Die Inuit lassen sich im wörtlichen Sinne für die Polar- und Klimaforschung einspannen – mit ihren Hundeschlitten.
Damit kurven sie wie gewohnt auf der Jagd nach Robben oder Walrössern tagelang über das Meereis der Arktis. Doch neuerdings sind einige der hölzernen Gefährte ungewöhnlich bestückt. Mit Luftdruck- und Temperaturmessern. Mit GPS-Sendern, die den Aufenthaltsort übermitteln. Und mit einem merkwürdigen Messinstrument in Form einer Stange, das sich EM 31 nennt.
"Das EM 31 ist ein elektromagnetisches Gerät, das Geophysiker schon seit Jahrzehnten bei der Bodenerkundung benutzen. Allerdings ist es ziemlich lang: vier Meter. Zuletzt hat der Hersteller aber eine kleinere Version entwickelt. Die ist nur noch halb so lang."
Der Physiker Jeremy Wilkinson von der Schottischen Vereinigung für Meeresforschung. Er gehört zu den Forschern, die an dem Projekt beteiligt sind.
Mit nur noch zwei Metern Länge passt das verkürzte EM 31 nun auch auf die Schlitten der Inuit. Das Gerät hat eine Sende- und eine Empfangsspule. Die eine erzeugt elektromagnetische Wellen, die andere fängt sie wieder auf. Das erlaubt einen Blick in den verborgenen Untergrund.
"Man kann sich Meereis wie einen elektrischen Isolator vorstellen und Ozeanwasser wie einen guten Leiter. Je dicker die Eisschicht unter den Kufen des Schlittens, desto schwächer ist deshalb das Signal, das das EM 31 wieder auffängt. Man kann mit dem Gerät also den Abstand zur Meeresoberfläche unter dem Eis messen. Daraus lässt sich dann die Eisdicke ableiten."
Im vergangenen Jahr rüsteten Wilkinson und sein Team erstmals zwei Jagdschlitten der Inuit testweise mit dem System aus. Über die Ergebnisse berichten sie jetzt in der Fachzeitschrift "EOS".
Innerhalb von nur zwei Tagen kamen demnach 20.000 Einzeldaten über die Eisdicke zusammen, auf einer Strecke von fast 200 Kilometern in der Nähe von Qaanaaq, einer Siedlung im Nordwesten Grönlands. Alles lief dabei wie von Geisterhand gesteuert:
"Wir haben einen Beschleunigungssensor an Bord der Schlitten. Er merkt, wenn sie sich in Bewegung setzen, und schaltet dann die Instrumente an. Auch sie messen vollautomatisch alle fünf oder zehn Meter, die die Schlitten auf ihrem Weg zurücklegen – je nachdem, wie wir das System einstellen."
Im Februar werden die Forscher wieder vor Ort in Grönland sein. Dann startet Phase zwei des Projekts. Der Test-Zeitraum ist diesmal länger. Im Moment kann Jeremy Wilkinson sagen, dass die Elektromagnetik auch bei minus 20 Grad noch zuverlässig funktioniert. Aber niemand weiß, ob das auch noch so sein wird, wenn die Geräte über Wochen oder Monate auf den Schlitten der Inuit installiert bleiben.
Der australische Physiker würde sich das wünschen:
"Satellitenbeobachtungen zeigen uns zwar, dass das arktische Meereis in seiner Ausdehnung zurückgeht. Nicht aber, wie dünn es geworden ist. Solche Daten liefern bisher nur Forscher, die aufs Eis hinausgehen und Löcher bohren. Oder Militär-U-Boote, die unter dem Packeis durchtauchen und dabei Messungen vornehmen. Die Inuit sind Tag für Tag auf dem Eis unterwegs. Wenn wir ihre Schlitten mit Instrumenten ausrüsten, können wir die Meereisdicke auf ihren Routen routinemäßig messen. Dann sehen wir, wie sich das Eis verändert - einen ganzen Winter lang. Oder sogar über mehrere Jahre."
Nach Aussage der Forscher sind die Inuit von dem Projekt ganz angetan. Denn auch sie profitieren von den Daten. Sie zeigen den Robben- und Walross-Jägern, welche angestammten Reviere sie in Zukunft lieber meiden sollten - weil sich ihre Schlitten dort bald auf zu dünnem Eis bewegen.
