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Auferstehung im Judentum
Hinterm Horizont geht's weiter

Die Vorstellung von der Auferstehung der Toten ist aus dem Judentum ins Christentum gelangt. Kein Wunder: Jesus war Jude und stand der Bewegung der Pharisäer nahe. Auch Juden sind davon überzeugt, dass es nach dem Tod weitergeht. Wie es danach aber weitergeht, darüber finden sich in den hebräischen Schriften nur wenige Hinweise.

Von Gerald Beyrodt |
    Auferweckung des Propheten Ezechiel. Relief an der Knesset-Menora in Jerusalem, Israel. Es stammt vom Bildhauer Benno Elkan.
    Auferweckung des Propheten Ezechiel. Relief an der Knesset-Menora in Jerusalem, Israel. (imago / imagebroker)
    Ein Weiterleben nach dem Tod oder die Auferstehung der Toten - das sind Themen, von denen Juden oft vage und auch widersprüchlich sprechen. Wer die christliche Beschäftigung mit dem Jenseits kennt, ist erstaunt, wie wenig Juden dazu zu sagen haben.
    Eines aber ist sicher: Dem wichtigsten jüdischen Gebet zufolge, dem Achtzehnbittengebet, dem Schmone-Esre, macht Gott Tote wieder lebendig. Juden sollen den Text drei Mal täglich sprechen.
    "Gelobt seist du Ewiger, der die Toten wieder belebt."
    Pharisäer contra Sadduzäer
    In der hebräischen Bibel sind nur wenige Andeutungen zum Thema zu finden. Doch in der späteren jüdischen Traditionsliteratur ist die Vorstellung weit verbreitet. Wahrscheinlich hat eine jüdische Laienbewegung zur Zeit Jesu die Idee der Auferstehung entwickelt: die Pharisäer. Ihre Gegner, die Sadduzäer, lehnten die Auferstehung wohl ab, nach allem, was wir wissen. Doch die Sadduzäer sind Geschichte, die Pharisäer haben das rabbinische Judentum bis heute geprägt.
    Maimonides, der wichtigste jüdische Religionsphilosoph, der im Mittelalter als Arzt in Kairo lebte, zählt die Auferstehung zu seinen 13 jüdischen Glaubenssätzen.
    "Ich glaube mit voller Überzeugung, dass die Toten wieder belebt werden zur Zeit, da es der Wille des Schöpfers, gelobt sei sein Name, sein wird, Seine Allgegenwart sei erhoben für immer und in alle Ewigkeit."
    Viele Antworten gibt es auf die W-Fragen: Wann, wo und wie soll die Auferstehung der Toten stattfinden?
    Die Vorstellung von einem Weiterleben direkt nach dem Tod inklusive Gericht gibt es genauso, wie diejenige, dass alle Toten später auferstehen und dann ihrem Gericht entgegensehen. Am Ende der Tage kommt der Gesalbte, der Maschiach oder Messias, nach Jerusalem. Er richtet den Tempel wieder auf und befreit das Land von der Fremdherrschaft, eine Vorstellung, der man deutlich anmerkt, dass sie lange vor Gründung des modernen Staates Israel entstanden ist. Die Toten werden wieder lebendig, wenn der Messias kommt. Pragmatische Anhänger dieser Idee lassen sich übrigens in Jerusalem beerdigen – damit es der Körper nicht so weit hat.
    Hölle auf Zeit
    Außerdem gibt es im Judentum die Vorstellung von einer Art Hölle auf Zeit - ein Ort, wo Sünder nach dem Tod so lange bleiben, bis sie gereinigt sind.
    Und es gibt die Vorstellung eines Garten Eden, in den die Gerechten kommen. Gut ist, wer gute Taten vollbringt, schlecht, wer frevelt. Der Garten Eden für die Gerechten ist keineswegs auf Juden beschränkt. Immer wieder fällt auf, wie wenig Raum wichtige jüdische Denker dem Thema geben. Das Leben vor dem Tod scheint ihnen wichtiger als das Leben danach.
    Andere können sich eher eine unsterbliche Seele denken als eine Wiedergeburt des Körpers. Das sehen auch viele Reformjuden heute so. Orthodoxe Rabbiner äußern sich zurzeit wenig zum Thema.
    Übrigens, im traditionellen Judentum herrscht die Vorstellung: Wir erstehen täglich auf. Da der Schlaf als kleiner Tod gilt, bei dem das Leben aus dem Körper weicht, bedanken sich Juden morgens bei Gott, dass er sie wieder zum Leben erweckt hat.