Die Arbinsgate Nummer 1 ist ein reich verziertes Wohnhaus vom Ende des 19. Jahrhunderts im Zentrum der norwegischen Hauptstadt. Hier, gegenüber vom Schloßpark wohnte Henrik Ibsen mit seiner Frau Suzannah die letzten elf Jahre seines Lebens. Doch die Einrichtung war bis vor Kurzem in alle Winde zerstreut: Ein Teil fand sich am Geburtsort in Skien, 120 km südwestlich von Oslo und in Grimstad, wo Ibsen bei einem Apotheker in die Lehre ging, erklärt Museumsleiter Erik Edvardsen und öffnet die Tür zum rekonstruierten Schreibzimmer: An der Wand ein großes Ölgemälde mit goldenem Rahmen, gegenüber ein altmodisches Sofa mit gedrechselten Beinen.
"In diesem Zimmer hat Ibsen seine letzten Dramen geschrieben, "John Gabriel Borkman" und "Wenn wir Toten erwachen". Er ist in der ganzen Wohnung umhergewandert und hat die Repliken zu seinen Stücken ersonnen. Hier hat er sie niedergeschrieben. Und über dem Sofa stehen Erinnerungsstücke von seinen Wohnorten im Ausland, Andenken aus Italien, ein Bierkrug aus Deutschland. "
Auf über 300 Quadratmeter erstreckt sich die Wohnung, ausgestattet im Stil der Zeit. Schwere Vorhänge an Türen und Fenstern, Stuck und Verzierungen an der Decke, die Wände gestrichen in einem verhaltenen Moosgrün, Ocker oder Rot. Bei der Wiederherstellung des Ursprungszustands stützten sich die Mitarbeiter des Norwegischen Volksmuseums vor allem auf Fotos. Und sie wurden an ungewöhnlichen Orten fündig: Die Originalbadewanne fanden sie auf einer Weide, wo sie Kühen als Tränke diente, einen Ofen retteten sie dank detektivischer Kleinarbeit kurz vor dem Abriß in einem Haus nördlich von Oslo.
Nur ein paar Schritte sind es von der Wohnung bis hinüber in die alte Sternwarte auf einem Hügel hoch über dem Künstlerviertel Frogner.
Im Turmzimmer beugt sich Christian Janss über die vergilbten Briefe und Manuskripte des Dramatikers. Der Altphilologe leitet das umfangreichste Editionsprojekt der jüngsten norwegischen Geschichte. Erstmals werden Ibsens sämtliche Schriften mit textkritischen Kommentaren versehen und zusammengestellt: 60 000 Seiten, 30 Bände mit Originaltexten und Kommentaren. Ein Jahrhundertprojekt.
Ibsen sei ein pflegeleichter Autor, mit klaren Gedanken und ordentlicher Handschrift, freut sich Janss und erzählt, dass hier im Observatorium einst die Astronomen-Tochter und streitbare Feministin Aasta Hansten ihre Pamphlete verfasste. Begegnet seien sich die beiden nie, doch Ibsen habe der Kampf der Frauen um Selbstverwikrlichung und Gleichstellung in viele seiner Werke einfließen lassen, sagt Janss:
"Man meint, seine Frau sei diejenige, die sich mit der zeitgenössischen feministischen Literatur beschäftigt hat. Und man stellt sich dann vor: Ibsen und Frau am Mittagstisch, die Frau erzählt, was sie gelesen hat, Ibsen hört zu und macht sich seine Vorstellungen und Eindrücke und Suzannah sagt, darüber solltest du ein Stück schreiben. "
Doppelmoral, Heuchelei der bürgerlichen Gesellschaft und das ungleiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern thematisiert Ibsen in seinen Stücken uns ist damit seiner Zeit voraus, einer der ersten Vertreter des Naturalismus in Europa. Als Feminist sieht sich der Dramatiker selbst aber nicht – auch, wenn es oft die mutigen Frauenfiguren sind, die mit seiner Theaterarbeit verbunden werden. Eine Frau, die wie in "Nora oder Ein Puppenheim" den Koffer packt, den Mann und die Kinder zurücklässt und hinaus in die Welt spaziert, ist auch heute noch eine Szene, die bewegt. Schon zu Lebzeiten Ibsens gaben seine Dramen Anstoß zu heftigen Protesten und wurden Zielscheibe der Zensur. Dass er bis zum Ende nicht locker gelassen hat, daran erinnert auch die Sterbeszene im letzten Zimmer am Ende des langen Flurs, berichtet Museumsleiter Erik Edvardsen:
"Hier hat er seine letzten Worte gesprochen, am Tag bevor er starb. Die Familie steht um sein Bett und die Krankenschwester will trösten: "Dr. Ibsen sieht heute etwas besser aus." Und da setzt er sich auf und schreit: "ganz im Gegenteil" und fällt zurück ins Bett und ins Koma. Typisch Ibsen, sagt sein hinzueilender Artzt. Dafür stand Ibsen: zu protestieren, zu diskutieren und gegen den Strom zu schwimmen. "
"Henrik Ibsen - tvert i mot", "ganz im Gegenteil" ist auch der Titel einer neuen Dauerausstellung, die nebenan liegt. Hier wird der Dramatiker in Schwerpunktthemen präsentiert, die von seinem Verhältnis zu Frauenfragen, zur Meinungsfreiheit und zu seiner Heimat berichten und das Zeitbild vervollständigen, das die Wohnung vermittelt. Ein würdiges Gedenken Henrik Ibsens.
