Angesichts der Unwägbarkeiten bei kurzfristigen Wettervorhersagen erscheint mutig, was der Brite Mark Clilverd und seine Kollegen jetzt in einem Fachjournal der Britischen Astronomischen Gesellschaft veröffentlichten: eine Klimaprognose bis zum Jahr 2100. Allerdings ging es den Wissenschaftlern vom British Antarctic Survey in Cambridge dabei weniger um das Urlaubswetter, sondern vielmehr um die Strahlung der Sonne, so Clilverd: "Das Jahr 2100 ist eine wichtige Zeit-Schwelle. Die globalen Vorhersagen des Klimawandels reichen so weit in die Zukunft. Aus unserer Studie folgern wir, dass sich die Aktivität der Sonne in den nächsten hundert Jahren abschwächt. Sie wird also der fortschreitenden Klimaerwärmung durch Treibhausgase zu einem gewissen Grad entgegenwirken. "So hatte unser Zentralgestirn im vergangenen Jahrhundert mit geschätzten 20 bis 30 Prozent maßgeblichen Anteil am Klimawandel. Doch das werde sich ändern, prophezeit der Brite: "Während des elfjährigen Sonnenflecken-Zyklus erleben wir im Moment etwa 400 starke magnetische Stürme als einen Ausdruck erhöhter Sonnenaktivität. Ihre Zahl wird nach unserer Analyse auf nur noch 150 zurückgehen. Auch die Zahl von Sonnenflecken dürfte im Jahr 2100 nur noch ein Drittel betragen, verglichen mit heute."
Die Forscher aus Cambridge stützen ihre gewagte Langzeit-Vorhersage auf Studien über das Verhalten der Sonne in der Vergangenheit. Diese Daten stammen aus so genannten Klimaarchiven wie etwa Baumringen, in denen sich quasi chemische Fingerabdrücke der Witterung früherer Zeiten finden. Denn in dem Altholz sind unterschiedliche Formen von Kohlenstoff-Isotopen eingelagert – so genannter C-12- und C-14-Kohlenstoff. Das Verhältnis der beiden Isotope schwankt in Abhängigkeit von der Sonnenaktivität, erläutert der Schweizer Physiker Jürg Beer von der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung. "Der so genannte Sonnenwind verhindert das Eindringen der kosmischen Strahlung in die Atmosphäre. Daher werden bestimmte Radionuklide bei starkem Sonnenwind weniger häufig produziert." Das schlichte Abzählen der Baumringe verrät den Wissenschaftlern, welchem Jahr ein charakteristisches Verhältnis der informativen Isotope zuzurechnen ist und so können Rückschlüsse auf die Sonnenaktivität gezogen werden. Auf diese Weise stießen Klimatologen auf markante Schwingungen der Sonnenaktivität in langen Zeiträumen. "So passt ein 207-Jahre-Zyklus in die so genannten Minima: In den Jahren 1300, 1500, 1700 war es besonders kalt und die Gletscher konnten sich ausdehnen. Auch das Jahr 1900 war ein solches Minimum, wenn auch nicht so ausgeprägt", resümiert Beer. Damals sei auch die Themse zum bislang letzten mal zugefroren.
Mark Clilverd und sein Team werteten für ihre Untersuchung alle wissenschaftlichen Indizien aus, die Aufschluss über die dunklere Vergangenheit der Sonne geben, darunter Kohlenstoff-Gehalte in den Klimaarchiven, historische Sonnenflecken-Protokolle und Aufzeichnungen über Veränderungen des geomagnetisches Feldes der Erde. Das Fazit: Die Daten untermauern einen annähernd 200jährigen Zyklus der Sonnenaktivität. Demzufolge kommt es um das Jahr 2100 wieder zu einem Strahlungsminimum, bis zu dem die zunehmende Schwächephase den Anteil der Sonne an der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten immer weiter mindert. Dass seine Prognose allzu gewagt ist, glaubt Clilverd indes nicht: "Wir übertragen die Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft. Das liefert sicher keine hundertprozentigen Vorhersagen, aber doch ein glaubwürdiges Ergebnis."
[Quelle: Volker Mrasek]
Die Forscher aus Cambridge stützen ihre gewagte Langzeit-Vorhersage auf Studien über das Verhalten der Sonne in der Vergangenheit. Diese Daten stammen aus so genannten Klimaarchiven wie etwa Baumringen, in denen sich quasi chemische Fingerabdrücke der Witterung früherer Zeiten finden. Denn in dem Altholz sind unterschiedliche Formen von Kohlenstoff-Isotopen eingelagert – so genannter C-12- und C-14-Kohlenstoff. Das Verhältnis der beiden Isotope schwankt in Abhängigkeit von der Sonnenaktivität, erläutert der Schweizer Physiker Jürg Beer von der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung. "Der so genannte Sonnenwind verhindert das Eindringen der kosmischen Strahlung in die Atmosphäre. Daher werden bestimmte Radionuklide bei starkem Sonnenwind weniger häufig produziert." Das schlichte Abzählen der Baumringe verrät den Wissenschaftlern, welchem Jahr ein charakteristisches Verhältnis der informativen Isotope zuzurechnen ist und so können Rückschlüsse auf die Sonnenaktivität gezogen werden. Auf diese Weise stießen Klimatologen auf markante Schwingungen der Sonnenaktivität in langen Zeiträumen. "So passt ein 207-Jahre-Zyklus in die so genannten Minima: In den Jahren 1300, 1500, 1700 war es besonders kalt und die Gletscher konnten sich ausdehnen. Auch das Jahr 1900 war ein solches Minimum, wenn auch nicht so ausgeprägt", resümiert Beer. Damals sei auch die Themse zum bislang letzten mal zugefroren.
Mark Clilverd und sein Team werteten für ihre Untersuchung alle wissenschaftlichen Indizien aus, die Aufschluss über die dunklere Vergangenheit der Sonne geben, darunter Kohlenstoff-Gehalte in den Klimaarchiven, historische Sonnenflecken-Protokolle und Aufzeichnungen über Veränderungen des geomagnetisches Feldes der Erde. Das Fazit: Die Daten untermauern einen annähernd 200jährigen Zyklus der Sonnenaktivität. Demzufolge kommt es um das Jahr 2100 wieder zu einem Strahlungsminimum, bis zu dem die zunehmende Schwächephase den Anteil der Sonne an der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten immer weiter mindert. Dass seine Prognose allzu gewagt ist, glaubt Clilverd indes nicht: "Wir übertragen die Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft. Das liefert sicher keine hundertprozentigen Vorhersagen, aber doch ein glaubwürdiges Ergebnis."
[Quelle: Volker Mrasek]