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Auf der Sonnenseite

Mehr als 40.000 Menschen arbeiten in Deutschland in der Solarbranche, etwa so viele wie in der Steinkohle. 3,7 Milliarden Euro haben die Solarunternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt, Tendenz weiter stark steigend. Die Solarenergie ist dabei weit weniger umstritten als beispielsweise andere Formen der erneuerbaren Energien.

Von Georg Ehring | 18.06.2006
    Ein Betriebsgebäude im Norden von Köln. Martin Zschoch befestigt Pappkartons auf einer Palette:

    "Zubehör für die Anlagen: Kleinteile, Schrauben, Verbinderwinkel Klammern, Endklemmen, alles, um die Anlage zu konstruieren und aufs Dach zu bringen."

    Jetzt noch Folie drumherum, den Abschluss bilden grüne Plastikbänder:

    "Damit machen wir immer schön die Paletten fest, denn die sind ziemlich stabil. Für unsere Kartons und so, können Sie auch die großen Aluverschläge mit zusammenspannen, das hält gut ´was aus, und da brauchen sie keinen Stahl, die sind Klasse."

    Die Anlage selbst besteht im Wesentlichen aus Solarmodulen, einem Wechselrichter, der aus Gleichstrom Wechselstrom macht und einer Menge Kabel. Mindestens 20 Jahre soll sie Strom ins öffentliche Netz liefern, wahrscheinlich noch einige Jahre länger. Solaranlagen sind knapp, die Nachfrage wächst und Michael Schäfer, Geschäftsführer der Energiebau Solarstromsysteme GmbH, setzt seit Jahren auf Expansion:

    "Wir sind in dieses Gebäude hier im März 2004 mit 22 Mitarbeitern eingezogen, haben das Gebäude hier aufgestockt und inzwischen auch ein weiteres Gebäude erworben und sind jetzt gerade kurz vor dem 50. Mitarbeiter."

    Schäfers Unternehmen existiert schon seit 1983. Sechs Universitätsabsolventen gründeten die Firma, angetrieben aus einer Mischung aus Idealismus und Geschäftssinn und belächelt von Freunden und Verwandten, die der Solartechnik keine Zukunft gaben.

    "Wir waren aber überzeugt, dass das funktionieren muss. Damals war schon eine sehr starke Umweltbewegung in Deutschland. Daraus sind wir auch ein Stück erwachsen. An den Hochschulen, den Universitäten war diese Umweltbewegung auch sehr stark verankert. Wir wurden alle dann frisch ins Berufsleben entlassen mit der Idee im Kopf: Man muss doch in der Energieversorgung etwas anders machen und zwar: Das Andere ist einmal eine umweltfreundlichere Energieversorgung zu gestalten und zwar etwas, das nicht auf Endlichkeit beruht."

    Der Kölner Energiebau ist nur ein Beispiel für einen Boom, der in der Wirtschaft zurzeit seinesgleichen sucht. Mehr als 40.000 Menschen arbeiten in Deutschland in der Solarbranche, etwa so viele wie in der Steinkohle. In wenigen Jahren, so hofft Karsten Körnig, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, werden es 100.000 sein.

    "Die deutsche Produktion an Solarzellen wächst schneller als der Weltmarkt. Das lässt sich zum Beispiel belegen an dem Zuwachs im letzten Jahr. Wir hatten im Jahr 2005 67 Prozent Produktionszuwachs bei Solarzellen. Zeitgleich ist der europäische Markt um 18 Prozent gewachsen. Das heißt: Wir wachsen schneller."

    Technisch gesehen haben Solarstrom und Solarwärme nur gemeinsam, dass beide die Sonne als Energiequelle nutzen. Bei der Solarwärme trifft die Sonne auf eine Kollektorfläche, die vor allem Licht absorbieren, also dunkel sein muss. In dem Kollektor fließt Wasser oder eine andere Flüssigkeit, die durch die Sonne erwärmt wird. Rund 100.000 thermische Solaranlagen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland installiert, in diesem Jahr rechnet der Bundesverband Solarwirtschaft mit einem Wachstum um 30 Prozent. Gefördert wird die Solarthermie mit Zuschüssen beim Einbau, die Technik ist aber auch ohne Subventionen nicht mehr weit von der Wirtschaftlichkeit entfernt. Solche Anlagen können für wenige tausend Euro ein Einfamilienhaus im Sommer zeitweise komplett mit warmem Wasser versorgen und im Winter die Heizung unterstützen. Michael Schäfer von Energiebau:

    "Wenn Sie dann einen Sonnenkollektor ins Licht halten und sehen, dass der Wärme produziert, eigentlich nur aus Sonnenstrahlung, die aus unserer Sicht ja unendlich ist, das ist schon faszinierend. Und wenn Sie bei einem Solarmodul sehen: sie halten ´ne blaue Zelle ans Licht und es kommt Strom ´raus, dann ist uns schon klar geworden: Das kann eigentlich nur die Zukunft sein."

