Allerdings bewiesen nicht alle Zeitgenossen solchen Weitblick, denn der Antrag Zuses auf Patentierung des elektromechanischen Rechners wurde 1967 abgelehnt. Trotzdem erfuhr der Forscher jetzt eine – wenn auch späte – Ehrung, als die Bundesregierung das Patent für die Aufnahme in das UNESCO-Weltgedächtnis vorschlug. Horst Zuse von der Technischen Universität Berlin bastelte derweil an einem Comeback des ersten Relais-Rechenknechtes: Zusammen mit Kollegen von der freien Universität Berlin bauten die Wissenschaftler die legendäre Z3 mit 2400 Relais nach. Die Innereien des Automaten mussten sich dabei einer Überarbeitung unterziehen, denn es ging nicht in erster Linie darum, ein originalgetreues Modell zu erstellen, sondern vielmehr die Funktionsweise der Z3 anschaulich zu präsentieren.
"Zusammen mit dem Informatiker Professor Paul Rochas kam ich auf die Idee, aus Anlass des 60. Jahrestages die Technologie wieder auferstehen zu lassen", schildert Horst Zuse. Dabei habe im Vordergrund gestanden, die Funktionsweise der Maschine – und damit auch ihrer hochintegrierten Nachfahren - verständlich zu machen. Daher wurde die Z3 didaktisch so aufbereitet, dass die Datenflüsse an dem Modell regelrecht verfolgt und auch die Bits fast greifbar werden. Im Unterschied zum historischen Nachbau der Z3 des Deutschen Museums bestehen aus diesem Grund markante Unterschiede. Während sich das museale Ausstellungsstück handverdrahtet und in Originalgröße präsentiert, fällt Horst Zuses Z3 mit einer Platine mit einem Meter Länge und 50 Zentimeter Höhe deutlich kleiner aus. Überdies verrichten modernste Relais und Leuchtdioden auf dem Werkstück ihren Dienst. "Einerseits wollten wir niemandem zumuten, nochmals 20.000 Leitungen wie im Original zu verdrahten. Um die Funktionsweise zu verdeutlichen und die Maschine überdies transportabel zu machen, um sie auch andernorts ausstellen zu können, mussten wir moderne Elektronik einsetzen", so Zuse. "Das Modell enthält alle klassischen Komponenten eines modernen Prozessors. Weil der Beobachter daran alle Bits und Gleitkommazahlen direkt sehen kann, kann er genau verfolgen, wie der Apparat bei den Berechnungen vorgeht."