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Aufbaustudium für Russland-Ärzte

Unter den Menschen, die als Aussiedler oder Flüchtlinge aus den Staaten der ehemaligen UdSSR nach Deutschland kamen, sind hoch qualifizierte und spezialisierte Ärzte. Wegen anderer Studien- und Prüfungsinhalte dürfen sie in Deutschland nicht arbeiten. Damit ihr Knowhow dennoch genutzt wird, werden jetzt 22 Ärzte in 18 Monaten zu Medizinprodukt-Berater weitergebildet. Es handelt sich um ein Modellprojekt, das von der Fachhochschule und der Medizinischen Universität zu Lübeck durchgeführt wird. Vor einem Jahr siedelte die deutschstämmige Angelika Roth mit ihrer Familie von der russischen Stadt Tomck nach Deutschland über. Nicht nur die mangelnden Sprachkenntnisse verhinderten, dass die 33-jährige Ärztin in Deutschland Patienten behandeln kann: "Die Lehrerin in meinem Sprachkurs hat gesagt, dass es in Deutschland den Beruf der Kinderärztin für Gynäkologie nicht gibt." Um als Ärztin zu arbeiten, müsste Angelika Roth noch einmal mindestens vier Jahre studieren.

    Professor Klaus-Peter Wolf-Regett, Leiter des Modell-Projekts: "Man muss sich überlegen, wie man sie für den ersten Arbeitsmarkt attraktiv macht, damit sie raus kommen aus der Sozialhilfe oder sonstigen Unterstützungsmaßnahmen. So dass wir diese wertvollen Arbeitskräfte sinnvoll einsetzen können." Als Medizinprodukt-Berater sollen die Mediziner aus dem Osten in Krankenhäusern den Einsatz von Apparaten betreuen oder in Entwicklungsabteilungen von Medizintechnik-Unternehmen den Ingenieren erklären, was Ärzte brauchen. Für ihre neue Aufgabe lernen die 22 Kursteilnehmer zunächst technische Grundlagen - Elektrotechnik, Konstruktion und computergestütztes Design. Danach erfahren sie, wie mit diesem Wissen medizinische Apparate gebaut werden. Zum Schluss absolvieren sie ein Praktikum in einem Unternehmen.