Druck, Drill und Doping - für die Staatsführung der DDR galt besonders der Sport als das Terrain, um den Sozialismus als die allen anderen überlegene Staatsform mit allen Mitteln auf das internationale Siegertreppchen zu heben. Eine ganze Reihe von Spitzensportlern (insgesamt 615) indes mochte die staatlichen Spielregeln, die Überwachung, den Leistungszwang, die Manipulation und Indoktrination, nicht anerkennen und blieb im Westen. Sie wurden "Sport-Verräter". Zu ihnen gehörten der Olympiasieger im Skispringen, Sportmediziner und hochrangige NVA-Offizier Hans-Georg Aschenbach, der zum Dopen von Athleten gezwungen werden sollte und davonlief. Ein anderer internationaler Skispringer, Claus Tuchscherer, war schon gleich bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck in Österreich geblieben. Vom DDR-Regime wurden die Spielverderber wie abgefallene Spione gejagt und standen fortan auf der Fahndungsliste des Ministeriums für Staatssicherheit. Aschenbach wurde die Ehrenbürgerschaft von Suhl aberkannt. Er fühlt sich bis heute in seiner Heimatstadt geächtet.
Was waren die persönlichen Motive der insgesamt 615 "Sport-Verräter", das Spiel, das die DDR mit ihnen trieb, nicht mehr mitzumachen? Wie erlebten Sportkameraden aus Ost und West die Zeit des Kalten Krieges im Sport, die politisch aufgeheizte Stimmung und den Konkurrenzdruck untereinander? Die Aufarbeitung des DDR-Sports hat ihr Finale längst nicht erreicht. Viele ehemalige DDR-Sportler und andere sportbegeisterte Ostalgiker scheinen immer noch für das Credo "Medaillen statt Freiheit" kämpfen zu wollen. Die Lange Nacht dokumentiert eine Veranstaltung (der Friedrich-Neumann-Stiftung) in Suhl, auf der die Sportflüchtlinge Aschenbach und Tuchscherer ihr Verhalten vor einer skeptischen Öffentlichkeit rechtfertigen und Einblick geben in das Funktionieren des DDR-Sportsystems.
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Was waren die persönlichen Motive der insgesamt 615 "Sport-Verräter", das Spiel, das die DDR mit ihnen trieb, nicht mehr mitzumachen? Wie erlebten Sportkameraden aus Ost und West die Zeit des Kalten Krieges im Sport, die politisch aufgeheizte Stimmung und den Konkurrenzdruck untereinander? Die Aufarbeitung des DDR-Sports hat ihr Finale längst nicht erreicht. Viele ehemalige DDR-Sportler und andere sportbegeisterte Ostalgiker scheinen immer noch für das Credo "Medaillen statt Freiheit" kämpfen zu wollen. Die Lange Nacht dokumentiert eine Veranstaltung (der Friedrich-Neumann-Stiftung) in Suhl, auf der die Sportflüchtlinge Aschenbach und Tuchscherer ihr Verhalten vor einer skeptischen Öffentlichkeit rechtfertigen und Einblick geben in das Funktionieren des DDR-Sportsystems.
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Spitzenathleten auf der Flucht
Mehr als drei Millionen Menschen verließen zwischen 1949 und 1989 die DDR, viele von ihnen illegal und unter gefährlichen Umständen. Auch der Sport, ein expliziter Vorzeigebereich des SED-Staates, war erheblich vom Phänomen der "Republikflucht" betroffen. Hunderte von Top-Athleten wandten sich von der DDR ab und suchten ihr Heil im ideologisch verfemten Westen. Die Hoffnungsträger des sozialistischen Systems wurden somit in der Sicht der DDR-Führung zu seinen "Verrätern".
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Fluchtgeschichten
Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus präsentieren der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus bis 28. August 2011 die Ausstellung "ZOV Sportverräter". Die Schau beleuchtet erstmals das ebenso spannende wie komplexe Thema "Republikflucht" im Sport und setzt die Flucht und das Schicksal von 15 Sportlerinnen und Sportlern auf außergewöhnliche Weise in Szene.
