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Auf den Punkt gebracht

Das Informationszeitalter scheint mit übermächtiger Weitschweifigkeit einher zu gehen - diesen Eindruck erwecken zumindest endlos lange Mails mit magerem Inhalt oder aufgedunsene Angebote im World Wide Web, die den Surfer auf seiner Suche nach gewünschten und möglichst prägnanten Inhalten regelmäßig heimsuchen. Auch wenn Multimedia versprochen wird, zieren die meisten Webseiten doch noch immer ellenlange Textpassagen, die dem Besucher einen schnellen Zugang versagen. Da wäre doch ein Voraus-Leser genau das Richtige, wird sich der eine oder andere des Öfteren gedacht haben. Eine neue Software tritt jetzt an, um Inhalte in einem Satz zusammenzufassen und zu entschieden, was wirklich wichtig ist.

Mirko Smiljanic |
    Seit Mitte April gibt es den Voraus-Leser und Zusammenfasser für Eilige: Die Software heißt Copernic Summarizer und soll ein wahrer Tausendsassa sein beim intelligenten Kürzen langer Texte, so versprechen zumindest seine Entwickler. Beim alltäglichen Kampf gegen endlos lange Textdokumente und Internetseiten soll das neue Werkzeug Texte in wenigen Sätzen zusammenfassen, sodass ein Blick für die Entscheidung über Wohl oder Wehe einer digitalen Information reicht. Genau das Richtige für Andreas Kaul, Student der Geografie und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und daher auch zwangsläufiger Vielleser auf der Sucher nach möglicherweise wichtigen Informationen. Mit schräg nach unten gerichtetem Blick arbeitet sich der Student durch die Texte, was ihm offensichtlich wenig Mühe bereitet. Grund: Er würdigt die eigentlichen Internetseiten dabei kaum eines Blickes, gebannt schaut der Studiosus vielmehr auf den im unteren Drittel des Bildschirms eingeblendeten Rahmen des Copernic Summarizer: "Nach entsprechender Einstellung des Summarizer zeigt er mir 15 Prozent des Textes einer Website an, beispielsweise bei einem einseitigen Text zwei Sätze mit insgesamt 51 Wörtern."

    "Copernic Summarizer" ist quasi ein intelligenter Vorkoster von Texten aller denkbaren Formate: Neben Websites reduziert er E-Mails, PDF-Dokumente und Word-Dateien auf den wesentlichen Inhalt. Weil die Software natürlich kein wirkliches Verständnis vom Inhalt eines Textes hat, analysiert es ihn zunächst einmal mit statistischen und linguistischen Algorithmen. In gängigen Texten etwa stehen die wichtigsten Informationen immer am Anfang und am Ende. Wörter die besonders häufig vorkommen, besitzen ein größeres Gewicht, wobei Substantive entscheidend sind und nicht etwa Präpositionen wie "in" oder "auf". Navigationselemente, Werbeinhalte und Bilder fallen der Streichorgie als erste zum Opfer. In weniger als einer Sekunde liefert "Copernic Summarizer" dann die so genannten Schlüssel-Konzepte, in denen Schlüsselwörter und die entsprechenden Sätze erfasst werden. Die Länge des zusammengefassten Textes richtet sich nach der frei einstellbaren Reduktionsrate: Zwischen fünf und 75 Prozent sind möglich, daneben kann die Software den Text aber auch auf zehn, 100, 250 oder 1.000 Worte komprimieren.

    Der Ansatz scheint zu fruchten, meint Tester Kaul: "Der Summarizer spiegelt den Text im Wesentlichen wider, wenn man die Auszüge des Programms mit dem Ursprungstext vergleicht." Doch natürlich besitzt der Textkondensator seine Grenzen - reduziert auf fünf Prozent wirkt der Text doch sehr rudimentär und wesentlicher Inhalt bleibt dem Benutzer verborgen. Ein Grund dafür ist, dass die Software zwar die Originale kürzt, selbst aber keine neuen zusammenfassenden Sätze schreibt. Ein praktischer Vorteil des Summarizer ist dagegen seine Interaktion mit gängigen Programmen: So ergänzt der "Summarizer" die beispielsweise den Internet Explorer, Netscape Navigator, Word, Outlook, Outlook Express, Eudora und den Acrobat Reader, ohne dass das Programm dazu jedes Mal neu aufgerufen werden muss. Parallel dazu erscheint auf dem Desk Top eine Drop Box, in die man mit der Maus Texte oder Hyperlinks ziehen und sich anschließend zusammengefasst ansehen kann. "Summarizer" komprimiert Dokumente mit den Endungen: doc, txt, rtf, htm, html, url und pdf. Die Menüführung ist übersichtlich, größere Probleme wird der Nutzer nicht haben. "Copernic Summarizer" ist in vollem Umfang allerdings nur bei gängigen Texten einsetzbar. Sobald sie nicht den in der Software hinterlegten Regeln entsprechen, sind die Zusammenfassungen mit Vorsicht zu genießen, etwa bei alten oder Spezialtexten. Der Textfilter arbeitet in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch, benötigt 15 Megabyte freien Festplattenspeicher und läßt sich auf Pentium PCs ab Windows 95 installieren. Mit 98 Euro schlägt die Software allerdings kräftig zu Buche