    Bei der Fotovoltaik, der Stromerzeugung aus Sonnenergie, regt die Sonnenstrahlung Solarzellen aus Silizium zur Stromproduktion an. Der so entstehende Gleichstrom muss noch in Wechselstrom umgewandelt werden, bevor er ins öffentliche Netz eingespeist oder vor Ort verbraucht werden kann. Fotovoltaikanlagen sind wesentlich teurer als solarthermische Anlagen und sie bringen den Löwenanteil am Umsatz der Solarbranche in Deutschland: 3,7 Milliarden Euro haben die Solarunternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt, davon rund drei Milliarden in der Fotovoltaik.
    Die für die Erzeugung von Sonnenstrom installierte Leistung übertrifft mit über 1400 Megawatt mittlerweile die eines durchschnittlichen Atomkraftwerkes.

    Die mit Hilfe der Sonne erzeugten Mengen an elektrischem Strom sind allerdings noch relativ bescheiden. Hier macht sich der Umstand bemerkbar, dass die Sonne nachts nicht scheint und ihre Strahlen tagsüber oft durch die Wolken gedämpft werden: 0,16 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms kam im vergangenen Jahr aus Solaranlagen. Zum Vergleich: Windräder erzeugten mehr als 27 Mal so viel Strom, Atomkraftwerke fast 200-mal so viel. Daran, dass sich das ändert, arbeiten auch heute noch Bürgerinitiativen und Umwelt-Aktivisten wie das Ehepaar Brigitte und Klaus Karpstein aus Sinzig in Rheinland-Pfalz. Rund 50 Fotovoltaik-Anlagen haben die beiden im Solarverein Rhein-Gymnasium in den vergangenen vier Jahren auf Dächer der rheinischen Kleinstadt gebracht. Brigitte Karpstein setzt dabei auf klassische Umwelt-Argumente wie …

    "Dass wir auch für unsere Kinder was tun müssen, dass eben der Umweltschutz genau da anfängt, dass wir Energien auch nutzen, die keine Emissionen freigeben, die einfach massiv auch Schäden anrichten, auch bei der Gesundheit der Menschen."

    Mindestens 15000 Euro kostet eine Fotovoltaik-Anlage mit drei Kilowatt installierter Leistung auf dem Dach, da reichen Appelle an das Gewissen nicht aus. Klaus Karpstein:

    "Es ist immer noch ´ne gute Portion an Idealismus dabei. Gott sei Dank kann man einigermaßen beruhigt sein, weil es ´ne Gesetzgebung gibt, die einen relativ gut absichert. Das war also vor 2000 nicht der Fall in dem Sinne, da haben nur Idealisten ihre Anlagen aufgebaut und auf diese Weise kann man technologischen Fortschritt nicht gut fördern. Das muss schon in großem Maßstab geschehen, wie das jetzt der Fall ist."

    Solaranlagen setzen sich deshalb nicht mehr nur Umweltschützer aufs Dach, sondern auch Investoren, die rechnen können und ein großes, nach Süden geneigtes Dach besitzen.

    Die Förderung der Fotovoltaik fällt ziemlich üppig aus, jedenfalls verglichen mit der Unterstützung anderer Formen der erneuerbaren Energien. Rund 50 Cent bekommt ein privater Einspeiser von Strom ins öffentliche Netz pro Kilowattstunde - etwa das zehnfache des Strompreises an der Leipziger Strombörse und ein mehrfaches der Vergütung, die für andere erneuerbare Energien etwa aus Wind oder Biomasse vorgeschrieben ist. Für Betreiber wird die Solaranlage auf dem Dach so zu einer kaum noch riskanten Investition: Die Einspeisevergütung ist für 20 Jahre garantiert - bezahlen müssen die Stromkunden per Umlage. Die Vergütung sinkt für neue Anlagen jährlich um fünf Prozent, um die Kostensenkungs-Effekte zu berücksichtigen.

