Er konnte nicht glauben, dass seine Frau die Reise zu ihm schaffen konnte.
Nach seiner Entlassung wurde er für eine lange Zeit mit Schreibverbot belegt und durfte erst Ende der 90er Jahre wieder veröffentlichen. 1995 erschien sein Roman "Jene Leute, die nichts zu tun haben", 1999 folgte ein weiterer. Sein im Ausland bekanntes Werk "Erzählung im Jahr 2000" handelt von den grausamen Erlebnissen, die Bui Ngoc Tan am eigenen Leib erfahren musste. Erstaunlich ist, dass der vietnamesische "Verlag Jugend" gewagt hat, dieses Werk im Februar 2000 zu veröffentlichen.
Seine Frau! In seinem Brief hat er versucht, ihr klar zu machen, dass sie auf ihn nicht warten soll; denn er wisse nicht, wann er je freigelassen würde.
Doch schon am 16. März desselben Jahres hat das Kulturministerium den Roman verboten, alle vorhandenen Exemplare konfisziert und einstampfen lassen. Damit nicht genug: Alle, die das Buch gedruckt und vertrieben haben, wurden auch gleich festgenommen und drastisch bestraft.
Er habe seine Niederlage eingesehen, sie solle ihr Leben nicht seinetwegen ruinieren.
Doch das Buch wurde im Inland durch Photokopien heimlich verbreitet und im Ausland durch das Internet in der ganzen Welt bekannt. Dazu trug eine englische Übersetzung, die wahrscheinlich vom PEN International besorgt wurde, maßgeblich bei. Bui Ngoc Tan berichtet auf 600 Seiten in seinem Buch "Erzählung im Jahr 2000" von einem Schriftsteller mit Häftlingsnummer CR 880 in einem Umerziehungslager in Vietnam des Jahres 1972 - noch während des Krieges.
In seiner Phantasie stellte er sich vor, wie seine Frau diese beschwerliche Reise zu ihm machte, an deren Ende sie 30 Kilometer mit dem Fahrrad fahren musste - unter den Bomben der amerikanischen Luftwaffe.
Doch der Autor erzählt auch die Geschichte von anderen Häftlingen verschiedener Kategorien sowie von den Menschen seiner Umgebung: seiner Familie, seinen Eltern, Freunden und Bekannten. Diese, die außerhalb der Gefängnisse leben, sind in seinen Augen "externe" Häftlinge.
Dann jener Spruch, den er so gut kannte: "Ihr Mann macht kaum Fortschritte in seiner Umerziehung!"
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kommen ihm alle Leute, auch fremde Menschen, bekannt vor; als ob er sie von den Gefängnissen kennen würde. Alle seine Landsleute erscheinen dem Autor als verhaftete Verbrecher oder Spione. Die "Erzählung im Jahr 2000" ist in der dritten Person geschrieben. Jedoch weiß der Leser, dass der Protagonist niemand anders ist als der Autor selbst, der seine bitteren Gefängnisjahre hier aufarbeitet. Dabei beschränkt sich der Autor auf die Darstellung der Wirklichkeit - kein linearer Bericht, sondern ein Zickzack-Erzählkurs, der aus multiplen Mosaiksteinen nach und nach ein grandioses Gesamtbild entstehen lässt. Doch Bui Ngoc Tan verzichtet auf jede Anklage gegen die Täter. Seit März 2000 lebt der heute 68jährige abwechselnd im Gefängnis oder unter Hausarrest.
Ein Beitrag von SAID, dem Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland. Die Reihe "Autoren im Gefängnis" wird am jeweils ersten Montag eines Monats fortgesetzt.
Nach seiner Entlassung wurde er für eine lange Zeit mit Schreibverbot belegt und durfte erst Ende der 90er Jahre wieder veröffentlichen. 1995 erschien sein Roman "Jene Leute, die nichts zu tun haben", 1999 folgte ein weiterer. Sein im Ausland bekanntes Werk "Erzählung im Jahr 2000" handelt von den grausamen Erlebnissen, die Bui Ngoc Tan am eigenen Leib erfahren musste. Erstaunlich ist, dass der vietnamesische "Verlag Jugend" gewagt hat, dieses Werk im Februar 2000 zu veröffentlichen.
Seine Frau! In seinem Brief hat er versucht, ihr klar zu machen, dass sie auf ihn nicht warten soll; denn er wisse nicht, wann er je freigelassen würde.
Doch schon am 16. März desselben Jahres hat das Kulturministerium den Roman verboten, alle vorhandenen Exemplare konfisziert und einstampfen lassen. Damit nicht genug: Alle, die das Buch gedruckt und vertrieben haben, wurden auch gleich festgenommen und drastisch bestraft.
Er habe seine Niederlage eingesehen, sie solle ihr Leben nicht seinetwegen ruinieren.
Doch das Buch wurde im Inland durch Photokopien heimlich verbreitet und im Ausland durch das Internet in der ganzen Welt bekannt. Dazu trug eine englische Übersetzung, die wahrscheinlich vom PEN International besorgt wurde, maßgeblich bei. Bui Ngoc Tan berichtet auf 600 Seiten in seinem Buch "Erzählung im Jahr 2000" von einem Schriftsteller mit Häftlingsnummer CR 880 in einem Umerziehungslager in Vietnam des Jahres 1972 - noch während des Krieges.
In seiner Phantasie stellte er sich vor, wie seine Frau diese beschwerliche Reise zu ihm machte, an deren Ende sie 30 Kilometer mit dem Fahrrad fahren musste - unter den Bomben der amerikanischen Luftwaffe.
Doch der Autor erzählt auch die Geschichte von anderen Häftlingen verschiedener Kategorien sowie von den Menschen seiner Umgebung: seiner Familie, seinen Eltern, Freunden und Bekannten. Diese, die außerhalb der Gefängnisse leben, sind in seinen Augen "externe" Häftlinge.
Dann jener Spruch, den er so gut kannte: "Ihr Mann macht kaum Fortschritte in seiner Umerziehung!"
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kommen ihm alle Leute, auch fremde Menschen, bekannt vor; als ob er sie von den Gefängnissen kennen würde. Alle seine Landsleute erscheinen dem Autor als verhaftete Verbrecher oder Spione. Die "Erzählung im Jahr 2000" ist in der dritten Person geschrieben. Jedoch weiß der Leser, dass der Protagonist niemand anders ist als der Autor selbst, der seine bitteren Gefängnisjahre hier aufarbeitet. Dabei beschränkt sich der Autor auf die Darstellung der Wirklichkeit - kein linearer Bericht, sondern ein Zickzack-Erzählkurs, der aus multiplen Mosaiksteinen nach und nach ein grandioses Gesamtbild entstehen lässt. Doch Bui Ngoc Tan verzichtet auf jede Anklage gegen die Täter. Seit März 2000 lebt der heute 68jährige abwechselnd im Gefängnis oder unter Hausarrest.
Ein Beitrag von SAID, dem Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland. Die Reihe "Autoren im Gefängnis" wird am jeweils ersten Montag eines Monats fortgesetzt.