"In diesem Zimmer hat Ibsen seine letzten Dramen geschrieben, "John Gabriel Borkman" und "Wenn wir Toten erwachen". Er ist in der ganzen Wohnung umhergewandert und hat die Repliken zu seinen Stücken ersonnen. Hier hat er sie niedergeschrieben. Und über dem Sofa stehen Erinnerungsstücke von seinen Wohnorten im Ausland, Andenken aus Italien, ein Bierkrug aus Deutschland. "
Auf über 300 Quadratmeter erstreckt sich die Wohnung, ausgestattet im Stil der Zeit. Schwere Vorhänge an Türen und Fenstern, Stuck und Verzierungen an der Decke, die Wände gestrichen in einem verhaltenen Moosgrün, Ocker oder Rot. Bei der Wiederherstellung des Ursprungszustands stützten sich die Mitarbeiter des Norwegischen Volksmuseums vor allem auf Fotos. Und sie wurden an ungewöhnlichen Orten fündig: Die Originalbadewanne fanden sie auf einer Weide, wo sie Kühen als Tränke diente, einen Ofen retteten sie dank detektivischer Kleinarbeit kurz vor dem Abriß in einem Haus nördlich von Oslo.
Nur ein paar Schritte sind es von der Wohnung bis hinüber in die alte Sternwarte auf einem Hügel hoch über dem Künstlerviertel Frogner.
Im Turmzimmer beugt sich Christian Janss über die vergilbten Briefe und Manuskripte des Dramatikers. Der Altphilologe leitet das umfangreichste Editionsprojekt der jüngsten norwegischen Geschichte. Erstmals werden Ibsens sämtliche Schriften mit textkritischen Kommentaren versehen und zusammengestellt: 60 000 Seiten, 30 Bände mit Originaltexten und Kommentaren. Ein Jahrhundertprojekt.
Ibsen sei ein pflegeleichter Autor, mit klaren Gedanken und ordentlicher Handschrift, freut sich Janss und erzählt, dass hier im Observatorium einst die Astronomen-Tochter und streitbare Feministin Aasta Hansten ihre Pamphlete verfasste. Begegnet seien sich die beiden nie, doch Ibsen habe der Kampf der Frauen um Selbstverwikrlichung und Gleichstellung in viele seiner Werke einfließen lassen, sagt Janss:
"Man meint, seine Frau sei diejenige, die sich mit der zeitgenössischen feministischen Literatur beschäftigt hat. Und man stellt sich dann vor: Ibsen und Frau am Mittagstisch, die Frau erzählt, was sie gelesen hat, Ibsen hört zu und macht sich seine Vorstellungen und Eindrücke und Suzannah sagt, darüber solltest du ein Stück schreiben. "
Doppelmoral, Heuchelei der bürgerlichen Gesellschaft und das ungleiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern thematisiert Ibsen in seinen Stücken uns ist damit seiner Zeit voraus, einer der ersten Vertreter des Naturalismus in Europa. Als Feminist sieht sich der Dramatiker selbst aber nicht – auch, wenn es oft die mutigen Frauenfiguren sind, die mit seiner Theaterarbeit verbunden werden. Eine Frau, die wie in "Nora oder Ein Puppenheim" den Koffer packt, den Mann und die Kinder zurücklässt und hinaus in die Welt spaziert, ist auch heute noch eine Szene, die bewegt. Schon zu Lebzeiten Ibsens gaben seine Dramen Anstoß zu heftigen Protesten und wurden Zielscheibe der Zensur. Dass er bis zum Ende nicht locker gelassen hat, daran erinnert auch die Sterbeszene im letzten Zimmer am Ende des langen Flurs, berichtet Museumsleiter Erik Edvardsen:
"Hier hat er seine letzten Worte gesprochen, am Tag bevor er starb. Die Familie steht um sein Bett und die Krankenschwester will trösten: "Dr. Ibsen sieht heute etwas besser aus." Und da setzt er sich auf und schreit: "ganz im Gegenteil" und fällt zurück ins Bett und ins Koma. Typisch Ibsen, sagt sein hinzueilender Artzt. Dafür stand Ibsen: zu protestieren, zu diskutieren und gegen den Strom zu schwimmen. "
"Henrik Ibsen - tvert i mot", "ganz im Gegenteil" ist auch der Titel einer neuen Dauerausstellung, die nebenan liegt. Hier wird der Dramatiker in Schwerpunktthemen präsentiert, die von seinem Verhältnis zu Frauenfragen, zur Meinungsfreiheit und zu seiner Heimat berichten und das Zeitbild vervollständigen, das die Wohnung vermittelt. Ein würdiges Gedenken Henrik Ibsens.