    Karin Freier, die Referatsleiterin für erneuerbare Energien im Bundesumweltministerium, findet die Förderung auch in der Höhe angemessen:

    "Einerseits müssen wir natürlich umsteuern im Energiemix. Wir müssen mehr erneuerbare Energien auf den Markt bringen und wir müssen aus Klimaschutzgründen den Energiemix nachhaltiger gestalten. Bei der Solarenergie, die trägt derzeit, insbesondere die Fotovoltaik zur Stromversorgung und einen kleinen Teil bei, da fragen sich viele, insbesondere die Kritiker: Lohnt sich das? Führen wir das so fort? Und da sagen wir aber ganz fest: Wir brauchen das und gerade aus dem Aspekt, nämlich Technologieförderung. Wir sind hier in Deutschland weltweit führend in dem Bereich. Die Deutschen Unternehmen sind weltweit führend und wenn wir einen starken inländischen Markt haben, haben wir ´ne gute Chance, die deutschen Unternehmen auch auf den Weltmarkt zu bringen und deren Exportchancen zu erhöhen."

    Dafür brauchen die Firmen eine gut gefüllte Kasse - und die haben sie auch. Die Hersteller von Solaranlagen verdienen zurzeit ausgezeichnet. Branchenführer in Deutschland ist die Bonner Firma Solarworld. Die Aktie hat vom Solarboom profitiert wie kein anderes Wertpapier. In den vergangenen drei Jahren ist der Kurs zeitweise um das hundertfache gestiegen - und Vorstandschef Frank Asbeck sonnt sich in Wachstumserfolgen:

    "Sie sind, gerade bei der Solarworld sieht man´s im Moment in einem Aufwärtskorridor, der die Entwicklung der Solarworld ja auch reflektiert. wenn man sagt: Man hat 40 Prozent mehr Umsatz, man macht einen sehr ordentlichen Gewinn, wir haben das Quartal hingelegt mit 16,5 Millionen Nachsteuergewinn, das erste Quartal dieses Jahres."

    Die Börse honoriert dieses Wachstum auch bei anderen Anbietern aus der Branche. Die Kurse sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, auch wenn sie kurzfristig mit dem allgemeinen Börsenrückgang unter Druck geraten sind. Manche Beobachter fühlen sich bereits an den Neuen Markt Ende der 90er Jahre erinnert. Der Analyst Felix Schnella beobachtet die erneuerbaren Energien für die Dresdner Bank-Tochter DIT.

    "Wenn man sich die Kursbewegung in den vergangenen Jahren anschaut, ist das durchaus nachzuvollziehen, kommt oftmals der Vergleich mit dem neuen Markt. Wenn man sich die Bewertungsniveaus, die zwischenzeitlich erreicht wurden, anschaut, kann man den Haken genau so dahinter machen. Dasselbe gilt auch, wenn man sich anguckt, wie viele Unternehmen tatsächlich den Schritt an die Börse wagen. Gefährlich ist immer der Satz: Diesmal ist alles anders. Ich glaube, es gibt einen Unterschied zu vielen Unternehmen des Neuen Marktes gegenüber der Solarindustrie heute: Die Solarindustrie per se ist profitabel. Sie haben Untenehmen, die verdienen jetzt schon gutes Geld, natürlich unter der Prämisse dass wir die staatliche Förderung haben. Insofern ist die Basis der Profitabilität meines Erachtens nach eine andere als es bei vielen Unternehmen am Neuen Markt war, wo wirklich nur noch die Story, die Idee, irgendwann mal mit einer Geschäftsidee Umsatz oder auch mal Profit zu erringen, im Raum stand."

    Finanziert wird der Solarboom überwiegend durch die Stromkunden. Sie bezahlen den Ausbau der erneuerbaren Energien über eine Umlage auf ihre Stromrechnung - und kaum jemand protestiert. Im Gegenteil: Die Solarenergie ist viel weniger umstritten als beispielsweise die Unterstützung der Windenergie.

    4,2 Milliarden Euro mussten die Stromkunden im vergangenen Jahr für Windenergie, Biomasse, Solarstrom und andere Formen der erneuerbaren Energien aufbringen. 20 bis 30 Prozent der Umlage gehen in die Fotovoltaik, sagt Karin Freier vom Umweltministerium. Und diese Aufwendungen werden noch steigen.