Ausstellung im Willy-Brandt-Haus
Erfolgreiche Kaderathleten genossen in der DDR ein privilegiertes Leben. Dennoch entschieden sich zahlreiche Sportler dazu, die DDR zu verlassen. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Einige von ihnen lehnten die in der DDR vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse ab. Sportlern, die sich kritisch äußerten, oder deren ablehnende Haltung gegenüber dem System der DDR bekannt war, wurden jegliche Aufstiegschancen im DDR-Sport genommen. Diese erhofften sie im Westen wiederzuerlangen. Weiterlesen:
Fährschiff "Nordland" lief mit Kurs auf Travemünde durch die Lübecker Bucht. Da machte der Wachoffizier gegen 6.30 Uhr am letzten Montag im diesigen Morgengrauen an Steuerbord etwas Unglaubliches aus: Auf der Leuchttonne A, 10,8 Seemeilen von der DDR-Küste entfernt, kauerte ein Schwimmer. Die aus Bornholm kommende Fähre drehte bei und nahm über die Lotsenleiter den Schwimmer an Bord; der DDR-Meister im 400-Meter-Kraulschwimmen, Axel Mitbauer, 19, war als erster Sportler dem Ulbricht-Staat davongekrault.
Zeitungsbericht DER SPIEGEL 35/1969
Hans-Georg Aschenbach
Skisprung-Olympiasieger (DDR-1976)
Claus Tuchscherer
Olympiafünfter in der Kombination (DDR-1976)
Toni Innauer
Skisprung- Olympiasieger
(Österreich-1980) und
späterer Trainer des Österreichischen Skiverbandes
Erinnerung als Auftrag
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den gesetzlichen Auftrag, die umfassende Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in SBZ und DDR zu befördern, den Prozess der Deutschen Einheit zu begleiten und an der Aufarbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mitzuwirken.
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Fluchtgeschichten
Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus präsentieren der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus bis 28. August 2011 die Ausstellung "ZOV Sportverräter". Die Schau beleuchtet erstmals das ebenso spannende wie komplexe Thema "Republikflucht" im Sport und setzt die Flucht und das Schicksal von 15 Sportlerinnen und Sportlern auf außergewöhnliche Weise in Szene.
Ausstellung im Willy-Brandt-Haus
Erfolgreiche Kaderathleten genossen in der DDR ein privilegiertes Leben. Dennoch entschieden sich zahlreiche Sportler dazu, die DDR zu verlassen. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Einige von ihnen lehnten die in der DDR vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse ab. Sportlern, die sich kritisch äußerten, oder deren ablehnende Haltung gegenüber dem System der DDR bekannt war, wurden jegliche Aufstiegschancen im DDR-Sport genommen. Diese erhofften sie im Westen wiederzuerlangen. Weiterlesen:
Fährschiff "Nordland" lief mit Kurs auf Travemünde durch die Lübecker Bucht. Da machte der Wachoffizier gegen 6.30 Uhr am letzten Montag im diesigen Morgengrauen an Steuerbord etwas Unglaubliches aus: Auf der Leuchttonne A, 10,8 Seemeilen von der DDR-Küste entfernt, kauerte ein Schwimmer. Die aus Bornholm kommende Fähre drehte bei und nahm über die Lotsenleiter den Schwimmer an Bord; der DDR-Meister im 400-Meter-Kraulschwimmen, Axel Mitbauer, 19, war als erster Sportler dem Ulbricht-Staat davongekrault.
Zeitungsbericht DER SPIEGEL 35/1969
Hans-Georg Aschenbach
Skisprung-Olympiasieger (DDR-1976)
Claus Tuchscherer
Olympiafünfter in der Kombination (DDR-1976)
Toni Innauer
Skisprung- Olympiasieger
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späterer Trainer des Österreichischen Skiverbandes
Erinnerung als Auftrag
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den gesetzlichen Auftrag, die umfassende Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in SBZ und DDR zu befördern, den Prozess der Deutschen Einheit zu begleiten und an der Aufarbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mitzuwirken.