmal muss man durch den Bach. Die letzte Meile hat mich fast umgebracht, da gings richtig bergauf. Diese Art von Berge gibt's nicht bei uns im Mittleren Westen, unglaublich."

    Geschichten vom Trail könnte man ohne Ende erzählen, manche davon sind schier unglaublich und gehören ins Buch der Rekorde.

    "Es gibt ja so auf dem Trail die tollsten Geschichten. Eine haben wir gehört von der Mildred Normen. Die soll 1952 als erste Frau tatsächlich die ganzen 3500 km durchgelaufen sein. Und was für uns unfassbar ist, in Flip-Flops. Dann gab es noch den Lee Barry, der 2004 als ältester Fernwanderer die ganze Strecke, aber schon zum zweiten Mal im Alter von 81 Jahren durchgelaufen ist."

    Nachdem wir am Neels Gap gelernt haben, dass man durchschnittlich fünf Paar Schuhe auf den 3500 km auf den Wanderstiefelfriedhof befördert, fragt man sich ernsthaft, wie viele Paare Flip-Flops auf dieser Strecke ihr Leben ließen. Nördlich von Harpers Ferry lässt der Appalachian Train die großen Metropolen Washington, New York und Bosten rechts neben sich liegen und verzaubert die Hiker, die es bis in die Neuenglandstaaten geschafft haben. Im Herbst mit einem Feuerwerk an Farben des Indian Summer.

    "In Maine allerdings, am Fuß des Mount Katadhin wird es noch mal richtig heftig. Für manche ist der Aufstieg da schon zum Ausstieg geworden. Das ist dann wirklich bitter, weil man schon so weit gekommen ist. Landschaftlich ist der Aufstieg ein Traum, er geht allerdings sehr steil an mannshohen Findlingen, die manchmal kaum Platz lassen. Man muss sich durch sehr enge Passagen zwängen. Im Herbst, wann die meisten ankommen, ist das Wetter auch oft sehr problematisch. So war es auch bei der Collin. Sie war wirklich einen Millimeter vor der Aufgabe, aber sie hat ihre letzten Kräfte mobilisiert und endlich sah sie dann doch noch das Gipfelschild auf dem Mount Katahdin."

    "Ich rannte zu dem Schild, klatschte es ab und schrie 'Yes, yes, I made it'. Dann heulte ich und da waren plötzlich Leute, die ich Monate vorher irgendwo auf dem Trail in Virginia getroffen hatte, sie kamen genau zum gleichen Zeitpunkt an. Das war so dramatisch und so unglaublich. Das Bild, das ich noch im Kopf habe, war der absolute Sieg. Es fühlte sich an, als sei es unmöglich, wirklich dort zu sein."

    Am Gipfelschild in 1606 Meter Höhe haben sich schon viele unbeschreibliche Szenen abgespielt. Einer der Thru-Hiker hatte sogar seine Gitarre bis hier oben hingeschleppt, sich unter das Schild gesetzt und enthusiastisch einfach drauf los gesungen.

    Und nach dem Sieg am Gipfelschild des Mount Katadhin bleibt die Erinnerung an jene Eindrücke, die sich 3500 Kilometer während sechs Monaten am tiefsten in die Seele eingegraben haben.

    "Das Beste, was ich auf dem Trail erfahren habe, waren die Leute, die ich traf. Ich bin selbst, bevor ich startete, durch große Veränderungen in meinem Leben gegangen. Ich habe mein Geschäft verkauft, wurde geschieden, bin umgezogen. All das passierte kurz bevor ich aufbrach. Ich wollte in der Natur zu mir selbst finden. Aber, was ich gefunden habe, war die Magie von Menschen. Ich habe gelernt, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen. Ich hielt mich immer für unabhängig und war so oft abhängig von der Hilfe anderer. Sie waren immer schon fast auf magische Weise da, wenn ich Probleme hatte. Ich glaube, das Universum hält alles, was wir wirklich brauchen, bereit, genau zum richtigen Zeitpunkt."
    Neel's Gap - legendärer Haltepunkt auf dem Trail
    Neel's Gap - legendärer Haltepunkt auf dem Trail (Rita und Rudi Schneider)
    Schuhe im Baum am Neel's Gap am Appalachian Trail
    Schuhe im Baum am Neel's Gap am Appalachian Trail (Rita und Rudi Schneider)
    Ein Beispiel für die sogenannte Trail Magic auf dem Appalachian Trail
    Ein Beispiel für die sogenannte Trail Magic auf dem Appalachian Trail (Rita und Rudi Schneider)