    "Wir werden also bis zum Jahr 2016 noch eine Erhöhung der gesamten Umlage für erneuerbare Energien aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auf dann insgesamt acht Milliarden Euro haben und ein Drittel davon entfällt auf die Fotovoltaik."

    Zu den Kritikern der Solarförderung gehört Georg Erdmann, Professor am Institut für Energietechnik der Berliner Humboldt-Universität.

    "Ja es geht ja bei einer Technik, die ungefähr zehn Mal so teuer ist wie die normale Energie eigentlich nicht um ´ne Markteinführung. Das wäre ja ziemlich schwachsinnig. Man sollte im Grunde genommen sagen, was müssen wir im Zusammenhang mit der Solarenergie erreichen. Wir müssen erreichen, dass diese Technik eine Marktnische behält, damit sie sich in dieser Marktnische technisch weiterentwickeln kann, auch natürlich billiger werden kann und vielleicht ausweitet sich in andere Bereiche, wo es vielleicht mit weniger Zusatzkosten möglich ist, Solarenergie einzusetzen."

    Den Vergleich mit den Energieerzeugungskosten aus Kraftwerken finden Vertreter der Solarbranche nicht angemessen. Karsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft :

    "Es ist nicht so, dass wir mit dem Börsenpreis an der Leipziger Strombörse konkurrieren müssten. Oder mit dem Erzeugungspreis eines Kohlekraftwerkes. Der Vorteil der Solarenergie liegt in der Dezentralität. Solarenergie, Solarstrom kann erzeugt werden auf dem eigenen Hausdach. Das heißt: Der Solarstrom konkurriert vom Preis her mit dem Steckdosenpreis gewissermaßen. Er muss also nicht runterkommen bis auf fünf, sechs Cent, er muss quasi runterkommen bis auf derzeit rund 20 Cent."

    Die Debatte darüber, ob die Solarenergie in Deutschland zu stark gefördert wird, ist erst in den vergangenen Wochen in Gang gekommen. Kritiker finden sich in der etablierten Energiewirtschaft und im politischen Spektrum vor allem in den Unionsparteien und in der FDP. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Katharina Reiche, forderte eine deutlich niedrigere Einspeisevergütung. Die dürfte aber frühestens in zwei Jahren kommen. Karin Freier vom Umweltministerium:

    "Die neue Bundesregierung hat ja in ihrer Koalitionsvereinbarung im Herbst letzten Jahres beschlossen, dass wir diese Vergütungssätze überprüfen und dazu bis Ende 2007 einen Bericht vorlegen. Und in diesem Bericht werden insbesondere die Vergütungssätze auch der Fotovoltaik, aber auch der anderen, Biomasse, Wasserkraft, Windkraft, überprüft und gegebenenfalls vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit der Anlagen angepasst."

    Die Solarindustrie hat also Grund zu Kostensenkungen - und die Kosten sinken auch. Doch die Preise für Fotovoltaikanlagen machen den Abwärtstrend bei den Kosten zurzeit nicht mit. Im Gegenteil: Die Anlagen sind in den vergangenen Monaten sogar teurer geworden. Die Solarwirtschaft begründet dies mit der Verknappung von reinem Silizium, einem wichtigen Rohstoff bei der Produktion von Solarzellen. Ein Problem, das bald gelöst sein soll. Frank Asbeck von Solarworld:

    "Silizium ist nicht knapp. 26 Prozent der Erdkruste bestehen aus Silizium, das kann nicht knapp sein. Wir haben im Moment ähnlich wie beim temporären Benzinmarkt Raffinationsprobleme. Sprich: Es gibt nicht schnell genug das Wachstum begleitende Kapazitätserweiterungen, die werden erst 2007 und 2008 zum Zuge kommen. Die Investitionen sind losgetreten, die haben wir massiv mit finanziert als Solarworld, das wird jetzt Früchte tragen, dann wird die Verknappung aufhören und das weitere Marktwachstum gegeben sein."

