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Auf Umweltpatrouille in Potsdam

Dass Umweltschutz überlebensnotwendig ist, wissen die Schüler der Käthe-Kollwitz-Schule in Potsdam schon länger. Dass er sich zudem finanziell lohnt, wissen sie genauer seit drei Jahren. Solange schon wandelt die Solaranlage auf dem Dach ihres über 100 Jahre alten Schulhauses Sonnenenergie in bare Münze um.

Von Agnes Steinbauer |
    Robert aus Klasse acht ist im "Energieteam" der Schule. Stolz präsentiert er die Solar-Daten, die eine elektronische Tafel im Gang anzeigt. Der Schul-Sonnenstrom wird ins städtische Netz eingespeist und bringt pro Jahr rund 400 Euro. In drei Jahren hat die Schule schon 1200 Euro verdient. Neben praktischem Umweltschutz durch CO2-Einsparung hat die Solaranlage für Schulleiter Werner Lindner einen lebensnahen Lerneffekt:

    Wenn wir nur den eignen Energieverbrauch speisen würden, wäre das pädagogisch nicht so wertvoll, als wenn sie sehen: Das kommt pro Jahr, das können wir weiter investieren.

    Mit ihren Umweltschutz-Konzepten hat die Kollwitz-Realschule nicht nur ein starkes Profil entwickelt und nebenbei schon eine ganze Menge Preise gewonnen. Der Umweltweltschutz trägt auch positiv zum allgemeinen Schulklima bei. Papier auf den Boden werfen - so etwas gibt es hier nicht. Auf die Umwelt achten, das bedeutet auch Rücksicht und Verantwortung gegenüber anderen. Das hat Folgen wie Physiklehrerin Sigrid Gärtner weiß:

    Das Umweltbewusstsein ist unwahrscheinlich gestiegen. Es ist so, wenn man in die Schule reinkommt, ist die Tür zu. Das ist vor allem im Winter wichtig und die Schüler achten darauf.

    Die Arbeit mit dem Umweltschutz macht den Unterricht praxisnah und wird - vor allem in den Naturwissenschaften - für den Wissensspeicher der Schüler sinnvoll recyclet. Wenn es in Physik um erneuerbare Energien geht, haben sie ihre eigene Anlage auf dem Dach vor Augen. Aber nicht nur die Umwandlung von Sonnenenergie in Strom bekommen sie täglich aus nächster Nähe mit. Eine Wetterstation auf dem Pausenhof liefert ihnen andere wichtige Umweltdaten. Theresia öffnet den weißen Kasten:

    Hier sind unsere Messinstrumente drin. Minimum und Maximum und Normaltemperatur. Wir gehen jede Pause raus und dann nehmen wir die Siebte mit, damit die das auch lernen.

    Theresia ist eine der Wetterexpertinnen im Globe-Team der Schule. Mitglieder des Globe-Teams sind dafür verantwortlich, dass die Daten täglich in Listen eingetragen und an eine Wetterstation in den USA geschickt werden. Gloria erklärt, was damit passiert:

    Da werden alle Daten von allen Schulen gesammelt. Das sind weltweit 14.000, in Deutschland 400. Potsdam hat vier, davon sind wir die einzige Globe-Schule, die Daten ins Internet stellt.

    Dass man mit Energien haushalten muss, ist den Schülern in Fleisch und Blut übergegangen. Nachhaltigkeit ist für sie kein leerer Begriff mehr. Dafür opfern sie ohne Murren freie Zeit nach der Schule oder in den Ferien. Auch für Benjamin ist das selbstverständlich geworden:

    Wir haben hier eine Liste, wo jeden Tag die Mitglieder des Energieteams einen Rundgang durchs ganze Haus machen. Sie gehen durch jeden Raum und stellen fest, ob die Luft stickig ist oder okay, ob das Fenster offen ist und die Heizung an...

    In einem solchen Fall müsste die Umweltpatrouille der Kollwitz-Schule natürlich eingreifen. Durch ihre Achtsamkeit werden bis zu 30 Prozent Energie im Jahr eingespart. Und: Die Schüler lernen dadurch nicht nur für die Schule, sondern auch fürs Leben.