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Auf neuen Wegen zum Kunden

Triple Play wird von vielen noch immer als Kampf der Monopolisten gesehen. Doch das ist eine sehr verkürzte Sicht der Dinge. Denn gerade die kleinen Telekommunikationsunternehmen haben Triple Play als Riesenchance erkannt. Sie setzen das allerdings bisher sehr unterschiedlich um.

Von Peter Welchering |
    "Video on demand" heißt das Zauberwort, das derzeit die Strategiesitzungen der Telekommunikationsanbieter von Colt über Vodafone bis hin zu Arcor und Netcologne beherrscht. Vom reinen Minutenpreis in der Telefonie kann niemand mehr leben. Also muss der Einstieg in ein breit gefächertes, inhaltlich gestütztes Angebot gewagt werden. Die technische Basis dafür sind DSL-Anschluss und zunehmend eine schnelle Mobilfunk-Datenverbindung. So hat etwa Arcor schon vor fünf Jahren mit Angeboten für das Internet-Radio experimentiert, Video kam dann rasch hinzu, blieb aber, wie Arcor-Bereichsleiter Thomas Lukowsky unumwunden zugibt, etwas versteckt.

    "Seit 2001 haben wir ein Video-on-Demand-Portal, in dem wir attraktive File anbieten für den geneigten Nutzer. Das ist zugegeben noch nicht so richtig vermarktet und befindet sich irgendwo in den Tiefen unserer Web-Seite. Das werden wir auch ändern. Diesen Part des Video, des Fernsehens, des Bewegtbildes, den haben wir eigentlich schon eine gewisse Zeit bei uns im Netz."

    Aber eben sträflich vernachlässigt, das Video-on-Demand, was die Gesamtstrategie angeht. Das soll in den kommenden Monaten anders werden. Arcor hat nämlich auf der CeBIT enorm viel Werbung damit gemacht, ...

    "... dass wir jetzt flächendeckend ADSL2plus ausgerollt haben. Das bietet Bandbreiten bis 16.000. Das heißt, ohne jedes Problem die Möglichkeit, mit hoher Qualität Bewegtbilder zu empfangen."

    16 Megabit, so haben die Spezialisten bei Arcor ausgerechnet, das reicht aus, um Videos in einer guten Qualität schnell zum Anwender ins Wohnzimmer zu bringen. Bei Netcologne setzt man dagegen auf wesentlich höhere Bandbreiten. Denn im Gegensatz zu Arcor, die sich auf das Video-on-Demand plus Telefonie und Internet beschränken will, drängt Netcologne ins Fernsehgeschäft. Netcologne-Manager Werner Hanf:

    "Wir gehen davon aus, dass wir dem Haushalt eine Standard-Bandbreite von rund 100 Megabit zuordnen werden und über diese 100 Megabit kommen dann alle Dienste wie Fernsehen, Telefon und Internet raus, die der Haushalt benötigt. Beim Fernsehen ist dann selbstverständlich, dass man bei 100 Megabit eine hohe Anzahl von HDTV-Kanälen mit integrieren kann."

    Beim Fernsehangebot ist das Lager der Telekommunikationsunternehmen tatsächlich gespalten. Ungefähr sechzig Prozent der Anbieter sieht hier mittelfristig kein Geschäft. Sie argumentieren, dass die Fernsehversorgung via Satellit und DVB-T dem Fernsehkonsumenten alles biete, was er haben möchte. Da sei kein Geld zu verdienen. Die anderen vierzig Prozent setzen auf Gegenden ohne DVB-T-Versorgung und auf das interaktive Fernsehen. Dabei kann der Zuschauer selbst die Kamera-Perspektive bestimmen, aus der er etwa ein Fußballspiel oder ein Formel-1-Rennen betrachten will. Insgesamt bröckelt die Front der Fernsehverachter unter den Telekommunikationsunternehmen ein bisschen. Und das hat durchaus mit dem Marktdruck zu tun, den die PC-Hersteller und die Lieferanten von Computerprozessoren ausüben. Die wollen nämlich den PC als Mediacenter im Wohnzimmer etablieren und so die Nachfrage nach den Geräten anheizen. Intel-Manager N. Weber:

    "Die Frage dann ist: Welches Gerät ist geeignet, diese digitalen Inhalte zu verwalten, zu speichern, zu bearbeiten. Eine gute Annahme ist, das der PC hier die richtige Kombination bietet."

    Die Hardware-Hersteller setzen auf Multimedia-PCs. Das spricht nach ihrem Dafürhalten für Triple Play via DSL-Kabel. Allerdings muss das DSL-Kabel dafür schneller werden. Das DSL der zweiten Generation, das die Deutsche Telekom an den Markt bringen will, wäre ein prima Übertragungsmedium. Hier wird gegenwärtig allerdings heftig darüber gestritten, wie lange die Telekom dieses VDSL genannte, superschnelle Netz als Monopolist betreiben darf. Bei Arcor sieht man diesen Streit gelassen. Man wolle gar nicht auf das schnelle DSL-Netz der zweiten Generation, aber die vor vielen Jahren vom Steuerzahler finanzierten Leerrohre für Kabel, die in der Erde liegen und von der Deutschen Telekom verwaltet werden, die hätte man schon gern für ein eigenes superschnelles DSL-Netz auf Glasfaser. Die Regulierungsdebatte gewinnt auf der Cebit nicht nur an Fahrt, sie wird auch um einen interessanten Punkt erweitert.