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Auf Jobsuche in den Semesterferien

Vorlesungsfreie Zeit - für viele Studenten nicht gleichbedeutend mit Freizeit. Einige müssen noch Klausuren schreiben, andere machen ein Praktikum. Sehr viele Studierende dagegen nutzen die freien Tage bis in den Herbst, um Geld zu verdienen. Erste Anlaufstelle für die Jobsucher ist dabei meist die örtliche Agentur für Arbeit.

Von Florian Peter |
    Auf großen, silbernen Metalltafeln hängen die Stellenangebote für Studierende im dritten Stock der Dortmunder Arbeitsagentur – und die Tafeln sind gut gefüllt. Ein Callcenter sucht da beispielsweise Telefonisten, ein Lernstudio eine Sprachlehrerin für Spanisch und die Spielbanken NRW nach Croupiers. 150 Stellen hat das Arbeitsamt momentan im Angebot speziell für Studierende – und auch für solche, die erst noch ihr Studium beginnen wie den 20-jährigen Martin Hertel. Er fängt erst im Wintersemester an der Uni Dortmund an und sucht bis dahin noch einen Ferienjob.

    "Also es geht primär wirklich um die Bezahlung – und dann gibt es halt Sachen, die man persönlich nicht machen möchte. Also ich möchte zum Beispiel nicht in einem Callcenter arbeiten. Das wäre mir zu langweilig, den ganzen Tag da zu sitzen. Hätte nichts dagegen, halt was Handwerkliches, Technisches zu machen oder auch Kellnern. Irgendwie so was – was halt ein bisschen Abwechslung auch bietet."

    Studierende – und solche die gerade erst anfangen – sind bei den Arbeitgebern immer noch sehr beliebt: Sie sind älter als 18 Jahre, flexibel einsetzbar und belastbar. Durchschnittlich 8 Euro netto verdient ein Studierender in einem Neben- oder Ferienjob – Ausreißer nach unten oder oben nicht ausgeschlossen. Gesucht wird die ganze Bandbreite an Bewerbern: Von Hilfsarbeitern auf dem Bau, im Lager oder im Gartenbereich über Bürofachkräfte bis hin zu wissenschaftlichen Mitarbeitern in Forschungseinrichtungen. Gerade bei anspruchsvolleren Arbeiten wollen Arbeitgeber aber die Studierenden nicht nur für ein paar Monate beschäftigen, sagt Andreas Lukowski von der Dortmunder Arbeitsagentur.

    "Diese Fluktuation bringt ja das, dass auch Leute immer wieder neu eingearbeitet werden. Ist ja betriebswirtschaftlich nicht von Vorteil. Ich habe lieber – und so sagen es auch viele Unternehmer – ich habe lieber einen, der kontinuierlich bei uns beschäftigt ist und dann seine Studienzeit auch als Arbeitskraft mit einbringt. Da ist beiden mit geholfen. Der bekommt sein Geld regelmäßig und der Arbeitgeber hat den Vorteil einer kontinuierlich eingearbeiteten Kraft."

    Wer sich längerfristig für einen Job entscheidet, ist also im Vorteil, allerdings gilt es für alle studentischen Arbeiter, einige wichtige Dinge zu beachten. Zunächst sollte der Studierende sicher gehen, dass sein Arbeitgeber ihn oder sie als Mitarbeiter anmeldet und damit die Sozialabgaben übernimmt.

    "Der Student sollte aber auch nachhaken. Hören Sie mal, ich habe jetzt bei Ihnen angefangen. Ich möchte auch angemeldet werden – kann ich da irgendwas Schriftliches sehen? Das Recht hat er. Es braucht auch kein schriftlicher Vertrag fixiert sein, auch ein mündlicher Vertrag hat Rechtsbestand. Kein Arbeitgeber wird ihm das vorenthalten."

    Außerdem sollten Studierende darauf achten, dass sie am Ende des Jahres nicht zu viel verdient haben: Bis zu maximal 8600 Euro sind steuerfrei – wird mehr verdient, kann den Eltern beispielsweise das Kindergeld gekürzt werden. BAföG-Empfänger müssen besonders vorsichtig sein: Sie dürfen nur maximal 350 Euro zusätzlich im Monat verdienen – sonst wird die Förderung gekürzt. Allerdings gilt auch für Studierende: Nicht jeder der einen Job sucht, wird auch einen finden. Allein in Dortmund stehen den momentan 150 freien Stellen rund 450 registrierte Bewerber gegenüber.

    "Also es ist auch ein bisschen mit Glück verbunden. Der eine oder andere kriegt einen Job, der andere weniger, weil er vielleicht nicht richtig initiativ da tätig war. Liegt auch an den einzelnen selbst."

    Deshalb rät Jobberater Andreas Lukowski den Studierenden auch, sich nicht nur auf die Beratung der Arbeitsagenturen und Stellenangebote im Internet zu beschränken, sondern sich selbst direkt vor Ort nach Jobs umzuschauen beispielsweise in großen Industriegebieten.

    "Ferner würde ich auch durch die Stadt gehen – da sind ja sehr viele Geschäfte und Kaufhäuser. Dort mal initiativ vorsprechen: Hören Sie mal, hier bin ich, haben Sie einen Job für mich? Können Sie mir was anbieten? Ich würde dann und dann gerne arbeiten. Vielleicht auch in einem kleinen Vorstellungsgespräch. Muss man experimentieren. Das eine oder andere käme mit Sicherheit dabei rum. Das empfehle ich auch unseren Studenten im persönlichen Gespräch."

    Dieses persönliche Gespräch hat der angehende Studierende Martin Hertel mittlerweile hinter sich – mit Erfolg. Ein Supermarkt in der näheren Umgebung sucht noch Lagerarbeiter – in den nächsten Tagen soll Martin dort zum Vorstellungsgespräch kommen. Insgesamt stehen die Chancen für Studierende auf dem Arbeitsmarkt, einen Neben- oder Ferienjob zu finden, momentan nicht schlecht – auch wegen des gesamtwirtschaftlichen Aufschwungs. Allerdings ist ein genereller Trend auf dem studentischen Arbeitsmarkt nicht auszumachen – auch weil hier, ähnlich wie im Baugewerbe, kurzfristige Saisonarbeit immer noch einen Großteil der Stellen ausmacht.