    Zumal es in der Fotovoltaik mit der Dünnschichttechnik inzwischen Alternativen zum Silizium gibt. Bei ihr werden Elemente wie Indium, Gallium oder Tellur gebraucht, die als Nebenprodukte beim Erzbergbau anfallen. Außerdem wird Silizium inzwischen viel effizienter eingesetzt. Philippe Welter, der Herausgeber der Fachzeitschrift Photon:

    "Dieser Schritt läuft zurzeit mit sehr großem Erfolg. Wir haben vor zwei bis drei Jahren Siliziumscheiben gehabt, die etwa 0,3 Millimeter dick waren, das hat man inzwischen auf fast die Hälfte reduziert. Der 2. weitere Fortschritt bei der kristallinen Technik sind die gestiegenen Wirkungsgrade."

    Der aktuelle Mangel an reinem Silizium begrenze das Mengenwachstum, als Erklärung für die Preiserhöhungen könne er nur zum Teil herhalten.

    "Man muss hier zwei Sachen ganz klar auseinander halten: Das eine sind die Kosten, also das Geld, das ich ausgeben muss, um ein Produkt herzustellen und das andere ist der Verkaufspreis. Die Kosten sind gesunken, sogar mit Sicherheit ganz massiv, das ergeben alle unsere Untersuchungen, die wir jährlich durchführen. Wir haben in den letzten Jahren aufgrund des enormen Wachstums mit Sicherheit eine Kostenreduktion von 30 oder mehr Prozent gehabt. Die Preise sind aufgrund der hohen Nachfrage allerdings gestiegen. Hier spielt die Marktwirtschaft eine Rolle. Wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, dann steigen die Preise."

    Um Preissenkungen in Gang zu bringen, sollte die Bundesregierung die Einspeisevergütung stärker senken als dies im Erneuerbare-Energien-Gesetz vorgesehen ist, empfiehlt Welter.

    "Ich bin sicher, da laufen im Moment auch sehr viele Gespräche. Aus unserer Perspektive ist eine Reduktion um zehn Prozent noch nicht der Killer für die Solarindustrie."

    Denn die kann ihre Anlagen auch anderswo verkaufen. Auf den Solarmärkten weltweit geben die Verkäufer die Preise vor - allem Kapazitätsaufbau zum Trotz. DIT-Analyst Felix Schnella:

    "Wenn isoliert nur die deutsche Bundesregierung sagen würde, dass die Subventionen komplett gestrichen oder deutlich reduziert würden, wäre das am heutigen Tag wahrscheinlich nicht so schädigend für die Unternehmen wie es noch vor einiger Zeit war, weil die Unternehmen sehr stark eine Internationalisierungsstrategie angestrebt haben, und gleichzeitig eben Märkte wie Spanien, Südkorea, Japan, Amerika, etc pp ihre staatlichen Subventionsprogramme ausgebaut haben."

    Die Bonner Solarworld ist ein Beispiel für die Globalisierung der Solarbranche. Durch die Übernahme von Shell Solar Anfang dieses Jahres wurde die Firma auch in den USA die Nummer eins. In den USA hat vor allem der Bundesstaat Kalifornien ein großes Solarprogramm aufgelegt, aber auch andere Staaten wie New Jersey haben sich beim Strom aus der Sonne ehrgeizige Ziele gesetzt. In vielen Regionen in Entwicklungsländern des Südens gibt es bisher noch überhaupt keine Stromversorgung, vielerorts wäre Solarstrom die kostengünstigste Variante, dies zu ändern. Der Weltmarkt für Solarenergie wächst jährlich mit Raten zwischen 30 und 40 Prozent.

    In Deutschland könnte Solarstrom in vier bis fünf Jahren zum ersten Mal die Marke von einem Prozent an der Stromerzeugung überspringen. Dann soll sich das Wachstum noch beschleunigen, weil größere Produktionskapazitäten zur Verfügung stehen und die Preise gesunken sind. Die Dachflächen in Deutschland reichen aus, um etwa ein Drittel des derzeitigen Strombedarfs durch Solarenergie zu decken. Wo liegen also die Grenzen des Wachstums von Strom aus der Sonne und anderen regenerativen Energiequellen? Frank Asbeck von Solarworld.

    "Vor 200 Jahren haben wir fossile Energien nicht gekannt und wir werden sie in 200 Jahren auch nicht mehr haben. Und da müssen wir es schaffen, wenn wir erleuchtet und erwärmt weiter auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir es schaffen, alternative Energien zu nutzen und zwar zu 100 Prozent. Also da kann man nicht sagen, die können nur 40, 50. Aber wir werden Alternative Energien definitiv zu 100 Prozent einsetzen müssen, weil wir sonst nichts haben."