Obwohl er die Objekte seiner Begierde seit Jahren nahezu tagtäglich unter dem Mikroskop hat, befremdet den Schweizer Neuropathologen Adriano Aguzzi vom Institut für Neuropathologie der Universität Zürich der Universität Zürich noch immer, was die schadhaften Prion-Proteine im Gehirn von Mensch und Tier anrichten: "Diese Vorstellung lässt mir eigentlich den Appetit vergehen." Der diesjähriger Laureat des Robert-Koch-Preises weiß, wovon er spricht, denn sein Spezialgebiet sind die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen und das Äquivalent Bovine Spongiforme Enzephalopathie kurz BSE – beim Rind: "BSE war wahrscheinlich die größte fehlerhafte Technologiefolgenabschätzung in den letzten 50 Jahren. Es war einfach eine Katastrophe sondergleichen." Mit Vehemenz und Leidenschaft vertritt Aguzzi sein Fach und die Prionforschung im Besonderen, wann immer er Vorträge hält. Ein Schaubild jagt das andere und nicht jeder Teilnehmer kann dabei mit dem Experten Schritt halten.
"Seit vielen Jahren beschäftigt sich mein Labor mit dem Übertragungsweg der Prionen von der Körperperipherie zum Gehirn", schildert Adriano Aguzzi. Dabei interessierte die Schweizer Wissenschaftler vor allem, auf welchem Weg infektiöse Prionen mit der Nahrung aufgenommen werden und aus dem Darm in die Blutbahn gelangen. Aguzzis Gruppe stieß schließlich vor einigen Jahren auf spezielle Zellen und Moleküle, die den fatalen Transfer ermöglichen und der so genannten neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit den Weg bereiten. Das Leiden befällt im Gegensatz zur klassischen Form vor allem junge Menschen und weist einige Unterschiede zum verwandten Altersleiden auf. Nach der Passage durch die Darmwand, so Aguzzi, werden die Prionen durch spezielle Zellen des Immunsystems weiter verbreitet: "So genannte follikuläre dendritische Zellen sitzen in den Lymphknoten, in der Milz, in den Mandeln und auch im lymphatischen System des Darms. Sie sammeln Prionen quasi wie Schwämme." Aus diesem Reservoir gelangen die Prionen dann ins Nervensystem.
Aus dem Wanderweg der Erreger verspricht sich der Schweizer Neuropathologe Hinweise zu neuen Angriffsmöglichkeiten auf die Infektion. Ist sie allerdings erst einmal erfolgt und zeigten sich bereits erste Symptome, dann sei eine Heilungsmöglichkeit kaum mehr in Sicht: "Eine echte Therapie wird man dann nicht mehr durchführen können, denn dann ist bereits so viel Gewebe zerstört. Aber bevor die klinischen Symptome kommen, kann man noch etwas unternehmen." Adriano Aguzzi und sein Team kennen auch schon Gegenspieler jener Moleküle aus der Darmwand, die den Prionen als Einfallstor dienen. Damit könnte sich eines Tages die Ausbreitung des Erregers im Körper stoppen lassen, wenn die Molekülblocker rechtzeitig verabreicht würden. Doch mit einem raschen Ende der Bedrohung durch Prionenkrankheiten rechnet auch Aguzzi nicht: "BSE wird noch viele Jahre bei uns bleiben. Das ist leider die Realität."
[Quelle: Michael Lange]
"Seit vielen Jahren beschäftigt sich mein Labor mit dem Übertragungsweg der Prionen von der Körperperipherie zum Gehirn", schildert Adriano Aguzzi. Dabei interessierte die Schweizer Wissenschaftler vor allem, auf welchem Weg infektiöse Prionen mit der Nahrung aufgenommen werden und aus dem Darm in die Blutbahn gelangen. Aguzzis Gruppe stieß schließlich vor einigen Jahren auf spezielle Zellen und Moleküle, die den fatalen Transfer ermöglichen und der so genannten neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit den Weg bereiten. Das Leiden befällt im Gegensatz zur klassischen Form vor allem junge Menschen und weist einige Unterschiede zum verwandten Altersleiden auf. Nach der Passage durch die Darmwand, so Aguzzi, werden die Prionen durch spezielle Zellen des Immunsystems weiter verbreitet: "So genannte follikuläre dendritische Zellen sitzen in den Lymphknoten, in der Milz, in den Mandeln und auch im lymphatischen System des Darms. Sie sammeln Prionen quasi wie Schwämme." Aus diesem Reservoir gelangen die Prionen dann ins Nervensystem.
Aus dem Wanderweg der Erreger verspricht sich der Schweizer Neuropathologe Hinweise zu neuen Angriffsmöglichkeiten auf die Infektion. Ist sie allerdings erst einmal erfolgt und zeigten sich bereits erste Symptome, dann sei eine Heilungsmöglichkeit kaum mehr in Sicht: "Eine echte Therapie wird man dann nicht mehr durchführen können, denn dann ist bereits so viel Gewebe zerstört. Aber bevor die klinischen Symptome kommen, kann man noch etwas unternehmen." Adriano Aguzzi und sein Team kennen auch schon Gegenspieler jener Moleküle aus der Darmwand, die den Prionen als Einfallstor dienen. Damit könnte sich eines Tages die Ausbreitung des Erregers im Körper stoppen lassen, wenn die Molekülblocker rechtzeitig verabreicht würden. Doch mit einem raschen Ende der Bedrohung durch Prionenkrankheiten rechnet auch Aguzzi nicht: "BSE wird noch viele Jahre bei uns bleiben. Das ist leider die Realität."
[Quelle: Michael Lange]