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Auf dem Weg zum Indie-Olymp

Wenn man den Musikkritikern in den USA Glauben schenken darf, wird 2013 als "Foxygen"-Jahr in die Annalen des Indie-Rockseingehen. Das Duo besticht durch berauschende Pop- und Rockmusik mit Hang zu den Sixties - und doch sind Sam France und Jonathan Rado ganz und gar Kinder unserer Zeit.

Von Christian Lehner | 15.01.2013
    Backstage in einem Rockclub in Manhattan. An den Wänden angestaubte Plattenhüllen von Schlagersängern der 50er- und 60er-Jahre. Dean Martin, Pat Boone und Tony Bennett lächeln milde auf zwei Jungs herab, die sich gerade auf ihren Auftritt vorbereiten. Sam France und Jonathan Rado spielen in New York zum ersten Mal vor einem großen Publikum. Von Nervosität jedoch keine Spur.

    "Sam ist ein echter Frontmann. Darauf ist Verlass. Er hat Charisma und lebt das ungeniert auf der Bühne aus. Bei vielen Indie-Bands ist das ja verpönt. Da muss man brav den Mucker machen und darf nicht aus der Reihe tanzen."

    Sam und Jonathan sind zwar erst Anfang 20, doch sie machen schon jahrelang gemeinsam Musik. Sam schreibt die Texte, Jonathan denkt sich an seiner Gitarre passende Melodien aus. Als Kids haben sie in Kalifornien die Plattensammlung der Eltern durcheinandergebracht; das David-Bowie-Album in die Hülle der Beatles-Platte gesteckt, die Rolling Stones mit Bob Dylan vertauscht. Und so hören sich in etwa auch ihre eigenen Songs an.

    "Wir mögen die alte Musik, all das Zeug aus den 60er- und 70er-Jahren. Die Aufnahmetechnik war revolutionär. Das öffnete wiederum die Türen für jede Menge Experimente. Noch heute hört man den Platten an, wie aufregend das damals gewesen sein muss. Und auch wir treiben viel Unfug, nehmen mal einen Sound unter der Dusche auf oder verwenden eine Kuckucksuhr."

    Bei aller Liebe für das Gewesene - Foxygen sind doch Kinder unserer Zeit. Bevor sie sich ein Studio leisten konnten, ging ohne Computer gar nichts. In den röhrenden Vintage-Sound werden Hip-Hop-Beats und elektronische Klänge eingespeist.

    Auffällig ist die Rastlosigkeit im Schaffen von Foxygen. Ende Januar veröffentlicht das Duo ein neues Album "We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace And Magic" ist das zweite innerhalb von sechs Monaten.

    "Wir haben einfach so viele Ideen! Wir können gar nicht anders! Das wird einfach ausprobiert und aufgeschrieben und am besten alles in einen Song gepackt."

    "Ich versteh gar nicht, warum andere Bands so lahm sind und bloß alle drei Jahre ein Album veröffentlichen. Wir vertrauen unseren Songs und wollen so viele wie möglich veröffentlichen. Das ist doch der Spaß an der ganzen Sache!"

    2013 könnte das Foxygen-Jahr werden. Das Talent stimmt und die Songs beeindrucken nicht zuletzt durch eine musikalischen Reife, die für Anfangzwanziger schon etwas erstaunlich ist. Auf der Bühne wirkt das zwar noch etwas unausgegoren, wie der Gig in New York gezeigt hat, aber Sam und Jonathan werden die eiligst zusammengestellte Backing Band wohl auch noch in den Griff bekommen. Was die Wünsche für das kommende Jahr betrifft, geben sich die beiden Jungrocker bescheiden, oder einfach nur realistisch.

    "Ich würde gern ein paar Platten verkaufen, ganz einfach, weil wir so gerne Platten machen. Wenn die Fans unsere Alben kaufen würden und wir zumindest ein bisschen Kohle machen könnten, das wäre fantastisch! Aber das scheint ja mittlerweile nicht mehr möglich im Musikgeschäft. Aber egal, wir nehmen es so, wie es kommt!"