Die Anästhesie und die Unfallchirurgie, die kümmert sich unmittelbar wenn er ankommt um lebenserhaltende Maßnahmen, also wenn z.B. der Kreislauf ausfällt oder die Atmung ausfällt, wird das sofort wieder hergestellt, wird intubiert oder Herz-Kreislaufmassage betrieben; die Radiologie macht parallel dazu bereits Ultraschalluntersuchungen, wir fangen also in der 1. Minute wenn der Patient da ist, fangen wir an, schauen, hat es in die Thoraxhöhle links rechts reingeblutet, ist Blut im Herzbeutel oder ist Blut in der Bauchhöhle.
Erklärt der Radiologe Doktor Ulrich Linsenmaier. Nach wenigen Minuten ist dann oft schon klar, was zu tun ist. Schwere innere Blutungen zum Beispiel lassen den Ärzten keine Wahl: Der Patient wird noch im Schockraum operiert, um den Blutverlust zu stoppen.
Haben die Ärzte in der ersten Phase das "nackte Überleben" gesichert, müssen sie im nächsten Schritt den ganzen Patienten gründlich nach Verletzungen absuchen. Herz, Lunge, Nieren, Leber, Magen: alle Organe werden nach klar definierten Handlungsleitlinien untersucht. Dazu ist der Schockraum mit Röntgen- und Ultraschallgeräten ausgestattet. Und spätestens nach 30 Minuten sollte jeder schwerverletzte Patient im Computertomographen vollständig durchleuchtet worden sein.
Wir wissen beispielsweise von den Schädel-Hirn-Traumen, dass die Überlebensrate und auch der sog. Outcome , d.h. wie sich die Patienten nach der Verletzung entwickeln, davon abhängt, wie schnell man die Therapie einleitet. D.h. sie können ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit einer Schädelblutung, wenn sie das nach 15 oder 20 Minuten diagnostiziert haben, dann auch behandeln, trepanieren beispielsweise, Neurochirurgen dazuholen, können sie den Patienten ohne Schäden wieder zurück ins Leben befördern. Nach wenigen Wochen. Wenn sie eine Stunde vergehen lassen, bis sie die Diagnose haben, kann es eine Katastrophe werden schon.
Kurze Wege, meint Linsenmaier, sind entscheidend in der Notaufnahme. In vielen Kliniken ist der Weg zum Computertomographen ein großes Risiko für Schwerverletzte: Wenn sie erst über mehrere Etagen und etliche Gebäudetrakte transportiert werden müssen, haben sie gute Chancen, ihr Ziel nicht lebend zu erreichen. In München wurde das CT darum direkt neben dem Schockraum installiert. Gegenüber ist eine spezialisierte Operationsabteilung mit Hightech-OPs. Ob für aufwändige Untersuchungen oder langwierige Operationen - lange Wege bleiben dem Schwerverletzten so erspart.
Das ist ein Stufenschema mit Entscheidungspunkten, das ist ein sog. Algorithmus; es leitet sich ab von so einer Art Flussschema mit def. Entscheidungspunkten dazwischen, und wir bieten das an als Handlungsleitlinie, das ist auch publiziert in Büchern und Zeitschriften, also wer danach suchen will, wird es auch finden, dass sie komplexe Prozesse, wie so eine Mehrfachverletzung, die sie im Krankenhaus angeliefert bekommen, strukturieren können nach Schädelverletzung, Extremitätenverletzung, Herz, Kreislauf-, also Thoraxverletzungen, dass sie da nacheinander die richtigen Maßnahmen ergreifen.
Dass es sich lohnt, die vorhandene Technik und Kompetenz so straff zu strukturieren und zu organisieren, das haben die Münchner Notfallmediziner jetzt in einer Langzeitstudie an rund 2400 Patienten mit schwersten Verletzungen gezeigt:
Es ist so eindrucksvoll, dass man beispielsweise bei den Schwerstverletzten die Sterblichkeit von 70 auf 45 Prozent senken kann. Bei den leichter Verletzten, wir reden immer noch von Schwerverletzten, im Spektrum der Schwerverletzten der leichter Verletzte profitiert von etwa 25 Prozent auf nahezu 0. Herunter. Dass sie bei einer leichteren Schwerverletzung bei optimalem Management gute Chancen haben, das ohne Schaden zu überleben.
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