Damit kurven sie wie gewohnt auf der Jagd nach Robben oder Walrössern tagelang über das Meereis der Arktis. Doch neuerdings sind einige der hölzernen Gefährte ungewöhnlich bestückt. Mit Luftdruck- und Temperaturmessern. Mit GPS-Sendern, die den Aufenthaltsort übermitteln. Und mit einem merkwürdigen Messinstrument in Form einer Stange, das sich EM 31 nennt.
"Das EM 31 ist ein elektromagnetisches Gerät, das Geophysiker schon seit Jahrzehnten bei der Bodenerkundung benutzen. Allerdings ist es ziemlich lang: vier Meter. Zuletzt hat der Hersteller aber eine kleinere Version entwickelt. Die ist nur noch halb so lang."
Der Physiker Jeremy Wilkinson von der Schottischen Vereinigung für Meeresforschung. Er gehört zu den Forschern, die an dem Projekt beteiligt sind.
Mit nur noch zwei Metern Länge passt das verkürzte EM 31 nun auch auf die Schlitten der Inuit. Das Gerät hat eine Sende- und eine Empfangsspule. Die eine erzeugt elektromagnetische Wellen, die andere fängt sie wieder auf. Das erlaubt einen Blick in den verborgenen Untergrund.
"Man kann sich Meereis wie einen elektrischen Isolator vorstellen und Ozeanwasser wie einen guten Leiter. Je dicker die Eisschicht unter den Kufen des Schlittens, desto schwächer ist deshalb das Signal, das das EM 31 wieder auffängt. Man kann mit dem Gerät also den Abstand zur Meeresoberfläche unter dem Eis messen. Daraus lässt sich dann die Eisdicke ableiten."
Im vergangenen Jahr rüsteten Wilkinson und sein Team erstmals zwei Jagdschlitten der Inuit testweise mit dem System aus. Über die Ergebnisse berichten sie jetzt in der Fachzeitschrift "EOS".
Innerhalb von nur zwei Tagen kamen demnach 20.000 Einzeldaten über die Eisdicke zusammen, auf einer Strecke von fast 200 Kilometern in der Nähe von Qaanaaq, einer Siedlung im Nordwesten Grönlands. Alles lief dabei wie von Geisterhand gesteuert:
"Wir haben einen Beschleunigungssensor an Bord der Schlitten. Er merkt, wenn sie sich in Bewegung setzen, und schaltet dann die Instrumente an. Auch sie messen vollautomatisch alle fünf oder zehn Meter, die die Schlitten auf ihrem Weg zurücklegen – je nachdem, wie wir das System einstellen."
Im Februar werden die Forscher wieder vor Ort in Grönland sein. Dann startet Phase zwei des Projekts. Der Test-Zeitraum ist diesmal länger. Im Moment kann Jeremy Wilkinson sagen, dass die Elektromagnetik auch bei minus 20 Grad noch zuverlässig funktioniert. Aber niemand weiß, ob das auch noch so sein wird, wenn die Geräte über Wochen oder Monate auf den Schlitten der Inuit installiert bleiben.
Der australische Physiker würde sich das wünschen:
"Satellitenbeobachtungen zeigen uns zwar, dass das arktische Meereis in seiner Ausdehnung zurückgeht. Nicht aber, wie dünn es geworden ist. Solche Daten liefern bisher nur Forscher, die aufs Eis hinausgehen und Löcher bohren. Oder Militär-U-Boote, die unter dem Packeis durchtauchen und dabei Messungen vornehmen. Die Inuit sind Tag für Tag auf dem Eis unterwegs. Wenn wir ihre Schlitten mit Instrumenten ausrüsten, können wir die Meereisdicke auf ihren Routen routinemäßig messen. Dann sehen wir, wie sich das Eis verändert - einen ganzen Winter lang. Oder sogar über mehrere Jahre."
Nach Aussage der Forscher sind die Inuit von dem Projekt ganz angetan. Denn auch sie profitieren von den Daten. Sie zeigen den Robben- und Walross-Jägern, welche angestammten Reviere sie in Zukunft lieber meiden sollten - weil sich ihre Schlitten dort bald auf zu dünnem Eis bewegen.